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An der Sadisdorfer Pinge wird nach Erz gebohrt

Seit Mittwoch geht es in Sadisdorf in die Tiefe. Was man da findet, ist zum Teil bekannt. Trotzdem könnte es spannend werden.

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© Frank Baldauf

Von Franz Herz

Sadisdorf. Zwei Bohrungen lässt die Firma Tin International derzeit an der Sadisdorfer Pinge in die Erde bringen. Vergangene Woche hat die Firma Pruy Gesteins-, Bohr- und Umwelttechnik aus Schönheide die Baustelle vorbereitet. Seit Mittwoch drehen sich nun die Bohrer. Auftraggeberin ist das Unternehmen von Anja Ehser. Die Geologin ist Vorstand von Tin International, einem Tochterunternehmen der Deutsch Rohstoff AG. Ihre Firma hat vom Oberbergamt in Freiberg die Lizenz bekommen, die Umgebung der Sadisdorfer Pinge auf verwertbare Rohstoffe zu erkunden.

Dirk Reckner (rechts), Bohrgeräteführer aus Schneeberg, und Marcus Baumgartl bringen hier den Bohrer an, der seit Mittwoch an der Sadisdorfer Pinge arbeitet, um die Erzvorräte zu erkunden.
Dirk Reckner (rechts), Bohrgeräteführer aus Schneeberg, und Marcus Baumgartl bringen hier den Bohrer an, der seit Mittwoch an der Sadisdorfer Pinge arbeitet, um die Erzvorräte zu erkunden. © Frank Baldauf
Solange kein strenger Frost herrscht, sind die Arbeiten unproblematisch.
Solange kein strenger Frost herrscht, sind die Arbeiten unproblematisch. © Frank Baldauf

Der Name des Unternehmens verrät schon, welches Metall es zuvorderst im Blick hat. Tin ist das englische Wort für Zinn. Eine aktuelle Schätzung geht davon aus, dass in Sadisdorf noch 15 000 Tonnen reines Zinn in der Erde liegen. Aber das ist nicht alles. Bei ihrer Erkundung sind die Zinnsucher auch auf Lithium gestoßen. Das ist im Sadisdorfer Untergrund ebenfalls in nennenswertem Umfang vorhaben. Die genaue Menge wird zurzeit berechnet. Um die Lithium-Vorräte abzubauen, hat Tin International einen Partner mit ins Boot genommen, das Unternehmen Lithium Australia, das auch über eine günstige Aufbereitungstechnologie verfügt.

Weiter in der Tiefe liegt auch noch Wolfram. Diese Erkenntnisse sind im Prinzip schon lange bekannt. Bereits in den 1980er-Jahren wurde die Umgebung der Sadisdorfer Pinge erkundet, ob sich dort nicht ein neuer Bergbau lohnen könnte. Die Bohrungen haben schon damals interessante Ergebnisse gebracht und auch Material, das Tin International noch einmal untersuchen konnte. „Es ist aber leider nicht mehr vollständig vorhanden. Manches ist nach der Wende nicht mehr aufbewahrt worden“, sagt Anja Ehser. Daher investiert das Unternehmen jetzt in zwei neue Bohrungen. Es geht in erster Linie darum, die alten Ergebnisse noch einmal zu überprüfen und Lücken zu füllen. Eine Bohrung soll bis in 150 Meter Tiefe reichen. Sie wird leicht schräg angesetzt und zielt in Richtung Pinge. Die zweite geht wesentlich tiefer bis in 300 Meter Tiefe und zielt etwas weg von der Pinge. Für Tin International sind genaue Daten wichtig, um eine Entscheidungsgrundlage für eine eventuelle Bergwerksplanung zu bekommen.

Dafür, dass das alles klappt, ist Dirk Reckner aus Schneeberg verantwortlich, der Bohrgeräteführer. Der Bohrer ist ein großes Rohr, mit 14,6 Zentimetern Durchmesser. Darin befindet sich ein zweites Rohr. Das wird in regelmäßigen Abständen nach oben gezogen mitsamt dem Gestein, das sich darin befindet. Auf diesen Bohrkern kommt es den Geologen an. Sie wissen ja genau, aus welcher Tiefe er kommt. Wenn sie ihn untersuchen, gewinnen sie eine Vorstellung, was wo in der Erde lagert und wie sich das Gestein mit der Tiefe ändert. Das Material wird in ein Speziallabor nach Irland gebracht und nach allen Regeln der Kunst untersucht. Die Fachleute prüfen es auf rund 50 Elemente, die dort enthalten sein könnten. Mit jedem Rohstoff, der zusätzlich aus dem Gestein gewonnen werden kann, lohnt sich der Bergbau mehr.

Nun hoffen die Leute am Bohrer, dass das Wetter mitspielt. Was in der Tiefe passiert, ist zwar unabhängig von Schnee und Eis. Aber sie arbeiten mit Wasser. Das wird in die Tiefe und wieder hochgepumpt. Damit kühlt es erstens die Bohrkrone, die sonst überhitzen würde, wenn sie dauernd auf dem Stein entlang schrammt. Zweitens spült das Wasser den Sand heraus, der beim Bohren entsteht. Der kann nicht im Bohrloch bleiben, sonst würde sich irgendwann der Bohrer verklemmen. Aber an der Oberfläche wird es schwierig, mit Wasser zu arbeiten, wenn strenger Frost herrscht.

Solange sie milde Temperaturen haben, arbeiten die Männer am Bohrer in einer Schicht. Wenn es zu kalt wird, stellen sie auf Zwei-Schicht-Betrieb um, damit das Wasser nicht zur Ruhe kommt, sonst würde es einfrieren. Wie lange die Arbeiten dauern werden, ist offen. „Es gibt Tage, da bohrst du 20 Meter, andere, da schaffst du nur fünf. Das kommt aufs Gestein an und ob Klüfte darin sind“, sagt Reckner.

Am Freitag werden auch Oberbürgermeister Jens Peter (Freie Wähler) und die Ortsvorsteher aus den benachbarten Orten die Bohrstelle besichtigen. „Es ist doch eine wichtige Sache, die unsere Stadt voranbringen kann“, sagt Peter.