Merken

An der Alten Ziegelei tut sich was

Lange war das Grundstück völlig verwildert. Jetzt haben Arbeiter für Ordnung gesorgt. Das hat seine Gründe.

Teilen
Folgen
© Andreas Weihs

Von Stephan Hönigschmid

Meißen. Uwe Schlosser freut sich. Nachdem das Gelände an der Alten Ziegelei lange im Dornröschenschlaf lag und ähnlich wie im gleichnamigen Märchen fast vollständig mit Sträuchern und Bäumen zugewuchert war, kam vor Kurzem Bewegung in die Sache.

Dort, wo vor einigen Wochen noch ein wilder Wald wucherte, haben Arbeiter inzwischen alles abgeholzt und die Baum- und Strauchreste auf einen großen Baucontainer geladen.
Dort, wo vor einigen Wochen noch ein wilder Wald wucherte, haben Arbeiter inzwischen alles abgeholzt und die Baum- und Strauchreste auf einen großen Baucontainer geladen. © Uwe Schlosser

„Es war dort neulich eine Gruppe Männer im Einsatz, die am Wochenende bis zum Einbruch der Dunkelheit für Ordnung gesorgt hat“, berichtet Schlosser der Sächsischen Zeitung. Für die Männer sei das harte Knochenarbeit gewesen. Ein mitgebrachter Häcksler habe voll zu tun gehabt, erinnert sich der Optiker, der gleich in der Nähe wohnt. Zuvor hatte er sich wiederholt für das Gelände eingesetzt. „Das Gelände um und an der Alten Ziegelei war mir aufgrund des urwaldmäßigen Zustandes schon seit längerer Zeit ein Dorn im Auge. Mehrmals habe ich der Stadt und dem Ordnungsamt mitgeteilt, wie säuisch es dort ausschaut.“ Schließlich kämen dort auch Touristen auf ihrem Weg Richtung Albrechtsburg und Dom vorbei, so Schlosser, der es trotz des maroden Zustandes des Ziegeleigebäudes schön findet, dass es von der Straße aus wieder zu sehen ist.

Der Stadt braucht er dafür allerdings nicht zu danken. Denn die war gar nicht beteiligt. Wie Sprecher Michael Eckardt auf SZ-Anfrage mitteilt, befindet sich auf dem Areal außer dem Gelände der Kindertagesstätte „An der Alten Ziegelei“ kein weiteres Grundstück in städtischem Eigentum. Auch von sonstigen Aktivitäten habe er keine Kenntnis.

„Von einem ‚kürzlichen‘ Arbeitseinsatz – etwa des Bauhofes – ist uns nichts bekannt.“ Ein diesbezüglicher Einsatz liege schon etwas länger zurück. So hätten Arbeiter im August sogenannte Rückschnittarbeiten durchgeführt, um die Sicherheit im öffentlichen Verkehrsraum zu gewährleisten, informierte der Sprecher. Die Stadt schied somit als Auftraggeber für den aktuellen Arbeitseinsatz aus. Aber wer sollte es stattdessen gewesen sein? Weil sich das nicht nur Uwe Schlosser, sondern auch andere Meißner fragten, machte sich die SZ auf die Suche nach des Rätsels Lösung. Bei einem Rundgang entlang des fraglichen Grundstücks sowie Gesprächen mit Anwohnern und Immobilienexperten fiel dabei immer öfter ein Name: Lehmann-Immobilien.

Auf Nachfrage der Sächsischen Zeitung bestätigte dort Mitarbeiter Winfried Banowski die Aktivitäten auf dem Grundstück. „Wir sind auf dem Areal mit unserer Projektgesellschaft Lesta Immobilien GmbH tätig und entwickeln das Gelände.“ Die Aufräumarbeiten seien notwendig gewesen, um die Voraussetzungen für ein Bauprojekt zu schaffen. „Auf einer Teilfläche sollen demnächst vier Einfamilienhäuser entstehen“, verrät Banowski.

Da das Grundstück von der Projektfirma verwaltet werde, könne er nichts Näheres sagen. Wie viele Arbeiter bei der Aufräumaktion im Einsatz gewesen seien und wie lange sie alles in allem gebraucht hätten, um den kleinen Urwald mit seinen großen und kleinen Büschen und hochgewachsenen Bäumen zu bändigen, sei ihm nicht bekannt, so Banowski.

Gegenwärtig zeugt nur noch ein bis zum Rand vollgepackter Schuttcontainer von dem Einsatz der fleißigen Arbeiter. Besonders redselig scheinen diese aber nicht gewesen zu sein. „Ich hatte die Leute direkt drauf angesprochen, aber sie wollten mir nichts sagen“, bedauert Uwe Schlosser, der es auch für nahe gelegene Gewerbetreibende besser findet, dass das Gelände wieder einen ordentlichen und aufgeräumten Eindruck macht. „Man hat ja kaum noch das Schild vom Friseur gesehen. Von daher ist das jetzt eine deutliche Verbesserung“, ist sich der Meißner sicher.

Noch einmal wird er sich wohl nicht über ein verlottertes Grundstück rund um die Alte Ziegelei ärgern müssen. Der Bau der Eigenheime und die damit verbundene Ansiedlung von neuen Anwohnern erhöhen die Chance, dass es einen sommerlichen Urwald wie in diesem Jahr kein weiteres Mal geben wird.