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Amalie lädt aufs Schloss

Die Königin höchstpersönlich gewährt Einblick in ihr höfisches Leben auf dem Weesenstein. Das passiert nicht oft und sorgt für einige Überraschungen.

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© Foto: Schloss

Von Heike Sabel

Weesenstein. Ach, endlich wieder auf Schloss Weesenstein. Seit wir 1822 geheiratet haben, sind wir oft auf dem Schloss zu Gast. Ich liebe es so sehr wie auch mein Gemahl, Prinz Johann von Sachsen. Es ist hier so herrlich ruhig, nicht wie zum Sommerlager in Pillnitz, wo es an der Elbe immer laut zugeht. Sie wissen schon – die neumodische Kettenschifffahrt und die vielen Hofschranzen. Kaum, dass man sein eigenes Wort versteht.

Hier im lieblichen Müglitztal ist das alles anders. So wie zu Hause in Bayern, von wo ich stamme. Wie viele schöne Stunden haben mein Gemahl und ich hier im Tal verbracht. Ich gebar neun Kinder, von denen leider sechs vor uns den Eltern starben. So erlebten wir auf Weesenstein auch einen der traurigsten Momente unseres Lebens. Unser hoffnungsvoller Zweitgeborener, Prinz Ernst, starb hier in zartem Jugendalter. Wir haben ihm im Schlossgarten ein Denkmal gesetzt.

Nun ist mein Gemahl durch den Tod seines unglücklichen Bruders durch den schrecklichen Kutschenunfall in Tirol König geworden und muss die Geschicke des Landes lenken. Das tut er mit ganzer Kraft und voller Gedanken um das Wohlergehen unseres Volkes. Allerdings ist der Preis hoch, denn nun bin ich oft allein, weil er zum Regieren in Dresden weilt. Immerzu wollen seine Minister eine Entscheidung.

Aber ich habe hier meine lieben Kinder, und auch die Hofbediensteten sorgen für meine und meiner Familie Bequemlichkeit. Nun ja, die Hofdamen langweilen sich vielleicht etwas, was den Klatsch und Tratsch befördert, aber die Kinder können durch den Hauslehrer unterrichtet werden, meine Zofe leistet mir zuweilen Gesellschaft und der Kammerdiener hat alles im Griff. Sie sind es auch, die das Fest am kommenden Sonntag vorbereiten, wofür ich ihnen sehr dankbar bin. Da kommt ja viel Besuch nach Weesenstein, und ich bin gespannt und neugierig auf die Abwechslung. Alle Hofbediensteten werden durch das Schloss wuseln und für die Gäste da sein. Küche und Keller geben natürlich auch ihr Bestes, militärische Begleitung wird da sein, und ich freue mich auf das vergnügte Speisen an einer wundervollen Tafel in anregender Gesellschaft. Ach ja, auf die Modenschau zum Beginn des Festes freue ich mich besonders. Ich will ja auch wissen, was man so trägt. Sogar anprobieren können wir die neueste Mode. Die Damen der Umgebung nähen, schneidern und sticken ja schon seit einigen Wochen. Sie wissen ja, wie das ist, jede will immer die Schönste sein.

Und sie können auch noch meine beiden wunderbaren Kinder, die Prinzen Albert und Georg, sowie den Ritter Jesko von Dohna und die Elisabeth von Bünau antreffen. Sie sind nicht ganz richtig da, aber dafür verblüffend echt. Sie steigen nämlich dank der Kostümbildnerin Alexandra Hahn aus ihren Bilderrahmen. Ich bin schon selbst fast erschrocken, so echt sieht das aus. Es wird also sicher ein sehr schönes Fest, auch wenn mein lieber Mann leider nicht da sein kann.

Sie wissen ja, die Geschäfte…

Aufgeschrieben von Andrea Dietrich und Heike Sabel.

Lebendiges Schloss, 26. August, 11 Uhr: Modenschau mit Figuren der Schlossgeschichte , ab 11.30 Uhr rund 20 Stationen (u. a. Heerlager, Wache, Kammerdiener, Prinzenerzieher, Morgentoilette, Hofklatsch, Kettenhemd zur Anprobe, historisches Spielzeug, Schreib- und Druckwerkstatt, 16.30 Uhr: Theater „700 Jahre Schlossgeschichte“, Eintritt: Erw. 10 Euro, Kinder ab sechs Jahre ein Euro