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Am Zaun ist Schluss

Ein alter Wanderweg zwischen Bonnewitz und Jessen wurde dichtgemacht. Jetzt sucht man nach Alternativen.

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© Norbert Millauer

Von Mareike Huisinga

Pirna. Wer mal schnell zu Fuß von Bonnewitz nach Jessen in Richtung Grundmühle laufen möchte, hat ein handfestes Problem. Vor einigen Monaten wurde der historische Wanderweg im lauschigen Tal, das im Volksmund die Ilke genannt wird, mit einem Zaun zugesperrt. Zwar kann der Naturfreund vom Hohnsteiner Weg aus Bonnewitz kommend zunächst noch entlang des schmalen Bonnewitzer Baches laufen, aber nach circa einem Kilometer steht er vor einem hohen Maschendrahtzaun. Damit auch wirklich hier keiner mehr rüberkommt, wurde Stacheldraht an der oberen Kante befestigt. Was ist geschehen?

Die Einzelheiten kennt Gernot Heerde (parteilos). Er ist Ortsvorsteher von Graupa und somit auch für Bonnewitz zuständig. „Der Weg führt über eine Bungalowsiedlung, die zu DDR-Zeit errichtet wurde. Es ist ein privates Grundstück“, sagt er. In der vergangenen Zeit hätten sich die Grundstückseigentümer immer häufiger von Wanderern gestört gefühlt. „Auch Radfahrer und sogar Jugendliche auf Mopeds nutzten den Weg, weshalb die Besitzer schließlich den Zaun errichten ließen“, berichtet Gernot Heerde. Er hat Verständnis für diese Maßnahme, bedauert aber dennoch, dass die kürzeste Verbindung zwischen Bonnewitz und Jessen und damit ins Wesenitztal nicht mehr durchgängig ist.

Verbindung soll gerettet werden

Jetzt sucht er nach alternativen Routen. Eine davon ist eine Strecke, die westlich um die Bungalowsiedlung herumführt. Aber auch bei dieser Variante gibt es einen Haken. Denn die von Heerde favorisierte Strecke ist ebenfalls teilweise im Privatbesitz. „Es müssen zunächst noch Gespräche mit den Eigentümern geführt werden“, sagt Heerde, der dieses Problem auch schon bei der Stadtverwaltung Pirna angesprochen hat.

Das bestätigt Rathaussprecher Thomas Gockel. Bereits im vergangenen Jahr, kurz nach der Schließung des Weges, habe sich die Stadtverwaltung engagiert. „Um den Weg wieder zu öffnen, hätte man ihn markieren beziehungsweise als offiziellen Wanderweg ausweisen müssen“, erklärt der Sprecher. Mit diesem Ansinnen kontaktierte die Stadtverwaltung die zuständige Untere Naturschutzbehörde. Deren Mitarbeiter schauten sich die Situation bei einer Vor-Ort-Begehung im Frühjahr 2018 an. „Allerdings wurde entschieden, dass die Belange des Naturschutzes in dem Areal Vorrang hätten, weshalb es zu keiner Ausweisung kam“, informiert Thomas Gockel.

Gemeinsam mit Graupas Ortsvorsteher will die Stadtverwaltung jetzt nach einer geeigneten Umleitung für den gesperrten Weg suchen. Auch Helmut Venus, Kreiswanderwegewart aus Lohmen, würde es begrüßen, wenn zeitnah eine Lösung gefunden wird. „Ich selber bin die Strecke entlang des Bonnewitzer Baches vor einigen Jahren abgegangen. Es ist sehr schön dort“, sagt er. Jetzt will er sich erneut auf den Weg machen, um sich die Sperrung vor Ort anzusehen und eventuelle Alternativen auszuloten. Einen Alleingang lehnt er jedoch ab. „Um eine gute Lösung zu finden, die allen gerecht wird, muss die Stadt Pirna mit ins Boot geholt werden“, betont er.

Seit 2004 ist Helmut Venus ehrenamtlicher Wanderwegewart. Sein Betreuungsgebiet reicht im rechtselbischen Teil der Sächsischen Schweiz von Hinterhermsdorf bis Graupa und von Lauterbach bis Pirna.