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Am Tivoli wird wieder gebaut

Die Freie evangelische Gemeinde hat erstes Geld von der Versicherung erhalten. Und Hilfe von einem rührigen Altstadt-Wirt.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Matthias Klaus

Görlitz. Es ist schwül und heiß am Dienstagvormittag in Görlitz und damit wohl kein einfacher Job für die Kollegen der Dachbau GmbH aus Melaune. Sie haben ihre Technik an der Dr.-Kahlbaum-Allee aufgebaut, sind auf dem Dach des vorderen Gebäudes am Werken. „Wir nehmen hier die Reste des Dachstuhls runter“, schildert Martin Gläser, Geschäftsführer der Dachbau GmbH. Am Montag hat die Firma mit den Arbeiten begonnen. In den nächsten Tagen, wenn der Abriss erledigt ist, wird die Firma ein Notdach auf dem vorderen Teil des Gebäudes errichten.

Es geht wieder vorwärts am Brandort Tivoli. „Die Versicherung hat die ersten Maßnahmen freigegeben“, sagt Eugen Böhler. Er ist Pastor der freien evangelischen Gemeinde Görlitz. Diese hatte die alte Turnhalle im vergangenen Sommer für 80000 Euro gekauft und saniert. Rund 700000 Euro steckten in dem Bau, bis das Feuer kam. Nun geht es wieder ans Bauen. „Das Notdach im vorderen Teil muss sein, damit es dann an das Entkernen gehen kann“, schildert Eugen Böhler. Er ist zuversichtlich, dass der Wiederaufbau von der Versicherung getragen wird. „Wir sind jedenfalls nicht unterversichert“, sagt der Pastor. Wie hoch die Schadenssumme genau ist, steht derweil nicht fest. Eugen Böhler geht von Millionenbeträgen aus. „Genaue Analysen stehen aber noch aus“, sagt er. Unter anderem muss geprüft werden, inwieweit die Außenmauern in Mitleidenschaft gezogen wurden. „Momentan soll erst einmal sichergestellt werden, dass keine Gefahr von dem Gebäude ausgeht, niemand verletzt wird, wenn er vorbeigeht“, sagt der Pastor.

Aus der Stadt selbst habe die Gemeinde viel Unterstützung bekommen, von Privatleuten, Stadträten, anderen kirchlichen Gemeinden, der Stadtverwaltung beispielsweise. „Am Anfang, in der Schockstarre nach dem Brand, war eine mündliche Unterstützung sehr viel wert“, sagt Pastor Eugen Böhler.

Aber die Görlitzer wollten auch mit Geld helfen. Die Bar N13 am Untermarkt zum Beispiel. „Wir haben eine Woche lang die Trinkgelder gesammelt, als Spende für den Wiederaufbau“, sagt Robert Meinecke, Chef des N 13. Insgesamt kamen so 398,50 Euro zusammen. „Die Summe war etwas krumm. Deshalb haben wir aufgerundet“, schmunzelt der N13-Chef. 450 Euro will er jetzt zum Wiederaufbau der Turnhalle, des Gemeindezentrums im Tivoli beitragen. Für Robert Meinecke ist das eine Selbstverständlichkeit, er hat schon andere Aktionen in der Stadt unterstützt. „Görlitzer helfen Görlitzern“, ist das Motto des Wirtes vom Untermarkt.

Inzwischen müssen sich die bisherigen Nutzer der Tivoli-Turnhalle nach Alternativen umsehen. Die Hochschule Zittau-Görlitz hat bereits Lösungen gefunden, etwa für die Ballsportarten. „Die kommen in der Halle des Berufsschulzentrums unter“, sagt Philipp Knebel, Leiter des Hochschulsportzentrums Zittau-Görlitz. Schwieriger wird es für die freie evangelische Gemeinde. „Wir müssen improvisieren. In der Planung verlieren wir jetzt anderthalb Jahre“, sagt Pastor Eugen Böhler. Die Suche nach alternativen Räumlichkeiten dauere an, zunächst werde intern darüber gesprochen. „Es sieht aber gut aus“, sagt Eugen Böhler.

Sowohl das Feuer im Tivoli am 6. Mai als auch das einige Meter weiter am 24. April in der Ruine der früheren Wäscherei wurden gelegt. Da ist sich die Polizei sicher. Die Ermittlungen zu den Tätern dauern unvermindert an, sagt Thomas Knaup, Sprecher der Polizeidirektion. Zwischenergebnisse möchte er aufgrund der laufenden Untersuchungen nicht öffentlich machen. Deshalb bleibt auch die Frage, ob es einen oder mehrere Tatverdächtige gibt, vorerst unbeantwortet.