Von Ingo Kramer
Görlitz. Am Sonntagnachmittag ist Gerd Weise müde, aber im Großen und Ganzen zufrieden. Der Leiter des Görlitzer Kulturservice hat den Hut auf für das 24. Altstadtfest. Zwei Höhepunkte – der Auftritt von Karat und das schließlich doch noch genehmigte Feuerwerk – stehen da zwar noch bevor, aber trotzdem kann Weise abschätzen, dass bei wechselhaftem Wetter etwa so viele Besucher da waren wie voriges Jahr. Damals hatte er die Zahl mit 120 000 angegeben.
Impressionen vom Görlitzer Altstadtfest
Erneut zurückgegangen ist der Pin-Verkauf. Zwar hat Weise noch keine genauen Zahlen, aber er hoffe, „dass wir zumindest die 6 000er Marke noch knacken können.“ Zum Vergleich: Voriges Jahr hatten 7 300 Menschen je fünf Euro als freiwilligen Wegezoll entrichtet, im Jahr davor 7 700, davor 8 700. „Es wird immer schwieriger, obwohl wir auch mobile Verkäufer mit Bauchläden im Einsatz hatten“, sagt Weise.
Viel Lob hat er hingegen für die Bürgerinitiativen übrig, die mit viel Engagement eigene Programme auf die Beine gestellt und das ganze Wochenende voll durchgezogen haben, obwohl sie am Montag wieder arbeiten müssen. Auch das Programm auf den Hauptbühnen ist gut angekommen, allem voran die Wettkämpfe um die Krone der sächsischen Blasmusik auf dem Untermarkt, die Görlitzer Tanznacht auf dem Obermarkt und das gemeinsame Konzert von Jochen Fünf aus Görlitz und dem Zbigniew Palamar Swing Orchestra aus Zgorzelec anlässlich 20 Jahre Europastadt.
Schlager gegen Mittelalterflair
Verärgert sind sowohl Weise als auch viele Besucher über die Musikauswahl am Braunen Hirsch. Der Hausbesitzer verpachtet das Gebäude jedes Jahr zum Altstadtfest – und die Pächter haben diesmal sowohl den Untermarkt als auch die Neißstraße mit Schlager in voller Lautstärke beschallt. „Das zerstört das Mittelalterflair, aber wir können außer reden nicht viel tun“, ärgert sich Weise. Die Pächter des Hauses müssten die Musik vorab nirgendwo anzeigen, weil es für das komplette Altstadtfest eine Ausnahmegenehmigung bis 24 Uhr gibt.
Aus polizeilicher Sicht war es ein normales Altstadtfest, sagt Dirk Linczmajer, Leiter des Görlitzer Polizeireviers. Der Sonnabend sei mit nur einer registrierten Körperverletzung sehr ruhig verlaufen. Am Freitag standen allerdings vier Körperverletzungen zu Buche, dazu eine gefährliche und eine fahrlässige Körperverletzung. Die meisten sind im Klinikum behandelt worden. Hinzu kamen nach Aussage von Linczmajer diverse Ordnungswidrigkeiten wie Wildpinkeln. Bei der gefährlichen Körperverletzung handelte es sich um die Abgabe von Alkohol und Betäubungsmitteln an eine 15-Jährige, die im Vollrausch ins Klinikum gebracht werden musste.
Der auffälligste Vorfall ereignete in der Nacht zum Sonnabend, gegen 0.30 Uhr: Eine Auseinandersetzung zwischen einer Gruppe Polen und einer Gruppe Deutscher, die am Braunen Hirsch begann. Die Beteiligten rannten dann zur Altstadtbrücke, wo es zumindest noch verbale Auseinandersetzungen gab. Als die Polizei kam, waren Täter und Opfer schon weg, sagt Linczmajer: „Wir haben danach unsere Präsenz an der Brücke verstärkt und die Gruppen von Schaulustigen auseinandergehalten.“ Ob der Ärger von den Deutschen oder den Polen ausging und ob es auch hier Verletzte gab, konnte er am Sonntag nicht sagen.