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Altes Lager bleibt für Südkoreaner reserviert

Zwar will sich das Automobil-Logistikunternehmen nicht festlegen. Doch eine Mail nährt erneut die Hoffnung auf eine Großansiedlung für Zeithain.

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© Sebastian Schultz

Von Antje Steglich

Zeithain. In Zeithain hofft man weiterhin auf die Ansiedlung eines südkoreanischen Großunternehmens aus der Automobil-Logistikbranche. Mit einem einstimmigen Grundsatzbeschluss hat der Gemeinderat jetzt die gesamte Restfläche im Industrie- und Gewerbegebiet Altes Lager reserviert – die 41 Hektar werden nun zunächst bis zum 30. September vorgehalten.

Nachdem das Unternehmen sich im April zunächst weder zu einem Kaufvertrag noch zu einer Absichtserklärung hinreißen lassen hat (die SZ berichtete), blieb es dennoch weiter mit der Gemeinde in Kontakt. „In einer Mail haben die Südkoreaner ihr Interesse bekräftigt“, sagte Bürgermeister Ralf Hänsel (parteilos), „das Interesse an der Fläche sei nach der Besichtigung sogar noch gewachsen. Es sei weniger eine Frage des Ob als des Wann.“ Da sich das Unternehmen aber derzeit in einer Umstrukturierung befinde, bat es darum, die Entscheidung über die Fläche noch bis zum Spätsommer hinausschieben zu können. Der jetzt gefasste Grundsatzbeschluss zur Ansiedlungspolitik der Gemeinde sei deshalb ein „gutes und wichtiges Signal“ gen Osten, so Ralf Hänsel. Aber auch für das Hamburger Unternehmen Enerparc.

Das hatte seit 2016 Pachtverträge mit der Gemeinde über Flächen von insgesamt etwa 62 Hektar für die Errichtung von Photovoltaik-Anlagen im Alten Lager abgeschlossen und auch auf die restlichen Flächen bereits ein Auge geworfen. Doch mit dem Beschluss ist nun auch klar, dass im Falle einer Absage aus Südkorea lediglich noch knapp 15 Hektar im Alten Lager mit Solaranlagen bebaut werden sollen. Dafür wird laut Gemeinde ab Oktober die Fläche vorgehalten, auf der sich unter anderem der ehemalige Offizierspark, der Denkmal-Park und einige historische Kasernengebäude befinden. „Das bringt Geld für die EVGZ“, so Bürgermeister Hänsel, der gleichzeitig der Geschäftsführer der Vermarktungsgesellschaft ist, die zu 94 Prozent der Gemeinde gehört. Bis Mitte 2019 hat sich Enerparc bereits zur Zahlung des kompletten Pachtzinses für 20 Jahre an die EVGZ verpflichtet: insgesamt knapp 2,1 Millionen Euro. Und mit der weiteren Fläche ist – im Vergleich zu den bisherigen Verträgen – eine weitere halbe Million Euro durchaus realistisch.

Es wäre zwar denkbar, dass dann die Statuten von Lenin oder Mütterchen Russland aus dem Denkmalpark einen anderen Platz bekommen. „Wegschmeißen oder zerstören wird man die nicht“, so Bürgermeister Hänsel. Der alte Baumbestand im Offizierspark, für den sich zuletzt auch Anwohner starkgemacht hatten, werde aber weichen müssen. Ein Wermutstropfen für die CDU-Fraktion. „Wir stehen geschlossen hinter dem Grundsatzbeschluss, auch wenn man damit die schönen Dinge nicht erhalten kann“, so Gemeinderat Christian Wagner, während sein Fraktionskollege Jörg Runow darum bat, dass sich die Kommune im Gegenzug wenigstens für eine ortsnahe Wiederaufforstung starkmacht. Darüber soll in einer der nächsten Ratssitzungen mit dem Leiter des Kreisforstamtes diskutiert werden.

Der größte Teil der noch unbebauten Fläche im Alten Lager – etwa 23 Hektar – bleibt laut Grundsatzbeschluss aber auch bei einer Absage aus Südkorea frei. Die Fläche im westlichen Teil des Industriegebietes verfügt über einen Gleisanschluss und sei in einem guten Zustand. „Sie ist vermarktungsfähig und soll für eine Großansiedlung vorgehalten werden“, kündigte Ralf Hänsel an. Eine weitere kleine Teilfläche von etwa drei Hektar im Südosten des Alten Lagers soll zudem für weitere Gewerbeansiedlungen offen gehalten und wie die große Fläche aktiv angeboten werden.