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Altes Haus bekommt neuen Job

Seit Monaten wird in der Elisabethstraße 37 in Görlitz saniert. Es herrscht Hochbetrieb. Die Arbeitsagentur möchte einziehen.

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© pawelsosnowski.com

Von Susanne Sodan

Görlitz. Schon wieder ein voller Container. Obenauf liegen Sperrholzplatten. Wie viel Bauschutt schon angefallen und in den Containern vor der Elisabethstraße 37 gelandet ist, kann Francois Fritz genau sagen, „25 Tonnen waren es bis jetzt.“ Seit Monaten wird drinnen saniert. Seit ein paar Tagen lässt sich im Erdgeschoss durch die Fenster eine Theke erkennen. Das wird der Empfangstresen. Im Herbst will hier die Agentur für Arbeit einziehen.

Vor rund zehn Jahren kauften Sylwia Fritz, die Frau von Francois Fritz, und Marzena Paszkiewicz das Gründerzeitgebäude Elisabethstraße 37. Es ist noch eine zweite Adresse gelistet, Bismarckstraße 1. Früher war hier noch eine Filiale der Unicredit-Bank im Erdgeschoss. „Unsere Idee war ursprünglich, in den oberen Geschossen eine Erweiterung für unser Hotel zu schaffen“, sagt Francois Fritz und spricht dabei vom Hotel Bon Apart, das auch auf der Elisabethstraße zu finden ist. Heute sind Sylwia Fritz und Marzena Paszkiewicz die Eigentümer, Francois Fritz steht ihnen als Planer und Berater zur Seite. Die Elisabethstraße 37 hat vier Stockwerke, in den beiden oberen hätten die drei gerne zusätzliche Hotel-Zimmer eingerichtet. Im Erdgeschoss und der ersten Etage sollte Gewerbe einziehen, so der Wunsch. Aber es fand sich über Jahre kein passender Mieter. Ein generelles Problem, sagt Francois Fritz. „Die Bismarckstraße ist notleidend in der Hinsicht.“

Vor rund vier Jahren erfuhr er, dass die Agentur für Arbeit auf Gebäudesuche war. Seine Frau, er und Marzena Paszkiewicz wollten es versuchen, machten die Agentur für Arbeit auf ihr Eckgebäude aufmerksam. Tatsächlich wurden sie gebeten, eine Bewerbung einzureichen. Die Frist war kurz, die Liste der Vorgaben lang, erinnert sich Fritz. „Bei der Gestaltung eines Amtsgebäudes gibt es ganz bestimmte Normen“, erklärt er „Das waren zwei Aktenordner mit DIN-Vorgaben.“ Eine Planung, ob und wie diese realisiert werden können, gehörte zur Bewerbung dazu. „Wir haben aber kein Planungsbüro gefunden, das das in der kurzen Zeit umsetzen konnte. Wir mussten absagen.“ Aber die Agentur für Arbeit schien Gefallen gefunden zu haben an dem Haus, bat noch mal um eine Bewerbung. Die Planer, die schon für das Arbeitsamt in Weißwasser gearbeitet hatten, nahmen sich der Sache schließlich an. Lärmschutz, Sicherheit, schnelles Internet, Denkmalschutz, viel musste beachtet werden, viele Stellen waren in die Planung einbezogen, die entsprechend häufig verändert werden musste. Darüber war Francois Fritz zunächst wenig begeistert, jetzt sagt er: „Die Zeit war gut fürs Ergebnis.“

Noch ist die Agentur für Arbeit an der Lunitz zu finden, dort ist auch das Jobcenter des Landkreises. Bis vor sechs Jahren waren beide auch inhaltlich eine gemeinsame Einrichtung, boten auch die Leistungen der Grundsicherung gemeinsam an. Nach einem Kreistagbeschluss aber musste das gemeinsame Jobcenter Ende 2012 aufgelöst werden, erklärt Thomas Berndt von der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bautzen. Seitdem übernimmt der Landkreis mit seinem Jobcenter als Eigenbetrieb die Leistungen der Grundsicherung selbst. Mit dem Umzug an die Elisabethstraße 37 „vollzieht die Agentur für Arbeit Bautzen nach der administrativen Trennung nun auch die räumliche Trennung“, teilt Thomas Berndt mit. „Unser Ziel war es, dafür ein Objekt zu finden, das über eine kundenfreundliche Gebäudestruktur und eine zentrale Innenstadtlage verfügt sowie mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar ist.“ Im neuen Standort wird es einen zentralen Empfang geben, „dort können unsere Kunden einfache Anliegen direkt und schnell erledigen.“ Bei umfangreicheren Anfragen werden sie im Haus weitergeleitet. In einem reichlichen Monat würde das Amt gerne umziehen, am 21. September öffnen.

„Das wäre das Optimum“, sagt Francois Fritz. „Irgendwas kann aber immer passieren.“ Der behindertengerechte Eingang im Erdgeschoss ist gerade fertig geworden, die Rampe muss noch angebaut werden. Gerade wurden die Türen eingebaut, Teppich muss fertig verlegt, die WCs bestückt werden. Eine Herausforderung gerade: „Die Telekom hat die Leitungen noch nicht verlegt“, erzählt Fritz. Vor 20 Jahren wurde im Erd- und ersten Obergeschoss saniert, die Stockwerke drüber waren noch im Zustand aus DDR-Zeiten, erzählt Fritz. Teils hatte es reingeregnet, Dachbalken mussten getauscht, Strom-, Wasser- und Abwasserleitungen erneuert werden, Böden hatten sich teils abgesenkt. Aber alles wird nicht neu. Das Gebäude aus den 1870er Jahren mit seiner Balustrade und den erhaltenen Figuren steht auf der Liste der Kulturdenkmäler von Görlitz. Die historischen Fenster wurden aufgearbeitet, die Grundrisse bleiben erhalten, die Türrahmen ebenso, ein alter Ofen auch. „Es wird nicht so ein steriles Arbeitsamt sein“, sagt Francois Fritz.