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Alte Gaststätte wird Seniorenheim

Ein Investor plant einen dreigeschossigen Bau mit mehr als 80 Plätzen. Rathaus und Räte sind nicht begeistert.

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© Sebastian Schultz

Von Eric Weser

Strehla. Entsteht an der B 182 in Strehla ein neues Seniorenheim? Zumindest gibt es einen Investor, der eines bauen möchte. Um wen es sich handelt, ist nicht öffentlich bekannt. Im Technischen Ausschuss der Stadt wurde diese Woche jedoch über einen Bauvorantrag für das Projekt beraten, wodurch Einzelheiten publik wurden. Demnach hat der Investor vor, die Pflegeeinrichtung auf dem Gelände der ehemaligen Gaststätte Bastei an der Torgauer Straße zu errichten, gegenüber vom Stadtpark. Nach Angaben der Stadtverwaltung sollen 82 Bewohner dort Platz finden.

Bei Rathaus und Stadträten stößt das Projekt jedoch auf Skepsis. Grund sind nicht zuletzt die geplanten Dimensionen des Baus. Laut Stadtverwaltung sieht der Entwurf ein dreistöckiges Gebäude vor. Es soll etwas mehr als die Hälfte des 3 700-Quadratmeter-Grundstücks bedecken.

Das ist in sogenannten allgemeinen Wohngebieten – und in einem solchen liegt das Bastei-Grundstück an der Torgauer Straße – nicht zulässig. Maximal 40 Prozent der Grundstücksfläche darf in solchen Gebieten bebaut werden, so die Kommune unter Verweis auf die Baunutzungsverordnung. Auch eine andere wichtige Kennzahl überschreite der geplante Bau: die Geschossflächenzahl. Der erlaubte Wert im allgemeinen Wohngebiet liege bei 1,2. Das Pflegeheim komme hingegen auf 1,22.

Durch die massive Überbauung des Grundstücks gibt es laut Stadt ein weiteres Problem: Es fehle an ausreichend Personal- und Besucherparkplätzen für das Pflegeheim.

Skepsis meldet die Verwaltung zudem beim Brandschutz an. Nach den jetzigen Plänen habe das geplante Pflegeheim nur eine Zufahrt. Umfahren lasse sich das Gebäude, das auf der Hinterseite an ein Feld grenzt, nicht. Das reicht nicht, um im Brandfall die Menschen aus dem Gebäude bergen zu können.

Stadträte teilen die Kritik. Das Gebäude passe nicht in die Gegend, so Detlev Goldbach (CDU), der selbst an der Torgauer Straße lebt. Der massive Baukörper des Pflegeheims füge sich nicht in die locker bebaute Umgebung mit ihren einzeln stehenden Eigenheimen ein, so Goldbach, der beruflich als Bauplaner arbeitet. Das sehen auch Räte aus anderen Ratsfraktionen so. Von einem „dreigeschossigen Klopper“, den man nicht haben wolle, ist die Rede.

Konkurrenz-Sorgen

Den Bauvorantrag des Investors haben die Stadträte im Technischen Ausschuss deshalb zunächst abgelehnt.

Wie es weitergeht, scheint offen. Laut Stadtverwaltung hatte der Investor zuletzt signalisiert, dass er sich auch vorstellen kann, ein zweigeschossiges Gebäude zu bauen. Zudem steht laut Stadtverwaltung der Vorschlag des Investors im Raum, eine Ausnahmeregelung für den Bau des Pflegeheims zu schaffen. Über ein sogenanntes Bebauungsplan-Verfahren könnte die Kommune höhere Grund- und Geschossflächenzahlen für das Gebiet an der Torgauer Straße erlauben. Dabei gibt es allerdings mehrere Hürden: Zum einen die Finanzierung des Planungsverfahrens. Außerdem bräuchte es im Lauf des Verfahrens die Zustimmung des Stadtrates.

Die Verfahrenskosten würde der Investor tragen wollen, heißt es von Stadtverwaltung. – Ob die Stadträte zustimmen würden, dahinter steht allerdings ein Fragezeichen. Gegen das geplante neue Pflegeheim gibt es in Strehla nicht nur aus städtebaulichen Gründen Vorbehalte. Die Stadt besitzt mit der Sozialen Dienste gGmbH selbst ein Unternehmen im Bereich Pflege und Seniorenbetreuung. Die Firma führt jährlich 50 000 Euro Gewinn an die Stadt ab. Ein neues Pflegeheim im Ort wäre eine direkte Konkurrenz. Dass die nicht unbedingt gewollt ist, zeigte sich bereits 2017: Als sich beim Verkauf des Bastei-Grundstücks abzeichnete, dass dort künftig eine Pflegeeinrichtung entstehen soll, hatte die Stadt versucht, ein Vorkaufsrecht geltend zu machen. Aus rechtlichen als auch finanziellen Gründen war das aber gescheitert.