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Alte Stadtmauer jetzt eingemauert

Ein SZ-Leser fragt, warum die Steine nicht geborgen und umgesetzt werden. Doch der Denkmalschutz lehnt das ab.

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© René Meinig

Von Peter Hilbert

Der Dresdner Gunther Hoyer verfolgt das Geschehen in seiner Stadt. Kürzlich las er von der großen Baugrube am Antonsplatz, in der eine besondere Konstruktion errichtet wird. Quer durch die künftige Tiefgarage verläuft die alte Stadtmauer. Kürzlich kam er an der Baustelle vorbei und sah, dass die Stadtmauer einbetoniert wird. Gunther Hoyer hält das für einen Schildbürgerstreich. Einerseits gäbe es beim Bau der Tiefgarage zusätzlichen Aufwand. Der wäre nicht nötig, wenn die Steine geborgen und beispielsweise am künftigen Promenadenring als ein Stück Stadtmauer wieder aufgebaut würden. Schließlich wird derzeit gleich daneben der westliche Abschnitt des Rings angelegt.

Doch der Bau ist schon zu weit fortgeschritten. Der Teil der alten Mauer, die seit dem 16. Jahrhundert die Stadt umschlossen hat, ist nicht mehr zu sehen. Die Baywobau Dresden errichtet dort mit der tschechischen CTR-Gruppe den Komplex „Boulevard Am Wall II“. In der Baugrube entsteht eine zweistöckige Tiefgarage. Der Dresdner Baywobau-Chef Bernd Dietze erklärt, dass der dortige Abschnitt der Stadtmauer erhalten bleibt und die untere der beiden Tiefgaragen-Ebenen trennt. Die alte Mauer ist mit einem Verbau gesichert und wird an beiden Seiten von einer Stahlbetonwand umhüllt. Investiert werden dafür rund eine halbe Million Euro. Dietze hält die Zusatzkosten für gerechtfertigt. „Damit bleibt schließlich die Stadtmauer der Nachwelt erhalten“, sagt er.

Das Umsetzen des Mauerabschnitts wäre nicht möglich gewesen, erklärt Rathaussprecher Karl Schuricht. Die Aufgabe des Denkmalschutzes sei es, Kulturdenkmale in ihrer originalen Substanz zu erhalten. Und als solches ist die Stadtmauer eingestuft. Nur die beiden Abschnitte an der Brühlschen Terrasse und am Zwinger sind sichtbar. Ein großer Teil der Festungsanlage liegt unter der Erde. „Dieses Kulturdenkmal ist das einzige in seiner Struktur fast vollständig erhaltene Bauwerk aus der Renaissance in Dresden“, erklärt Schuricht. Und das dürfe eben nicht versetzt werden. Auch nicht zum Promenadenring, der außerhalb der alten Mauern liegt.

Derzeit wird der Abschnitt zwischen Dippoldiswalder Platz und Annenstraße gestaltet. Dabei werde der Verlauf der einstigen Bastion Saturn nachempfunden. Dazu werden am Postplatz wie bereits bei der Bastion Merkur am Dr.-Külz-Ring Sandsteinplatten in den Boden eingebaut.