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Altarkreuz gestohlen

Diebe sind in der Nacht in die Emmauskirche in Potschappel eingebrochen. Dabei sollte der Schutz verstärkt werden.

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© Pfarramt Freital

Von Carina Brestrich

Freital. Eigentlich ist die Tür der Emmauskirche in Freital-Potschappel immer zu. Nur freitags ist sie für kurze Zeit offen. Dann schließt eine Mitarbeiterin der evangelischen Kirchgemeinde die große Holztür auf, um drinnen nach dem Rechten zu sehen. Auch diesen Freitag sollte das so sein. Doch als die Mitarbeiterin morgens kam, stand das Gotteshaus an der Kantstraße schon offen. Sofort wurde die Mitarbeiterin skeptisch. Drinnen dann der Schock: Das Altarkreuz und die zwei Leuchter, die auf dem Altar standen, fehlten. Vermutlich in der Nacht waren Diebe in die Kirche eingebrochen. Sie hebelten die Tür auf, ließen dann vom Altar das etwa einen Meter hohe Holzkreuz mit Porzellankruzifix und die zwei Porzellanleuchter mitgehen. Weder Kreuz noch Leuchter sind auf dem Altar befestigt. Das Kreuz lasse sich auch ohne größeren Aufwand tragen, sagt Annegret Lattke. Die Pfarrerin zeigte sich am Freitag erschüttert: „Es ist eine Mischung aus Ratlosigkeit und Wut“, beschreibt sie. Wie hoch der Wert der gestohlenen Gegenstände ist, lässt sich nicht beziffern. Die Polizei hat am Freitagvormittag Spuren gesichert und die Ermittlungen aufgenommen.

Die Emmauskirche in Potschappel ist Ziel von Einbrechern geworden.
Die Emmauskirche in Potschappel ist Ziel von Einbrechern geworden. © Andreas Weihs

Schon mehrmals gab es Versuche, in die Emmauskirche einzubrechen, zuletzt im Winter 2016. Bisher sei dabei nie etwas weggekommen, sagt Annegret Lattke. Dennoch macht sich die Kirchgemeinde Sorgen. In den vergangenen Wochen hat sie deshalb bereits mit Experten und der Polizei darüber beraten, wie die Kirche künftig vor Einbrechern sicher gemacht werden kann. „Nun sind uns die Diebe zuvor gekommen“, sagt Annegret Lattke.

Die Zahl der Einbrüche in Kirchen und kirchliche Einrichtungen in Sachsen schwankt. 2015 wurden dem Landeskriminalamt insgesamt 177 Einbrüche mit Diebstahl gemeldet, 2016 waren es 234. Meist handele es sich um Gelegenheitseinbrüche, sagt Matthias Oelke, Sprecher der evangelisch-lutherischen Landeskirche: „Häufig geht es den Tätern darum, schnell an Geld zu kommen.“ Sie brechen Opferstöcke auf, oder nehmen gleich die ganze Kollekte mit. Auch über Buntmetalldiebe, die sich auf den Friedhöfen zu schaffen machen, werde oft berichtet. Dass sakrale Kunstgegenstände wegkommen, sei dagegen eine Ausnahme, sagt Oelke. Denn die seien nicht so leicht zu Geld zu machen. „Sobald man sie wo zum Kauf anbietet, macht man sich identifizierbar.“

Wiedersehen auf dem Flohmarkt?

Die evangelische Kirchgemeinde hofft nun, dass das Kreuz und die beiden Leuchter wieder auftauchen. Pfarrerin Annegret Lattke bittet deshalb um Mithilfe: Sollte jemand die Gegenstände wiedererkennen, auf dem Flohmarkt oder in einem Antiquitätengeschäft zum Beispiel, so möge er die Polizei verständigen. Wer jedoch sakrale Kunst kauft, der kann sich unter Umständen strafbar machen. Handelt es sich um illegal beschaffte Gegenstände, drohen hohe Strafen, erklärt Ilka Rosenkranz, Sprecherin der Polizeidirektion Dresden. „Es würde sich dann um den Tatbestand der Hehlerei handeln“, sagt sie.

Die Emmauskirche feiert dieses Jahr ihr 140. Kirchweihfest. Ob bis zum Festgottesdienst am 22. April wieder ein Kreuz den Altar schmückt, kann Annegret Lattke noch nicht sagen. „Wir müssen uns jetzt erst einmal sortieren und schauen, was wir unternehmen können“, sagt sie. Ein wenig Hoffnung machen Fälle aus anderen Städten: Ende 2015 hatten im oberbayrischen Lochham die Diebe das Altarkreuz selbst zurückgebracht und sogar wieder auf den Altar gestellt. Auch Annegret Lattke appelliert an die Täter: „Die Diebe können die Gegenstände auch anonym bei uns abgeben“, sagt sie. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, sie in einem Karton verpackt vor dem Gotteshaus oder dem Pfarramt an der Langen Straße abzustellen.