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Als Händler Schutz vor Räubern brauchten

Die Dreißiger feiern den 700. Jahrestag ihres Ortes. Der älteste Einwohner ist auch dabei.

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© André Braun

Von Helene Krause

Dreißig. Ein kleiner Ausschnitt aus der 700-jährigen Geschichte von Dreißig flimmert über die Leinwand. Die Bilder zeigen alte Bauernhöfe, neue Häuser und Dinge aus der 700-jährigen Geschichte der Ortsteile Dreißig und Geleitshäuser. Einen Teil der Geschichte hat Gottfried Klingner erlebt. Mit 88 Jahren ist nicht nur der älteste Einwohner des Ortes, sondern ein Urgestein. Klinger wurde hier 1929 geboren. Zur Schule musste er nach Beicha gehen. „Ich bin jeden Tag da runter gelaufen“, sagt er. Bei seinem Vater begann er 1943 eine Tischlerlehre. Das Ende des 2. Weltkriegs erlebte er in einem Wehrertüchtigungslager in Tschechien. „Dort sind wir abgehauen“, erzählt er. „Ich war am 17. April 1945 schon zu Hause. Am 6. Mai zogen die Russen in Dreißig ein.“ 1947 verunglückte sein Vater beim Baumfällen tödlich. Mit nicht einmal 18 Jahren musste Gottfried Klingner die Tischlerei übernehmen. 1951 machte er seinen Meister. 1996 übergab er die Tischlerei seinem Sohn. Der betreibt sie jetzt in der dritten Generation. Gottfried Klingners Frau starb 2010. Die Tochter ist ebenfalls schon tot. „Mir gefällt in Dreißig alles“, sagt der Senior. „Ich bin hier aufgewachsen.“

Doch nicht nur Gottfried Klingner kann aus alten Zeiten zu berichten. In einem Vortrag zur Geschichte Dreißigs und der Geleitshäuser bringt der ehemalige Bürgermeister Gunter Weber Geschichtliches ans Licht. Er ist stellvertretender Vorsitzender des örtlichen Heimatvereins. Dreißig ist slawischen Ursprungs. 1317 hatte Ulmannus de Tritzko seinen Herrensitz in Dreißig und die Grundherrschaft. Das ist die erste urkundliche Erwähnung des Ortes. Es war ein Platzdorf von 154 Hektar. „Bis heute hat sich da nichts geändert“, meint Gunter Weber. Später gehörte Dreißig zum Rittergut Miltitz, dann zum Rittergut Munzig und danach zu Meißen. 1952 kam es zum Landkreis Döbeln. Später wurde es nach Lüttewitz eingemeindet. Seit 2008 gehört der Ort zum Landkreis Mittelsachsen. In Dreißig gab es drei Bauernhöfe, Starke, Wilhelm und Zieger. Zieger betrieb noch einen Gasthof. Wichtig für die Umgebung war auch die Kleinbahn. Die brauchten die Bauern, um ihre Ernte, vor allem Zuckerrüben, zu verschicken. Auch von Trocken- und Regenzeiten weiß Gunter Weber zu berichten. „Unwetter und Hitze gab es früher auch“, sagt er. „Da hatten selbst die Bauern nicht zu essen.“

Die Geleitshäuser gab es nur deshalb, weil die Handelsleute auf den Landstraßen Schutz vor Räubern brauchten. Die Landesfürsten waren für den Schutz der Handelsleute verantwortlich. Die Geleitshäuser waren nicht zum Geleitgeben da. Sie nahmen auch Zoll ein.