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Alles lechzt nach Wasser

Riesa lässt Blumenkästen und Bäume mit täglich Tausenden Litern gießen. Sprengwagen aber sind in der Stadt kein Thema.

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© Sebastian Schultz

Von Christoph Scharf, Peter Redlich, Marcus Hermann und Sven Görner

Riesa/Elbland. Einen ordentlichen Guss Wasser verpasst Eberhard Schirmer dem Blumenkasten auf der Hauptstraße. 2 000 Liter fasst der Multicar des Unternehmens AGV – und die werden an diesem Mittwoch mehrere Male aufgefüllt werden müssen. Der Einsatz an der Hauptstraße gehört beim von der Stadt beauftragten Unternehmen zur sogenannten Blumenrunde: Dafür sind die Kollegen derzeit jeden Montag, Mittwoch und Freitag auf Tour. „Die Sommerbepflanzung in den Kästen muss bei dem Wetter extra gegossen werden“, sagt der Technische Leiter, Andreas Sonnenfeld. Schwerpunkte dafür sind neben der Hauptstraße der Bahnhof samt Bahnhofsvorplatz und der Busbahnhof. Die Blumen dort waren erst im Mai gepflanzt worden.

Auf Dresdens Waldschlößchenbrücke gesichtet: Ein Sprengwagen der Stadtreinigung befeuchtet die Straßen, damit die Kehrmaschinen nicht so viel Staub aufwirbeln.
Auf Dresdens Waldschlößchenbrücke gesichtet: Ein Sprengwagen der Stadtreinigung befeuchtet die Straßen, damit die Kehrmaschinen nicht so viel Staub aufwirbeln. © Norbert Millauer
ieses Foto fand Susanne Kirsch, Marketingleiterin der Stadtreinigung Dresden, im Archiv – ein typischer Sprengwagen 1974 in Dresden im Einsatz.Foto:
ieses Foto fand Susanne Kirsch, Marketingleiterin der Stadtreinigung Dresden, im Archiv – ein typischer Sprengwagen 1974 in Dresden im Einsatz.Foto: © SRD

Außerdem sind Sonnenfelds Kollegen derzeit reichlich dabei, ausgewählte Sträucher, Einzelbäume und Baumreihen zu gießen. „Das betrifft vor allem die Bäume, die in den vergangenen Monaten und Jahren gepflanzt wurden“, sagt Andreas Sonnenfeld. „Die würden eingehen, wenn man sie jetzt nicht gießt.“ Deshalb ist die AGV im ganzen Stadtgebiet inklusive der zugehörigen Dörfer auf Tour – von Canitz über Oelsitz, Jahnishausen, Böhlen bis Leutewitz.

Das Wasser für Blumen, Sträucher und Bäume wird auf drei Fahrzeugen befördert: Die zwei Multicars fassen je 2 000 Liter, ein umgerüsteter Unimog gar 4 000 Liter. „Mit dem machen wir sonst die Straßeneinläufe sauber“, sagt Andreas Sonnenfeld. Die drei Fahrzeuge werden pro Tag vier- bis sechsmal nachgefüllt. Das funktioniert an Hydranten im Stadtgebiet, sodass sie nicht immer zum AGV-Betriebshof an der Canitzer Straße einrücken müssen.

Die Riesaer sind mit dieser Herausforderung nicht allein: In Radebeul wird auch gesprengt, mit einem Multicar der Firma Neru. Katrin Klein und ihre Kollegen sind vom Grünamt der Stadt vor allem beauftragt, Parkanlagen und junge Bäume zu gießen um das völlige Vertrocknen zu verhindern. 7 000 städtische Bäume gibt es. „Wir können aber nur die gefährdeten begießen“, sagt Maja Seidel vom Stadtgrün.

In Dresden sind sogar schon Straßensprengwagen gesehen worden – zum Beispiel am Terrassenufer. Die Stadt hat das nicht veranlasst. Das Grünflächenamt hat insgesamt sechs Fahrzeuge im Einsatz, die Straßenbäume gießen, so Karl Schuricht vom Presseamt. Aber der Hinweis, es könnte die Stadtreinigung sein. Deren Pressesprecherin Susanne Kirch bestätigt: „Ja, wir haben einen großen Sprengwagen im Einsatz. Er fährt im Innenstadtbereich.“

Der Sprengwagen wird zur Unterstützung der maschinellen Fahrbahnreinigung eingesetzt, um bei dieser Trockenheit den Staub auf den Straßen zu binden. Aktuell fährt der Sprengwagen in zwei Schichten, ja nach Wetterlage und Ressourcen kann davon abgewichen werden. Susanne Kirsch: „Wir setzen den Sprengwagen vor allem auf den größeren Hauptstraßen in Dresden ein. Auf kleinen Nebenstraßen kann man den Sprengwagen nicht fahren lassen, dass würde Passanten und parkende Fahrzeuge zu sehr beeinträchtigen.“

Auch Coswigs Ordnungsamtsleiter Olaf Lier erinnert sich an die grünen Skoda-Fahrzeuge mit den Wassertanks aus DDR-Zeiten. „Solche Straßenbewässerungen sind nicht mehr zeitgemäß. Heutzutage werden Brunnen und kleine Wasserflächen zur Verdunstung angelegt.“ Die Idee mit dem Straßensprengen sei in den 1970er-Jahren aus Moskau übernommen worden, sagt Lier.

Geht so was nicht auch in Riesa? „Sprengwagen haben wir bei der AGV nicht im Einsatz“, sagt Geschäftsführer Roland Ledwa. Das müsste die Stadtverwaltung als Auftraggeber bestellen – und natürlich auch finanzieren. Allerdings würden moderne Straßenreinigungsfahrzeuge ohnehin die Straße nass sprühen. Wichtiger ist es aus seiner Sicht, die jungen Bäume in Riesa zu wässern, damit sie nicht eingehen. Und damit haben die Mitarbeiter der AGV reichlich zu tun. „Ein Baum braucht etwa 100 bis 200 Liter Wasser, damit auch ordentlich was an den Wurzeln ankommt“, sagt Andreas Sonnenfeld.