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Alles Klitscher oder was?

Hunderte Besucher kommen nach Geising, um dem erzgebirgischen Gericht zu huldigen. Ein Pokal wird entführt.

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© Frank Baldauf

Von Mandy Schaks

Geising. Die Semmelmilda hat ihre Sprache wiedergefunden. „Ich kann doch meine Gusche nicht halten“, sagt das Schellerhauer Original verschmitzt. Vorm dritten Klitscher-Fest am vergangenen Wochenende in Geising hatte sie sich noch ungewöhnlich kleinlaut gegeben, wollte sie am liebsten in einer Statisten-Rolle verschwinden. Weit und breit bekannt und geliebt für ihre flotten Sprüche, hatte sie sich diesmal doch tatsächlich vorgenommen, ihren Senf nicht zu allen Rezepten dazuzugeben, nicht immer wieder ihre Jury-Kollegin, die Skeleton-Weltmeisterin Diana Sartor aus Bärenfels, zu fragen: „Wann kommt denn unner Klitscher?“, wie sie gern im besten Arzgebirgisch zu sagen pflegt.

Schellerhauer Semmelmilda: Mitglied der Klitscher-Jury
Schellerhauer Semmelmilda: Mitglied der Klitscher-Jury © Daniel Förster

Doch die Milda, die im bürgerlichen Leben als Sabine Nowraty unterwegs ist, hatte gar keinen Grund, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. „Es war einfach spitze! Erzgebirgisch! Und die Leute haben sich so viel einfallen lassen.“

Nachdem bei den vorangegangenen beiden Klitscher-Backwettbewerben die Kreativität der Teilnehmer etwas herausgekitzelt wurde, sollte diesmal die typisch erzgebirgische Kartoffelspeise im Mittelpunkt stehen, der Klassiker also. „Wir suchten den erzgebirgischen Ur-Klitscher“, sagt die Semmelmilda. Die Teilnehmer – drei Vereine und zehn Teams der Hobby-Köche hatten sich gemeldet – bekamen die Grundzutaten vom Veranstalter, dem Geisinger Handels- und Gewerbeverein, gestellt. Neben 500 Gramm rohen Kartoffeln waren das Eier, Mehl und Öl. Daraus konnten sie auswählen, was sie ihrer Meinung nach brauchen, und auch noch das eine oder andere Extra aus der heimischen Küche mitbringen und dazugeben.

Um es vorwegzunehmen: „Alle Klitscher waren lecker, und alle dachten, sie haben den Ur-Klitscher“, fasst die Semmelmilda die Ergebnisse zusammen. Die Jury, die noch Heiko Schlegel vom Altenberger Bergglöck’l verstärkte, habe sich mit der Entscheidung schwergetan. „Jeder sah es bissel anders.“ Doch das gab dem ganzen Wettbewerb die Würze. Die Juroren kosteten sich durch über ein Dutzend verschiedene Kreationen. Wie viele Klitscher die Semmelmilda am Ende insgesamt verdrückt hat, um den König mit zu küren, kann sie gar nicht genau sagen. „Aber die Milda hat einen Magen, der ist gut beisammen“, verrät sie. Und zur Not hat sie zu Hause in Schellerhau viel Schafgarbe auf der Wiese, die bei der Verdauung hilft. Denn auch die drei Gastronomen, die am Wochenende die Besucher zum Klitscher-Fest bewirteten, beteiligten sich in der Kategorie der Profis am Wettbewerb. Damit das Doppel-Programm für sie nicht zu stressig wird, hatten sich die Organisatoren diesmal etwas anderes einfallen lassen. Sie holten sich Testkäufer aus dem Publikum, drückten ihnen jeweils fünf Euro in die Hand und schickten sie los, an den Ständen Klitscher zu besorgen. „Das hat prima geklappt“, sagt Peter Nestler, der Erfinder des Klitscher-Wettbewerbes und einer der Initiatoren. „Das machen wir garantiert wieder, weil wirklich die angebotene Qualität getestet wird, die auch jeder kaufen kann.“ Das Café und Restaurant „Am Schauhübel“ in Geising bestand auch diese Prüfung und gewann den Wettbewerb der Profis erneut. „Das zeigt nur, dass sie das einfach draufhaben“, so Nestler. Bei den Vereinen gewannen die Mädels vom Ski- und Eisfasching Geising den Pokal. Dafür ging die Krone für den Klitscher-König der Hobby-Köche nach Dippoldiswalde. Margot und Jürgen Hofmann aus Paulsdorf haben der Jury etwas vorgesetzt, das unschlagbar war.

Und was hat die Semmelmilda gemacht? Ist nach Hause gefahren zu ihrem Göttergatten, der beim Fest nicht dabei sein konnte, und hat ihm abends Klitscher gemacht, die mehligen Kartoffeln dabei nicht zu grob gerieben. „Das ist einer der größten Fehler.“ Und die Masse ohne Mehl vermengt. „Sonst wird der Klitscher zu hoch und pappig“, ist ihr Geheimtipp.