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Alleingang beim Verkehrsverbund?

Der Landkreis Bautzen lässt derzeit prüfen, ob er auch ohne Görlitz zum VVO wechseln kann.

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© René Plaul

Von Jens Fritzsche

Bautzen. Im September könnte der Kreistag in Bautzen für echten kleinen Paukenschlag sorgen: Nämlich einen Alleingang zum kompletten Beitritt des Landkreises zum Tarifgebiet des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) beschließen. Ziel ist es ja eigentlich, dass mit Bautzen gleichzeitig auch der Kreis Görlitz zum VVO wechselt. Bisher sind beide Kreise beim Thema öffentlicher Nahverkehr im Zweckverband Oberlausitz-Niederschlesien (Zvon) vereint. Allerdings ist der Landkreis Bautzen hierbei bekanntlich halbiert: Der Bereich des einstigen Kreises Kamenz zwischen Radeberg, Kamenz und Hoyerswerda gehört zum VVO, der einstige Kreis Bautzen mit Bischofswerda zum Zvon. Seit der Fusion zum jetzigen großen Landkreis Bautzen vor zehn Jahren gibt es deshalb Bestrebungen, einen kompletten Tarif für den gesamten Raum Dresden und Ostsachsen zu schaffen. Aber Görlitz hat massive Bedenken angemeldet, fürchtet durch den dann in Dresden ansässigen großen Verbund möglicherweise, wenig frequentierte Zug- oder Busstrecken zu verlieren.

Bautzens Landrat Michael Harig (CDU) ist Vorsitzender beider Verkehrsverbünde und kämpft zäh um ein Zusammengehen, damit die mitten durch den Landkreis verlaufende leidige Tarifgrenze endlich Geschichte ist. Denn beide Verbünde haben auch noch unterschiedliche Tarifsysteme. Im VVO gibt es Tarifzonen, in denen die Kunden sämtliche Angebote quasi zum einheitlichen Preis nutzen können – im Zvon zahlen die Fahrgäste nach Kilometern.

Alleingang wird rechtlich geprüft

„Wenn es nun keine Lösung mit Görlitz geben sollte, werde ich dem Kreistag vorschlagen, als Kreis Bautzen allein komplett zum VVO zu wechseln“, so Michael Harig auf SZ-Nachfrage. Das könnte per 1. Januar 2020 passieren. „Wir lassen derzeit von Wirtschaftsministerium und Landesdirektion prüfen, ob ein solcher Schritt rechtlich möglich wäre“, beschreibt der Landrat, was derzeit hinter den Kulissen passiert.

Richtig zufrieden ist Harig mit dieser halben Lösung aber letztlich nicht. „Weil es dann trotzdem weiterhin eine Tarifgrenze gibt, die sich dann nur Richtung Görlitz verschiebt“, sagt er. Sein Ziel sei nach wie vor, dass Fahrgäste künftig ein Ticket für einen einheitlichen Tarif in ganz Ostsachsen nutzen können. „Aber dazu muss Görlitz mit ins Boot“, macht er klar.