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Alle wollen weniger Verkehr

Radebeuls Stadträte haben die Macht – sie können beschließen, wie die Zentren von Ost und West gestaltet werden. Eine Umfrage sagt, was sie wollen.

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© Arvid Müller

Von Peter Redlich

Radebeul. Im großen SZ-Vergleich zwischen Radebeul-Ost und -West haben wir die Stadträte in der jeweiligen Fraktion gefragt, was sie erreichen wollen. Es gibt mindestens drei Ziele, die fast alle haben – und viele Anregungen.

SPD: Mögliche Fußgängerzone in der Hauptstraße prüfen, wie beim Markt.
SPD: Mögliche Fußgängerzone in der Hauptstraße prüfen, wie beim Markt. © Marion Gröning
Die Linke: Auch die Mitte nicht vergessen – mit Läden und Gewerbe.
Die Linke: Auch die Mitte nicht vergessen – mit Läden und Gewerbe. © Norbert Millauer
Radebeul-West: So schön ist es, wenn die Bahnhofstraße verkehrsberuhigt ist. Das Foto stammt vom Straßenfest mit Händlern und Bürgerfrühstück 2016. Viele wünschen sich hier wieder einen ruhigeren Bereich zum Flanieren und auch Ausruhen auf Bänken.
Radebeul-West: So schön ist es, wenn die Bahnhofstraße verkehrsberuhigt ist. Das Foto stammt vom Straßenfest mit Händlern und Bürgerfrühstück 2016. Viele wünschen sich hier wieder einen ruhigeren Bereich zum Flanieren und auch Ausruhen auf Bänken. © Arvid Müller
Bürgerforum/Grüne: Die Situation für Fußgänger in Ost und West verbessern.
Bürgerforum/Grüne: Die Situation für Fußgänger in Ost und West verbessern. © Arvid Müller
Freie Wähler: Mit den Händlern in West ein Leitbild aufstellen.
Freie Wähler: Mit den Händlern in West ein Leitbild aufstellen. © Norbert Millauer
CDU: Für beide Stadtteile ist ein Parkraumkonzept nötig.
CDU: Für beide Stadtteile ist ein Parkraumkonzept nötig. © Norbert Millauer

CDU: Parken nach klarem Konzept und dritten Sportplatz bauen

Für beide Stadtteile fordert die CDU-Fraktion das Umsetzen und das Entwickeln vom Parkraumkonzepten – Hauptstraße und Altkötzschenbroda – unter Nutzung der vorhandenen Parkhäuser.

Für Ost wollen Fraktionschef Ulrich Reusch und Mitstreiter, dass die Neubebauung des Glasinvest-Geländes vorangetrieben wird, der Gellertpark mit neuen Wohnungen zügig errichtet werden kann und für den Hortneubau Oberlößnitz bald die Planung steht. Im Wasapark sollen Wohnungen entstehen und die Besitzgesellschaft soll ihren Sitz am Rathaus in Ost bekommen. Im Sanierungsgebiet West setzt die CDU sich auf der Bahnhofstraße für eine moderne Einkaufsstraße, am Schulstandort für die Modernisierung und den Neubau der Grundschule und Oberschule sowie die Etablierung der evangelischen Oberschule ein. Das Vorhaben dritter Sportplatz am Lößnitzbad sollte energisch verfolgt und die Sanierung des Bootshauses abgeschlossen werden.

Freie Wähler: Vorplatz Bahnhof-West soll Bänke und Wasserspiel bekommen

In Ost setzen die Freien Wähler um Fraktionsvorsitzende Eva Schindler auf potente Investoren für Glasinvest. Für die Hauptstraße werde ungenügend auf das Verkehrsverhalten einiger „Raser“ reagiert.

Schindler: Für Radebeul-West finden wir das nochmalige Überdenken der bisherigen Planung gut – im mittleren Abschnitt sollte es eine Verkehrsberuhigung, aber auch das Beachten der Verkehrswege zum künftigen Schulcampus auf der Harmoniestraße geben. Wir wollen die Erarbeitung eines Händler- und Sortimentskonzeptes (Händlerleitbild) unterstützen, um langfristig Bahnhofstraße, Meißner Straße und Moritzburger Straße als attraktives Stadteileinkaufszentrum zu sichern. Ein kreativer Samstagsmarkt zwischen Harmoniestraße und Hermann-Ilgen-Straße unter Erhaltung des alten Baumbestandes soll dieses abrunden. Der Bahnhofsvorplatz könnte Mittler zwischen oberer und mittlerer Bahnhofstraße sein, mit Bänken, Pflanzen, Wasserspiel, Kunstobjekten, ohne Bushalt und Fahrradabstellanlage.

Bürgerforum/Grüne: Plan für Verkehr und längere Öffnung der Touristinfo

Der Missstand in West ist nicht das Fehlen eines Wochenmarkts, sondern die Verkehrssituation. Das führt zur schlechten Vermietbarkeit der Ladengeschäfte, sagt Bürgerforum/Grüne. Die Kreuzung Moritzburger/Meißner Straße als „Eingang“ zur Bahnhofstraße ist unwürdig, insbesondere die Situation für Fußgänger und Radfahrer. Ebenfalls die Situation Bahnhofstraße/Hermann-Ilgen-Straße. Die hat sich nach der Sanierung der Kötzschenbrodaer Straße noch verschlimmert. Diese setzt sich immer mehr als zweite Ost-West-Verbindung Dresden – Radebeul – Coswig – Meißen neben der Meißner Straße über die Kötzschenbrodaer durch bzw. in der Gegenrichtung über Altkötzschenbroda.

Deshalb ist die wichtigste Aufgabe für das Sanierungsgebiet ein Verkehrskonzept mit Maßnahmen zur Verkehrsvermeidung und Maßnahmen zur alternativen Führung der Verkehrsströme sowie Verhinderung von Durchgangsverkehren. In Radebeul West fehlt ein Infopoint besonders für Fahrradtouristen.

Priorität in Ost muss eine stadtverträgliche Bebauung des Glasinvest-Geländes haben; nach wie vor ist zu viel Verkehr auf der Hauptstraße. Erfüllt die aufwendig sanierte Touristinformation auf der Hauptstraße die Erwartungen? Fraktionsvorsitzende Eva Oehmichen: Wir regen eine Überprüfung der Öffnungszeiten mit Ausweitung am Sonnabendnachmittag und Sonntag an.

Die Linke: Regiozug-Halt Ost soll bleiben, Sitzgruppen auf Bahnhofstraße

Als Fraktion Die Linke sehen wir in Radebeul-Ost das Thema Nahverkehr als sehr wichtig an. Hier spielen sowohl die weitere Sanierung der Meißner Straße als auch der Erhalt der Haltestelle „Radebeul-Ost“ für den Regionalzug eine zentrale Rolle, so Daniel Borowitzki. Außerdem wollen wir das Thema „Areal Glasinvest“ voranbringen.

In Radebeul West werden wir uns dafür einsetzen, dass die Sanierung des Schulkomplexes Kötzschenbroda zu einer zufriedenstellenden Lösung sowohl für die Grund- als auch für die Oberschule führt. Außerdem setzen wir uns für gemütliche Sitzgruppen auf der Bahnhofsstraße ein, auf denen es möglich sein soll, neben dem Einkaufen auch miteinander ins Gespräch zu kommen. Im Zuge dessen würden wir eine verkehrsberuhigte Zone in diesem Gebiet sehr begrüßen. Auch für Mitte setzt sich Die Linke ein. Hier sollten mehr Einkaufsmöglichkeiten sein und ein kleines Gewerbegebiet im Pharmapark an der Meißner Straße entstehen.

SPD: Dritter Versuch Glasinvest muss gelingen, mit Investoren reden

In Ost will die SPD, dass das Glasinvest-Gelände endlich bebaut wird. Der nunmehr dritte Versuch muss gelingen, so Fraktionsvorsitzender Thomas Gey. Die Umgestaltung der Hauptstraße zur Fußgängerzone ist ernsthaft zu prüfen. Auch das zum Teil wilde Parken rund um den Bahnhof-Ost ist zu unterbinden.

Das Sanierungsgebiet West ist ohne den Bahnhof, die Alte Post und den Fischladen ohne ausreichende Substanz, so die SPD. Der Bahnhof wurde trotz des mit großer Mehrheit gefassten Beschlusses des Stadtrats vom Oberbürgermeister nicht erworben; umso dringender ist es jetzt, mit dem neuen Eigentümer angemessen zu kooperieren. Dies gilt auch für die Investoren, die an der Meißner Straße bauen möchten. Gey: „Insgesamt fehlt für Radebeul-West ein Parkraumkonzept, das vom Oberbürgermeister seit 2013 verhindert wird.“ Das von ihm jetzt angekündigte Verkehrskonzept für den fließenden Verkehr ist notwendig und daher zu begrüßen.

FDP: Bahnhofstraße verkehrsberuhigt, Wochenmarkt hier einrichten

Die FDP mit Frank Sparbert fordert , die bereits vorhandenen Konzepte zu Parkraum, Sport und Verkehr umzusetzen. Für Ost sagt die FDP, dass die Brache Glasinvest schnellstens verschwinden muss, das Gesamtprojekt Karl-May-Museum umzusetzen ist und der Abschnitt der Meißner Straße saniert wird.

Für West fordert die FDP, den skandalösen Haltestellenbereich als Touristenschreck an der Meißner Straße zu beseitigen. Das Entwicklungskonzept Alte Post zur Musikschule muss mit aller Konsequenz umgesetzt werden. Der Bahnhof West, bislang erforderliche Initialzündung für das Sanierungsgebiet West, wird nach unserer Meinung vom Investor gemeinsam mit der Stadtverwaltung nicht mit dem erforderlichen Schrittmaß konzeptionell bearbeitet. Die Bahnhofstraße soll eine attraktive Einkaufs- und bürgerfreundliche Geschäftsstraße werden. Aus diesen Gründen stellen wir uns eine verkehrsberuhigte Fläche zwischen Güterhofstraße und Wilhelm-Eichler-Straße vor. Durch eine neue Straßenführung mit zulässigem Anliegerverkehr sind damit auch die Voraussetzungen für einen attraktiven Wochenmarkt am Samstag gegeben.

Liebe Leser: Schreiben Sie uns, was Sie in Radebeul-Ost und West verbessert haben wollen. Adresse: Sächsische Zeitung, Bahnhofstraße 18, 01445 Radebeul.

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