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Alle wollen die Bahnstrecke wiederbeleben

Die Stilllegung der Strecke Seifhennersdorf-Varnsdorf ist vom Tisch. Ein Unternehmen hat Interesse angemeldet.

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© Matthias Weber

Von Holger Gutte

Trostlos sieht es auf dem Bahnhof in Seifhennersdorf aus. Schon lange hält hier kein Zug mehr. Und seit etwa drei Jahren liegt auch der nur wenige 100 Meter entfernt eingerichtete Behelfsbahnhof, der eigentlich eher ein Haltepunkt ist, im Dornröschenschlaf. Eigentlich ist der mal extra angelegt worden, um die Bahnverbindung zwischen Zittau und Varnsdorf am Leben erhalten zu können, nachdem der Bahnsteig im Bahnhof aus verschiedenen Gründen nicht mehr genutzt wird.

Bürgermeisterin Karin Berndt (UBS) kämpft seit vielen Jahren für die Wiederbelebung der Bahnstrecke nach Seifhennersdorf. Sie will nicht akzeptieren, dass die Stadt keine Bahnanbindung mehr hat. Und nach einem Schreiben vor einigen Wochen von der Deutschen Bahn an die Stadt hofft sie nun auch, dass etwas Bewegung in die Sache kommt. „Kurzfristig sei aber nichts möglich“, sagt Frau Berndt. Und sie ist auch froh, dass dank eines neuen Bewerbers, der in diesem Jahr Interesse an der Bahnstrecke angemeldet hat, die Trasse nun auch nicht stillgelegt werden kann.

Die Nossen-Riesaer Eisenbahn-Compagnie GmbH (NRE) hat Interesse an der Strecke. Das bestätigte am Donnerstag gegenüber der SZ Geschäftsführer Eckart Sauter. Aber bis es so weit ist, wird es noch einige Zeit dauern, meint der Geschäftsführer. Die NRE ist zwar bisher ein reines Eisenbahn-Infrastruktur-Unternehmen, Eckart Sauter sieht darin aber keinen Grund, sich nicht auch dem Personenverkehr auf der Schiene zu widmen. Bisher betreibt das Unternehmen die Strecken Riesa–Nossen und Döbeln– Meißen im Güter- und im touristischen Ausflugsverkehr. Welche Pläne die NRE bei der Strecke Varnsdorf–Seifhennersdorf und darüber hinaus verfolgt, möchte Eckart Sauter zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht sagen.

Unabhängig davon betont aber auch die Deutsche Regionaleisenbahn (DRE) ihr weiteres Interesse an der Strecke. „Die Bahnstrecke soll nach unseren Vorstellungen baldmöglichst wiedereröffnet werden“, berichtet der Pressesprecher der DRE-Zentrale in Berlin, Jochen Reitstätter. Da die Bahnstrecke grenzüberschreitend verläuft, ist aber eisenbahnrechtlich eine Sondergenehmigung notwendig. „Die hierzu notwendigen Abstimmungen dauern noch an“, so Reitstätter. Unabhängig von den behördlichen Verfahren werden die Bahnanlagen betriebssicher vorgehalten. „Dass aufgrund des fehlenden Verkehrs an der ein oder anderen Stelle der Bewuchs zugenommen hat, ist normal. Mit Beginn des Zugverkehrs wird der gesamte Streckenabschnitt ordnungsgemäß freigeschnitten sein“, schildert er. Und mit der Wiederaufnahme des Bahnbetriebes auf der Strecke soll dann auch in den Seifhennersdorfer Bahnhof wieder eingefahren werden.

Auch in Tschechien wäre man froh, wenn auf der nur wenige Kilometer langen Strecke zwischen Varnsdorf und Seifhennersdorf wieder Züge fahren könnten. Dann gebe es eine Bahnverbindung von Decin und Rumburk über Seifhennersdorf und Zittau bis nach Liberec.

Im Nachbarland würde man hierfür gern mehr Engagement von den deutschen Bahnunternehmen sehen. „Die bemühen sich um diese Maßnahme wahrscheinlich gar nicht, obwohl das Interesse von unserer Seite da ist“, meinte Pavel Blažek. Er ist der Geschäftsführer der Gesellschaft Korid, die den Verkehr in der Region Liberec koordiniert. Eine Veränderung ist, so der tschechische Geschäftsführer mit dem Einstieg von neuen Betreibern zu erwarten.

Auf Anfrage der SZ verwies das Sächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr darauf, das für den Zugverkehr an der Grenze das Eisenbahn-Bundesamt zuständig ist, berichtet Referent Christian Adler. Dieses hat den 2015 wegen der fehlenden Sicherheitsbescheinigung den Grenzverkehr für den Abschnitt Varnsdorf-Seifhennersdorf untersagt.

Unabhängig vom Bahnverkehr schlummert aber ebenso das Seifhennersdorfer Bahnhofsgebäude selber seit vielen Jahren im Dornröschenschlaf. Von den Berlinern, die 2012 das Bahnhofsgebäude samt einer insgesamt 3 500 Quadratmeter großen Außenfläche ersteigert hatten, hörte Bürgermeisterin Karin Berndt schon lange nichts mehr. (mit lau)