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Alle neuen Dachziegel sind wieder runter

Das Schiff der Christuskirche in Leutersdorf muss komplett neu gedeckt werden. Zum dritten Mal in zehn Jahren.

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© Matthias Weber

Von Holger Gutte

Leutersdorf. Verwundert blicken einige Leutersdorfer zum Dach des Kirchenschiffes ihrer Christuskirche. Erst 2013 ist es neu gedeckt worden. Nun ist das Schiff erneut komplett eingerüstet. Alle neuen Dachziegel haben die Mitarbeiter von Dachdeckermeister Thomas Wintzen vor wenigen Tagen wieder runtergenommen. Jetzt wird die riesige insgesamt 680 Quadratmeter große Dachfläche des Kirchenschiffes wieder gedeckt. Ebenfalls mit neuen, aber anderen Biberschwänzen.

In der nächsten Woche soll auch die zweite Dachhälfte der Christuskirche in Leutersdorf wieder neu gedeckt sein.
In der nächsten Woche soll auch die zweite Dachhälfte der Christuskirche in Leutersdorf wieder neu gedeckt sein. © Matthias Weber

„Wir machen das gleiche Dachmuster drauf“, sagt Thomas Wintzen. So wie es anhand alter Dokumente rekonstruiert werden konnte, wird es wieder das historische Dachmuster der 152-jährigen Leutersdorfer Christuskirche. Zwölf große Kreuze sind passend zu den sechs Fenstern angeordnet. „Zu 98 Prozent haben wir das auch beim ersten Mal vor etwa vier Jahren hinbekommen“, sagt der Dachdeckermeister. Warum man das Muster wahrscheinlich nicht zu 100 Prozent hinbekommt, liegt daran, dass das Dach zu DDR-Zeiten mehrfach geflickt und notrepariert wurde. Dadurch könnten Details verschwunden sein. Das Muster war aber auch nicht der Grund, warum das Dach jetzt komplett neu gedeckt werden muss.

Gleich nach dem Dachdecken im Sommer 2013 sind schon nach wenigen Monaten die ersten Dachziegel zerfallen. „Von den Ziegeln sind immer wieder mehr oder weniger große Stücken abgeblättert und heruntergefallen. Wir mussten deswegen bereits im vergangenen Jahr um die Kirche herum absperren, weil sich ein Teil der Dachziegeln buchstäblich auflöste“, schildert Pfarrer André Rausendorf.

Es gibt bereits ein gerichtliches Gutachten, in dem festgestellt wurde, dass die Dachziegel fehlerhaft sind, schildert er. „Die Dachdeckerfirma trifft keine Schuld. Sie hat eine einwandfreie und fehlerlose Arbeit abgeliefert“, betont der Pfarrer. Seit reichlich drei Jahren läuft nun schon von der Zittauer Dachdeckerfirma die Klage gegen den Hersteller der Ziegel. Diese sind keine Massenware, sondern speziell angefertigt. Thomas Wintzen hofft, dass möglichst schnell ein Urteil gefällt wird. Aber wann ein Gericht darüber entscheidet, ist noch völlig offen.

Pfarrer André Rausendorf ist froh, dass er mit seiner Firma unabhängig davon jetzt das komplette Dach noch einmal neu deckt. Mittlerweile ist bereits die zum Edeka-Markt zugewandte Dachseite fertig. In etwa zwei Wochen liegen die neu angefertigten Biberschwänze dann auch auf der andere Seite des Kirchenschiffes drauf.

„Was soll ich machen. So kann es doch auch nicht bleiben. Hier muss was passieren. Ich bin zusammen mit der Kirchgemeinde zum Handeln gezwungen“, sagt der Firmenchef. So haben sich halt beide Seiten gemeinsam dazu entschlossen. Thomas Wintzen hofft, dass er mit seiner Klage gegen den Ziegelhersteller vor Gericht recht bekommt. So ein Dach ist nicht von heute auf morgen ab- und neu gedeckt. Fünf Mitarbeiter haben immerhin sechs Wochen dafür gearbeitet.

Zum Glück ist vor dem Dachdecken im Sommer 2013 beim Kirchenschiff ein sogenanntes Unterdach eingebaut worden. Das funktioniert und verhindert, das Wasser eindringen kann. Thomas Wintzen hat eine andere Herstellerfirma gefunden. Die hat extra für uns zwei Tagesproduktionen umgestellt und die schwarzen und roten Ziegel für das Leutersdorfer Kirchendach hergestellt. „Ich bin auch sehr froh darüber gewesen, dass die Zittauer Firma Gerüstbau Kießling so schnell reagiert hat“, sagt er. Denn um das relativ hohe Kirchenschiff ringsherum einzurüsten, braucht es schon ein großes Gerüst.

Mit dem Dach des Schiffes der Leutersdorfer Christuskirche hatte die Kirchgemeinde schon in der Vergangenheit ihre Sorgen. „Wir decken es jetzt innerhalb von rund zehn Jahren zum dritten Mal“, sagt der Pfarrer. 2005/2006 gab es Probleme mit der Dachüberdeckung. Damals ist die Versicherung für den entstandenen Schaden und die Nacharbeiten wegen der Feuchtigkeitsschäden aufgekommen.

Es wäre schön, wenn in diesem Jahr neben dem Dach auch der Turm fertig werden würde, erzählt er. Seit 2004 wird die Christuskirche nun schon peu á peu saniert. Die Außenfassade, die Fenster und die Elektrik im Gebäude sind unter anderem fertig. Im Frühjahr gehen jetzt auch die Arbeiten am Turm weiter. Das Statikproblem an der Kirchturmspitze wird mit einem Ringanker gelöst. Wenn der gegossen ist, kann darauf ein Gerüst aufgebaut werden, um die Fassade der Kirchturmspitze sanieren zu können.

Die Kreuzblume, die dann darauf wieder aufgesetzt werden soll, ist schon restauriert. Ja, und dann sollen ja noch neue Glocken in den Turm. Nur eine der vier Glocken der Christuskirche konnte noch geläutet werden. Es ist die kleine und einzig verbliebene Bronzeglocke. Schon im ersten Weltkrieg hat die Kirchgemeinde ihre Bronzeglocken für die Rüstungsindustrie hergeben müssen. In den 1920er Jahren konnten neue Bronzeglocken gegossen werden, von denen die drei großen im Zweiten Weltkrieg erneut abgegeben werden mussten. „Die drei Eisenhartguss-Glocken, die die Kirche dann nach dem Krieg erhielt, waren von schlechter Qualität“, erzählt der Pfarrer. Damit die Christuskirche in Leutersdorf wieder ein funktionierendes Vier-Glocken-Geläut erhält, läuft schon lange und erfolgreich eine Spendenaktion.

Spendenkonto bei der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien: IBAN: DE45 8505 0100 3000 0229 60

Verwendungszweck: Glocken und Turm Christuskirche