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Akademie plant Buch über Zittauer

Alfred Merges ist in Zittau ein aktives SED-Mitglied gewesen. Nun interessieren sich Braunschweiger für ihn.

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© privat

Von Jan Lange

Zittau. Gundolf Algermissen ist mehr zufällig auf Alfred Merges gestoßen. Ein Kondolenzschreiben aus dem Jahr 1953 hat das Interesse geweckt. Merges schrieb dieses an Hermann Duncker und erinnert darin an die gemeinsamen, lebhaften Gespräche im Jahr 1918. „Für unsere Region ist er ein historisch-interessanter Zeitzeuge“, findet Algermissen, der als Geschäftsführer der Akademie Regionale Gewerkschaftsgeschichte (ARG) in Braunschweig tätig ist. Derzeit arbeitet er an einer mehr als 60 Seiten umfassenden Broschüre über Alfred Merges, die im Frühjahr erscheinen soll. Die gesamte Biografie sei ungewöhnlich, meint Algermissen. Merges wurde in der Nähe von Braunschweig geboren, sein Vater August war dort Spartakusmann, entschiedener Liebknecht-Anhänger und Lenker der damaligen Räteregierung in Braunschweig. Der Sohn eiferte dem Vater früh politisch nach. So setzte er sich bereits als 17-Jähriger für höhere Löhne ein, nahm auch an Streiks teil. Über diese Zeit hat der Gewerkschaftsmann schon eine Menge Informationen zusammengetragen.

Weniger ist dagegen über die Merges‘ Jahre in Zittau bekannt. 1943 war er erstmals in die Mandau-Stadt gekommen, von 1947 bis zu seinem Tod 1971 war Zittau dann ununterbrochen seine Heimat. Hier war er einige Jahre Abteilungsleiter der SED-Kreisleitung, danach Kaderleiter an der Zittauer Bauschule und später Redakteur der Betriebszeitung „Die Bastfaser“ der Flachsspinnerei in Hirschfelde.

Merges engagierte sich darüber hinaus im Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB) und war Mitglied der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft. Merges wohnte zuerst in der Dornspachstraße 5, später in der Friedrich-Haupt-Straße 10. Ab Mai 1965 erhielt er eine Ehrenpension für Kämpfer gegen den Faschismus in Höhe von 800 Mark monatlich.

Gundolf Algermissen hofft, noch einiges mehr über die Zittauer Zeit herauszubekommen – immerhin betrifft sie mehr als 25 Jahre seines Lebens. Vor einigen Wochen ist der Braunschweiger deshalb extra in die Oberlausitz gereist, um mit Nachfahren zu sprechen, sowie in Archiven nach Informationen zu suchen. Einiges hat er dabei auch neu erfahren. „Wir suchen aber weiterhin nach ehemaligen Freunden und Kollegen oder früheren Nachbarn, die uns noch etwas über Alfred Merges erzählen können“, sagt der Braunschweiger. Man wolle eine möglichst vollständige historische Personenbeschreibung haben.

Wer einen Beitrag dazu leisten kann, sollte sich bei der SZ melden. Bis Ende des Jahres will Gundolf Algermissen die Erarbeitung der Broschüre abgeschlossen haben, damit der Druck im Frühjahr erfolgen kann. „Wenn uns jemand wertvolle Informationen zu Alfred Merges geben kann, können wir die Fertigstellung aber auch ins neue Jahr schieben“, sagt der ARG-Geschäftsführer.

[email protected] oder 0358377555851