Merken

Ahnenforschung auf Sorbisch

Zum Sprachkurs des Sorbischen Instituts in Bautzen kamen auch zwei Amerikaner. Ihre Vorfahren wanderten nach Texas aus. Nun sind sie hier auf Spurensuche.

Teilen
Folgen
© Uwe Soeder

Von Kerstin Fiedler

Bautzen. Das Buch ist noch ganz neu. Herausgegeben haben es eine Sorbin, Gertrud Mahling, und ein Amerikaner. Weldon Mersiovsky liegt es am Herzen, seinen Mitbürgern in Texas die Geschichte ihrer und seiner Vorfahren nahezubringen. Und so kümmert er sich darum, dass sorbische Geschichte ins Englische übersetzt wird. In diesem Buch geht es um Malschwitz.

Derzeit sind Weldon Mersiovsky und sein Sohn Brian in Bautzen. Sie haben sich beim Sorbisch-Kurs des Sorbischen Instituts eingeschrieben, der aller zwei Jahre Interessenten aus der ganzen Welt nach Bautzen zieht. „Meinem Sohn fällt es leichter, die Sprache zu lernen. Mein Gehirn will nicht mehr so schnell“, sagt der 69-Jährige lachend. Doch der Sprachkurs ist nur ein Teil seiner Reise in die Geschichte seiner Vorfahren. Die sind im 19. Jahrhundert von der Lausitz nach Amerika ausgewandert. Mersiovsky forscht schon lange, hat herausbekommen, dass die Familie seines Großvaters aus Cunewalde und Hochkirch stammt. In diesem Jahr besucht er aber eine Familie in Kringelsdorf, denn von dort stammen die Vorfahren seiner Mutter. „Die jetzige Familie wohnt genau in dem Haus, das der Urgroßvater erbaut hat“, sagt Weldon Mersiovsky. Er selbst hatte lange guten Kontakt zu Lilo und Kurt in Lauba, allerdings ist Kurt bereits gestorben, seine Frau lebt im Altenheim. Hier ist die Geschichte der Erinnerungen zu Ende.

Darüber ist Weldon Mersiovsky etwas traurig. Damit aber auch in Texas die Vergangenheit lebendig gehalten wird, hat er gemeinsam mit der Bautzener Autorin Gertrud Mahling das Buch über Malschwitz herausgebracht. Darin finden sich Biografien, aber auch Bräuche und Episoden über das heutige Leben in Malschwitz. In seiner Heimat ist Weldon Mersiovsky auch viel unterwegs, um dieses Wissen weiterzugeben. So hat er zum Beispiel das Kostüm eines Braškas, eines sorbischen Hochzeitsbitters. Darin erzählt er dann, wie eine sorbische Hochzeit abläuft. Jedes Jahr gibt es in Texas auch ein wendisches Fest, das Wendish Heritage Festival in Serbin. In Amerika ist Wendisch die Bezeichnung für Sorbisch.

Brian Mersiovsky hat vor drei Jahren in Texas den Besuch des Bautzener Theaters erlebt, nun ist der 45-jährige Mathematiklehrer hier, um Sorbisch zu lernen. „Ich mag Sprachen, außerdem ist es schön, neue Leute kennenzulernen“, sagt er. Für ihn ist diese Reise ein Abenteuer.