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AfD will vier Männer in den Landtag bringen

Beim Nominierungsparteitag in Cotta bei Pirna lässt die AfD ihren Abgeordneten André Barth durchfallen. Die Partei stellt sich völlig neu auf.

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© Hoffmann, Thomas

Von Gunnar Klehm

Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Mit dieser Parteitags-Dramaturgie hatten nur die wenigsten gerechnet. Beim Nominierungsparteitag der AfD am Sonntag in Cotta bei Pirna ließ die Parteibasis ihren Landtagsabgeordneten André Barth als Kandidaten durchfallen. Bisher zählte er im Kreisverband Sächsische Schweiz-Osterzgebirge zu den Strategen. Er ist parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion im Landtag und derzeit amtierender Kreisvorsitzender. Nun muss er auf die Landesliste hoffen. Im Wahlkreis 49, der sich von Bannewitz über Dippoldiswalde bis Altenberg erstreckt, bewarb sich Barth als AfD-Direktkandidat. Nach dem Ergebnis der letzten Bundestagswahl rechnet sich die Partei Chancen aus, der CDU alle Direktmandate im Landkreis abzujagen. Zum Jagen der CDU wurde auch gerufen. Nur wird Barth nicht als Kandidat dabei sein. Er unterlag Mitbewerber Michael Ullmann. Der Oberkommissar der Bundespolizei in Berggießhübel erhielt 28 der 53 abgegebenen gültigen Stimmen. Barth bekam nur 25.

Michael Ullmann tritt im Wahlkreis 49 an.
Michael Ullmann tritt im Wahlkreis 49 an. © Daniel Förrster
Norbert Mayer kandidiert in Wahlkreis 48 (Freital).
Norbert Mayer kandidiert in Wahlkreis 48 (Freital). © Daniel Förster
Jan Zwerg will den Wahlkreis 50 (Pirna) gewinnen.
Jan Zwerg will den Wahlkreis 50 (Pirna) gewinnen. © Daniel Förster
Ivo Teichmann tritt im Wahlkreis 51 (Sebnitz) an.
Ivo Teichmann tritt im Wahlkreis 51 (Sebnitz) an. © Daniel Förster

Freimütig bekannte Ullmann in seiner Antrittsrede, dass er lange unsicher war, ob er kandidieren würde. Sich zur AfD zu bekennen, sei nicht immer leicht. So wurde er von seiner Behörde beispielsweise zu sogenannten „Sensibilisierungsgesprächen“ geladen. „Alle meine bisherigen Reden wurden dienstrechtlich geprüft.“ Das habe ihn erschüttert, erklärte Ullmann. Über seine Wahlabsichten habe er vor wenigen Tagen auch mit André Barth gesprochen, der ihm daraufhin „wörtlich den Krieg erklärt“ habe. Das wiederum habe ihn nur bestärkt, gegen ihn zu kandidieren.

Im Wahlkreis 48, der Freital, Tharandt, Dorfhain und Wilsdruff umfasst, gab es eine Kampfabstimmung zwischen dem langjährigen Freitaler Stadtrat und früheren CDU-Mitglied Norbert Mayer und Jan Endert. Letzterer ist in der Jungen Alternative aktiv und machte in der Vergangenheit schon oft als Redner auf sich aufmerksam, unter anderem auf einer Pegida-Veranstaltung in Dresden. Mayer verwies auf seine Verdienste im Stadtrat und darauf, dass er maßgeblich daran beteiligt war, dass das Quorum für Bürgerabstimmungen gesenkt wurde. Schließlich setzte er sich mit 32 zu 22 Stimmen gegen Endert durch.

Den Wahlkreis 50, zu dem unter anderem Pirna und Heidenau gehören, wird Jan Zwerg für die AfD besetzen. Er ist Generalsekretär der Partei in Sachsen und musste sich zuvor gegen den Cottaer Beamten und Gemeinderat Steffen Janich behaupten. Der Freitaler Jan Zwerg bezeichnete sich mit besonderer Betonung als die „rechte“ Hand des Landesvorsitzenden und forderte eine „Minus-Invasion“ in der Asylpolitik. „Wir dürfen nicht zum islamischen Staat werden“, sagte er. Im Landtag würde sich der Selbstständige für eine andere Wirtschafts- und Umweltpolitik einsetzen, insbesondere müsste es eine Entbürokratisierung geben, unter der Unternehmer derzeit immer mehr leiden. Zwerg setzte sich mit 33 zu 21 Stimmen gegen Janich durch.

Im Wirtschaftsministerium kenne er sich schon länger aus, weil er dort seit Langem als Verwaltungswirt arbeite, erklärte Ivo Teichmann, der sich als Direktkandidat für den Wahlkreis 51 (Sebnitz) vom AfD-Kreisverband aufstellen ließ. Würde er in den Landtag gewählt werden, möchte er sich dort jedoch für die Verbesserung der kommunalen Selbstverwaltung stark machen und gern als kommunalpolitischer Sprecher agieren. Teichmann erhielt ohne Gegenkandidaten 38 von 54 Stimmen.

Damit stellt sich die Partei im Landkreis neu auf. Richter Stefan Dreher, der 2014 im Wahlkreis 50 antrat, ist aus der Partei ausgetreten. Arndt Noack (Wahlkreis 51) trat nicht wieder an, André Barth fiel durch. Bleibt Norbert Mayer als einzige Konstante für die Wahl im September 2019.