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Teichmann muss Entschädigung zahlen

Der Königsteiner Landesvorstand Ivo Teichmann soll einen Radfahrer beleidigt und geschlagen haben. Er streitet beides ab – und entschuldigt sich am Ende doch.

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© Daniel Förster

Von Franz Werfel

Königstein. Das Verfahren gegen den AfD-Politiker Ivo Teichmann am Amtsgericht Pirna dauert länger als gedacht. Auf eine halbe Stunde hatte Richter Jürgen Uhlig, für seine schnellen Sitzungen bekannt, die Verhandlung angesetzt. Am Ende werden es sogar 90 Minuten. Vieles war zu klären. Die Staatsanwaltschaft hatte Teichmann wegen Körperverletzung sowie eines gezeigten Stinkefingers angeklagt. Einen Strafbefehl über 2 400 Euro akzeptierte der 50-Jährige nicht. Deswegen wurde am Dienstagvormittag in Pirna öffentlich verhandelt.

Am 6. August vorigen Jahres war Teichmann von der Pirnaer Stadtbrücke kommend mit seinem Auto auf der Hauptstraße unterwegs. Ein damals 16-jähriger Fahrradfahrer wollte sich vom Radweg auf die Straße einfädeln, um links abzubiegen. Teichmann will gesehen haben, wie der Junge einen Stinkefinger zeigte, als er hinter ihm auf die Fahrbahn fuhr. „An der Kreuzung habe ich angehalten, um ihn zur Rede zu stellen“, so Teichmann.

Karl S., der junge Mann mit dem Fahrrad, sei aggressiv gewesen. Er habe bei dem Disput das Rad gegen Teichmanns Körper gedrückt. „Meine Hüfte war entzündet, ich war auf dem Weg zur Kur an der Ostsee. Der Stoß tat weh“, so Teichmann. Er habe versucht, den Jungen wegzuschieben, daraufhin fingen beide an, laut zu diskutieren und sich gegenseitig zu stoßen. Eine Passantin habe gerufen: „Aufhören oder ich rufe die Polizei.“ Dann sei Karl S. weitergefahren. „Ich habe noch mit dem Zeigefinger gewedelt und gesagt: Mein Freund, so geht’s aber nicht.“

Der Geschädigte, der nur eine Stunde später mit seiner Mutter Anzeige bei der Polizei erstattete, schildert die Begegnung anders. Der heute 17-jährige Gymnasiast war Teichmann nie zuvor begegnet. „Als ich mich einfädeln wollte, weil an der Stelle der Radweg endet, habe ich das lange mit meinem linken Arm angezeigt. Zwei Autos fuhren vorbei. Dann kam Herr Teichmann und hat mich von der Fahrbahn gedrängt. Mit seinem Anhänger hätte er mich fast erwischt“, sagte er vor Gericht. Er habe daraufhin mit der offenen Hand eine Geste gemacht, nach dem Motto: Was soll das? „Einen Stinkefinger zu zeigen, ist nicht meine Art.“ Als er bemerkte, wie Teichmann knapp 200 Meter weiter auf ihn wartete, habe er gebremst und sei abgestiegen. „Ja, wir haben uns laut gestritten. Dann hat er mich mit der Faust an die Schulter geschlagen.“ Wie genau der rote Abdruck auf seinem Rücken sowie der Kratzer am Kinn, die die Polizei kurz darauf bei ihm feststellte, zustande kamen, weiß er nicht mehr. „Die Blessuren kommen auf jeden Fall aus der Auseinandersetzung“, ist er sich sicher. Vom Stinkefinger, den Teichmann am Ende des Streits gezeigt haben soll, fühlt er sich beleidigt. „Ich habe mich korrekt verhalten“, so S.

Teichmanns Ehefrau, die ebenfalls als Zeugin geladen war, wollte vor Gericht nicht aussagen. Das Recht hat sie als Angehörige. Offen bleibt, ob sie an dem Tag überhaupt mit im Auto saß. Denn sie nahm Teichmann zufolge nicht neben ihm Platz, sondern auf der Rückbank hinter dem Fahrersitz. Die Scheiben sind aber verdunkelt, sodass Karl S. sie nicht habe sehen können.

Teichmann, der nicht vorbestraft ist, einigte sich mit der Staatsanwaltschaft und Richter Uhlig darauf, das Verfahren vorläufig einzustellen. Dafür muss er dem Geschädigten sowie der Diakonie Pirna je 1 000 Euro zahlen. Zum Abschluss der Verhandlung sagte Teichmann: „Ich beleidige niemanden. Sollte dieser Eindruck entstanden sein, entschuldige ich mich.“