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Ärger um Häuser am Berzdorfer See

Schönau-Berzdorf will an der Blauen Lagune Ferienhausdörfer errichten. Vorhaben von Görlitzer Seite könnten jetzt diese Pläne durchkreuzen. Man will erneut beraten.

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© Vorlage: Stadt Görlitz

Von Sebastian Beutler

Es war nur ein Nebensatz, als Kommwohnen-Geschäftsführer Arne Myckert jüngst im Görlitzer Stadtrat über die Projekte seiner Unternehmensgruppe berichtete. Doch der Nebensatz hatte es in sich. Demnach plant Kommwohnen, 60 Ferienwohnungen an der Südseite des Tauchritzer Hafens zu errichten. 60 Wohnungen? War da nicht was? Tatsächlich hatte der Stadtrat das Projekt auf seiner Sitzung am 1. März behandelt. In der Vorlage des Stadtrates ist die Rede von „28 Wohneinheiten“. Unter einer Wohneinheit versteht man in der Immobilienbranche eine aus mehreren Räumen bestehende Einheit. Sie kann ein Einfamilienhaus sein oder eine einzelne Wohnung. Aber kein Ferienhaus mit mehreren Wohnungen, weswegen es auch in der Diskussion und Erläuterung unter Stadträten und seitens Bürgermeister Michael Wieler immer wieder in den Begrifflichkeiten drunter und drüber ging. Häufig jedenfalls fiel das Wort „Wohnungen“. Das ist aber nicht der Fall. Wie Kommwohnen-Sprecherin Jenny Thümmler gegenüber der SZ bestätigt, handelt es sich um 28 Ferienhäuser. 16 von ihnen sollen drei Ferienwohnungen beherbergen, macht 48 Wohnungen. Weitere sechs Ferienhäuser werden mit je zwei Wohnungen ausgestattet. Macht zusammen 60 Ferienwohnungen. Hinzu kommen noch sechs weitere Ferienhäuser, die für das dauerhafte Wohnen geplant sind.

Nur deswegen kam das Thema überhaupt damals in den Stadtrat, weil die Räte sich mit einem Beschluss im April 2013 ein Mitspracherecht bei allen Projekten zur Wohnbebauung am Berzdorfer See gesichert hatten. Sie wollen verhindern, dass überall am See Wohnsiedlungen entstehen. Im März konnte Wieler, immerhin Aufsichtsratsvorsitzender der Kommwohnen GmbH, auf die Fragen von Thorsten Ahrens, Aufsichtsratsmitglied von Kommwohnen, kaum mit Antworten dienen. Beispielsweise blieben die Kosten des Vorhabens offen, auch die Frage, wie die 28 Häuser an die Bassinkante passen, Zu- und Abfahrten. All das, so hieß es damals, solle der Bebauungsplan klären, den der Planungsverband aufstellen muss. Die Görlitzer Vertreter in diesem Gremium wurden im März vom Stadtrat beauftragt, sich für das Projekt einzusetzen. Als es dann aber zum Schwur in der Planungsverbandssitzung kam, wurde die Aufstellung des B-Planes für dieses Projekt von Oberbürgermeister Siegfried Deinege von der Tagesordnung genommen. Zuvor hatte Schönau-Berzdorf sein Veto eingelegt und nach SZ-Informationen damit gedroht, öffentlich „ein Fass“ aufzumachen. Denn wenn die Görlitzer Pläne durchkommen, dann ist es in keiner der vorgesehenen Ferienhaussiedlungen am See mehr so einfach möglich, Dauerwohnungen auszuweisen. Dafür müssten die Investoren ein aufwendiges Planungsverfahren durchstehen. Da Schönau-Berzdorf in der Blauen Lagune Pläne für Ferienhausdörfer hat, widerspricht das den Interessen der südlichen See-Anrainer. Nun soll das Projekt in kleiner Runde im Planungsverband noch mal besprochen werden.

Doch auch der Görlitzer Stadtrat muss sich erneut damit befassen. Bürgermeister Michael Wieler kündigt gegenüber der SZ für die Juni-Sitzung des Rates einen weiteren Beschluss an, dann mit der „nachträglich von Kommwohnen vorgelegten Untergliederung“ für die 22 Ferienhäuser. Bleiben nur Fragen offen wie: Warum sprach die Stadt in der Vorlage des Stadtrates von Wohneinheiten, wo es sich doch um Häuser handelte? Und warum stand die Zahl der Ferienwohnungen nicht schon im März fest? Warum konnte die Verwaltung mit ihrer Vorlage nicht warten, bis sie vollständig war? Und warum sind die Aufsichtsräte von Kommwohnen so schlecht über die Pläne informiert?