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Ärger über freilaufende Hunde

Die Beschwerden von Eltern und Joggern über Hunde ohne Leine in der Heide häufen sich. Förster sehen eine Gefahr für die Waldtiere.

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© Steffen Füssel

Von Julia Vollmer

Jeden Morgen dreht Mareike Junghanns ihre Runde durch den Prießnitzgrund. Seit fünf Wochen im Tragetuch immer dabei: Sohn Paul. Der Kleine schläft beim Spaziergang besonders gut. Doch die frischgebackene Mutter ist genervt. „Die vielen frei laufenden Hunde im Prießnitzgrund und in der Heide machen mir Angst“, erzählt sie. Einmal wurde sie schon von einer Dogge gebissen. Fast täglich bemerke sie Diskussionen zwischen Eltern und Hundebesitzern, Joggern und Radfahrern.

Grundsätzlich gilt in der Heide die Leinenpflicht, so das Umweltamt. Das wurde 2008 so beschlossen. Doch dem Stadtrat war die vorgesehene Leinenfrei-Zone von rund 30 Hektar damals zu klein, betont Stadtsprecher Karl Schuricht. Da man sich nicht auf Leinenzwang-Gebiete einigen konnte, trat die Regel in Kraft, ohne genaue Flächen festzulegen. Das heißt: Wer seinen Hund trotz Leinenzwang frei herumtoben lässt, muss nicht mit einer Strafe rechnen.

In einer Umfrage bekamen damals alle Bürger die Möglichkeit, der Verwaltung eigene Vorschläge für weitere Hundefreilaufzonen mitzuteilen. „Wir erhielten Vorschläge von insgesamt 1 745 Hektar Größe – das entspricht fast einem Drittel der Fläche der Heide“, sagt Stadtsprecher Schuricht. Es gäbe allerdings keine Chance, Flächen in dieser Größenordnung dauerhaft und einigermaßen günstig zu kennzeichnen. Auf einer 25 Hektar großen Testfläche seien alle Markierungen innerhalb eines Monats komplett zerstört worden.

Regelmäßige Streitereien

Da es unklar ist, wo die Hunde nun frei toben dürfen, kommt es immer wieder zu Konflikten. Von regelmäßigen Streitereien im Wald berichtet Thomas Stelzig, Revierförster und damit auch zuständig für die Heide. „Ich höre immer wieder Beschwerden von Joggern über Hundebesitzer, die ihre Tiere ohne Leine herumlaufen lassen und damit andere erschrecken.“ Auch viele Eltern wenden sich an ihn, wenn sie auf Kinderwagentour mit dem Nachwuchs auf Hunde stoßen. Besonders problematisch sei die Lage im Waldpark am Weißen Hirsch. Hunde seien Lauftiere und bräuchten viel Auslauf, aber die Besitzer müssten sie auch unter Kontrolle haben. Sonst seien die Tiere eine Gefahr für die Waldtiere.

Das betont auch Markus Biernath, Forstbezirksleiter beim Staatsbetrieb Sachsenforst. „Es gibt immer wieder Fälle, wo Hunde nicht auf den Wegen oder im Einflussbereich ihrer Hundehalter bleiben und frei in den Waldbeständen laufen“, so Forstbezirksleiter Biernath. Durch frei laufende Hunde könnten die Lebensräume, Wanderwege und Rastplätze geschützter Tierarten gefährdet oder zerstört werden. Besonders gefährlich sind Hunde ohne Kontrolle für die Nester und den frisch geschlüpften Nachwuchs von Vögeln. Auch die Kitze von Rehen und Hirschen könnten verscheucht werden, so Markus Biernath. Immer wieder seien tote Rehe gefunden worden, die vermutlich von Hunden gerissen worden seien. Im Prießnitzgrund beobachtet er immer wieder, wie Wasservögel durch badende Hunde gestört werden.

Polizei warnt die Hundehalter

Das Ordnungsamt kennt dagegen nach eigenen Angaben keine Vorfälle in der Heide mit frei laufenden Hunden aus der jüngeren Vergangenheit. „Präventive Kontrollen werden vom Ordnungsamt im Gebiet der Dresdner Heide nicht durchgeführt“, so Stadtsprecher Karl Schuricht. Die Polizei warnt die Hundehalter. Wer seinen Hund frei herumrennen lässt und dieser dabei jemanden beißt, muss mit einer Anzeige wegen Körperverletzung rechnen, so Sprecherin Jana Ulbricht. Allerdings gelte das auch, wenn der Vierbeiner an der Leine ist. Strafbar machen sich Besitzer ebenfalls, wenn der Hund ausreißt und dabei jemanden verletzt oder einen Unfall verursacht.

Hunde in der Heide an die Leine oder nicht? Darüber sind sich auch die Hundehalter selbst nicht einig. „In der Heide gibt es genug Platz zum Toben, hier sind Leinen nicht unbedingt nötig“, so Kerstin Berger von der Hundekita „Hundemädel“. Anders sehe es bei Menschenansammlungen aus. Doch die Halter müssten gut auf die Tiere aufpassen. Vor allem auf solche mit ausgeprägtem Jagdsinn wie Jagdhunde oder Bulldoggen. „Wenn sie Wildtiere wittern, stürmen sie los. Dann kommt keiner mehr hinterher.“ Sie findet die Leinenpflicht an Haltestellen und in der Nähe von Kindern aber sinnvoll. „Für mich ist die Leine selbstverständlich“, sagt Susanne Heede vom Hundesportverein Neustadt dagegen. Es gäbe an der Elbe genügend Freilauflächen.

Spannend bleibt, wie die Debatte um den Leinenzwang im Striesener Hermann-Seidel-Park und an den Haltestellen der Dresdner Verkehrsbetriebe ausgeht. Beides sind Vorschläge der Verwaltung und sie werden voraussichtlich im November im Stadtrat diskutiert.