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Adventsnacht mit Engerling

Urwüchsiger Blues und Rock brachte die Fans in Medingen zusammen. Für die Musiker gab es sogar kleine Geschenke.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Medingen. Da hilft kein Jammern, so titelte der erste Erfolgstitel der Engerling Blues Band. „Da hilft nur fortzugehen“, schrieb die Band in die letzte Zeile des Refrains. Ein Musik gewordenes Beziehungsdrama eroberte die Herzen schon beim ersten Anflug. Vierzig Jahre ist das her. Mama Wilson, Herbstlied, Radlers Leid, es sollten noch viele Lieder kommen, bei denen die Fans jede Zeile mitsingen konnten.

Wie man Sonnabend im Kultgasthof Medingen sehen konnte, haben sich Musikfreundschaften ergeben, die die vielen Anreisekilometer wert sind. An dem Abend wurde die Musik der Band Engerling gehört und gefeiert. Genauso wichtig war der Plausch über gemeinsame Erlebnisse. Bandmanager Gerd Leiser erinnert sich genau an die vergangenen Zeiten. Seit 1978 ist er Engerling-Manager. „Die Blues-Szene wurde misstrauisch beäugt. Manche DDR-Zöllner glaubten, dass Omas und Opas bluessüchtig waren, weil sie ständig internationale Rock und Blues-Schallplatten in die DDR einführten“, erzählt er. Das heranwachsende DDR-Kulturvolk wollte den internationalen Anschluss behalten. Das war den Schmuggel wert.

Ein Engerling-Song als Adventsgeschenk

Bei geheimen Überspielpartys lernten sich vorurteilsfreie Jugendliche kennen. Es wurde viel diskutiert und Klartext gesprochen. Schon damals war Medingen eine gute Adresse. Die Veranstalter hatten übrigens auch zu kämpfen. Es ging um Vorurteile, die sich aus behördlichen Aktenlagen ergaben. Mit der Realität hatten die wenig oder nichts zu tun. Daraus wurden Spielverbote hergeleitet. Deshalb hat die DDR so manchen erstklassigen Blues-Musiker entmutigt und verloren. Fanatische Engstirnigkeit war in Blueskreisen verpönt.

Erinnerungen rauschten auch am Wochenende durch den Medinger Saal. Die Bilder der Vergangenheit kommen hoch. In den Pausen treffen sich die Fans in der Garderobe. Kleine Kerzenständer stehen auf dem Tisch. Matthias Kuhnat aus Oberlichtenau hat sie als Adventsgeschenke für die Bandmitglieder mitgebracht. Auch der Weixdorfer Schallplattensammler Claus Sittmann ist dabei. Er hat die erste Engerling Platte dabei und holt sich in dieser Adventsnacht die Musiker-Autogramme zusammen. Ein anderer Fan hat sich den Song „Levi träumt“ gewünscht. Wolfram Boddi Bodag hat alle Texte dabei. Ein kurzes Anspiel in der Pause folgt. Dann geht es wieder los.