Merken

Achtung, Wild!

Unfälle mit Tieren sind am häufigsten in der Weißeritzregion. Doch in den Städten gibt es andere Gefahren.

Teilen
Folgen
© Roland Halkasch

Von Franz Herz

Osterzgebirge. Das Unfallrisiko in der Weißeritzregion ist in der Nähe von Wäldern am größten. Die Begegnung mit wilden Tieren ist die häufigste Unfallursache in den meisten Gemeinden von Altenberg bis Wilsdruff, für die das Polizeirevier Dippoldiswalde zuständig ist. Das geht aus der Unfallstatistik für das Jahr 2017 hervor, die die Polizei vorgelegt hat. Drei Gemeinden bilden hier eine Ausnahme: Dippoldiswalde, Freital und Bannewitz.

Wenn die Tiere kleiner sind als der Dachs, der auf der B170 vor ein Auto rannte, gehen Wildunfälle wenigstens für die Menschen glimpflicher aus.
Wenn die Tiere kleiner sind als der Dachs, der auf der B170 vor ein Auto rannte, gehen Wildunfälle wenigstens für die Menschen glimpflicher aus. © E. Kamprath

Andreas Mußbach und Tilo Dießner vom Polizeirevier und Andreas Budnick sowie Judy Zornsch von den Verkehrbehörden der Städte Freital und Dippoldiswalde beleuchteten in einem Gespräch das Unfallgeschehen in der Region. Die Hauptunfallursachen sind eben das Wild, Wenden mit Rückwärtsfahren, hohes Tempo und fehlender Abstand.

Unfälle auf dem Land: Zusammenstöße mit Rehen, Wildschwein und anderen

Insgesamt zählte die Polizei im ganzen Jahr 2017 462 Wildunfälle. Dabei ergibt sich aber kein einzelner Schwerpunkt. Betroffen sind alle Strecken, die durch Wälder oder an diesen entlang führen. Es gibt auch jahreszeitliche Schwerpunkte. So steigt die Gefahr jetzt wieder, wenn die Tage kürzer werden, warnt Carsten Geißler, der Obmann der Jäger in Dippoldiswalde. Die meisten Zusammenstöße passieren mit Rehen. Das ist in der Regel unproblematisch für die Autofahrer, weil Rehe nicht so schwer sind. Anders sieht es aus, wenn ein Wildschwein oder ein Hirsch vor das Auto läuft. Die bringen bis zu 150 Kilogramm Gewicht auf die Waage. Ein Zusammenstoß mit höherer Geschwindigkeit kann hier einen Totalschaden verursachen. Der Jäger rät: „Wildwechsel-Schilder beachten. In der Dämmerung und in Waldnähe zurückhaltend fahren.“

Wege zu mehr Sicherheit im Verkehr

Auf der Müglitztalstraße von Heidenau über Glashütte bis Altenberg will die Polizei mehr Geschwindigkeitskontrollen durchführen. Diese zielen vorwiegend auf Motorradfahrer. Für diese ist die gut ausgebaute und landschaftlich schöne Strecke zur beliebten Ausflugsstrecke geworden. Allerdings gibt es Abschnitte, auf denen die Anwohner ein Problem mit dem zunehmenden Motorradverkehr haben. Das ist beispielsweise der Autobahnzubringer von Lauenstein in Richtung Liebenau, von Einheimischen auch Kleiner Brenner genannt, den manche zu kleinen Rennen nutzen.

In Freital hatte sich die Kreuzung der Carl-Thieme-Straße mit der Oberpesterwitzer Straße als Unfallschwerpunkt herausgestellt. Darauf hat die Stadt reagiert, indem sie die Ampelschaltung auf 24 Stunden ausgedehnt und die Ampel auf den neuesten Stand der Technik gebracht hat. Sie wurde mit LED ausgerüstet. Damit ist sie besser sichtbar und die Fahrer werden weniger geblendet, auch wenn die Sonne ungünstig steht. In der Friedhofskurve hat die Stadt einen Blinker angebracht, der anspringt, wenn jemand schneller als 50 km/h fährt.

In Dippoldiswalde war der Bahnübergang in Ulberndorf nach dem Wiederaufbau 2016 zu einer Gefahrenstelle für Radfahrer geworden. Diese sind öfter in die spitzwinklig verlaufenden Gleise geraten und teilweise schwer gestürzt. Ein erstes Warnschild direkt vor der Unfallstelle hat schon einen Rückgang der Unfälle bewirkt. Die zweite Stufe ist nun, dass der Bahnübergang in Richtung Dippoldiswalde für Radfahrer gesperrt wurde und diese auf Nebenwege umgeleitet werden, die ohnehin als Radverbindung zwischen Dippoldiswalde und Kipsdorf vorgesehen sind.

Gute Erfahrungen haben sowohl die Städte Freital und Dippoldiswalde mit den sogenannten Dialog-Displays gemacht. Diese Anzeigen messen die Geschwindigkeit der Autos und zeigen ein freundliches Gesicht, wenn diese im Limit liegt. Andersfalls kommt eine Warnung. Judy Zornsch vom Ordnungsamt der Stadt Dipps beobachtet: „Anwohner freuen sich sehr darüber. Denn diese Tafeln haben schon ihre Wirkung.“ Auch die Stadt Freital hat diese Hinweise schon an den Kreuzungen Dresdner Straße/Poisentalstraße und Wilsdruffer Straße/Burgwartstraße eingesetzt – mit Erfolg.

1 / 4

Die Polizei kann bei Wildunfällen keine Schwerpunkte erkennen. „Auf den Straßen durch den Tharandter Wald passiert viel oder auf der Straße Kreischa – Lungkwitz“, sagt Andreas Mußbach. „Aber die Unfälle sind dort ganz verteilt.“ Es gab Versuche, mit Reflektoren am Straßenrand das Wild fernzuhalten. Aber deren Ergebnisse sind wissenschaftlich nicht nachgewiesen.

Unfälle in der Stadt: Probleme mit Wenden und Rückwärtsfahren

Während in den ländlichen geprägten Gemeinden Zusammenstöße mit Wild die häufigste Unfallursache sind, steht in den Städten das Wenden und Rückwärtsfahren ganz vorne. Im ganzen Gebiet steht diese Unfallursache auf Rang zwei mit 442 Fällen. In Dippoldiswalde und Freital ist es die häufigste von allen Unfallursachen. Die Zahl hat auch zugenommen gegenüber dem Vorjahr. Häufig sind es ältere Autofahrer, die beim Rangieren auf Parkplätzen kleinere Blechschäden verursachen. Oft beobachtet die Polizei dann aber in der Folge, dass die Verursacher wegfahren, ohne sich weiter darum zu kümmern. Dann wird schnell aus einem kleinen Unfall eine Straftat, die sogar den Führerschein kosten kann.

Geschwindigkeit: Immer noch eine wesentliche Unfallursache

In 283 Fällen hat die Polizei die Geschwindigkeit als Unfallursache festgestellt. Das ist vor allem bedenklich, weil diese häufig zu schweren Unfällen führt. Die Polizei hält hier mit neuer Technik dagegen. Sie hat im Revier zwei neue Lasermessgeräte angeschafft, welche die Raser besser erkennen können.

Fehlender Abstand: Viele Fahrer drängeln

251 Unfälle in der Region waren darauf zurückzuführen, dass Fahrer den erforderlichen Abstand nicht eingehalten haben. „Die moderne Technik in vielen Autos verleitet dazu, sehr eng aufzufahren“, beobachtet Mußbach. Schnell ist dann der Punkt überschritten, wo auch die Technik nicht mehr hilft, um rechtzeitig genug zu bremsen.

Alkohol: Kein Rückgang, aber zum Glück keine schweren Unfälle

Alkohol am Steuer bleibt ein Problem, auch wenn es nicht mehr so groß ist wie in früheren Jahren. 15 Unfälle waren eindeutig auf diese Ursache zurückzuführen, die gleiche Zahl wie im Jahr zuvor. Das Glück dabei war, dass die Alkoholunfälle meist nicht so schwer waren. Ziel der Polizei bleibt aber, ihre Zahl noch weiter nach unten zu drücken, beispielsweise durch regelmäßige Kontrollen.

Tödliche Unfälle: Deutlich weniger als im Jahr 2016

2017 verzeichnete drei tödliche Unfällen in der Weißeritzregion. Das war ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu 2016, als neun Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben kamen. In Altenberg, Glashütte und Tharandt ist je ein tödlicher Unfall passiert. Allerdings ist dieses Jahr schon wieder absehbar, dass die Zahl der Verkehrstoten höher liegt.