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Acht Visionen für den Schlechteberg

Angehende Landschaftsarchitekten zeigen, wie man das Areal aufwerten könnte. Manches geht sogar ohne viel Geld.

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© Bernd Gaertner

Von Gabriela Lachnit

Ebersbach-Neugersdorf. Da staunte die Bürgermeisterin Verena Hergenröder (parteilos), welche tollen Ideen diese jungen Leute für den Ebersbach-Neugersdorfer Hausberg, den Schlechteberg, präsentieren! Am Donnerstag haben Studierende des Studienganges Landschaftsarchitektur der Technischen Universität Dresden (TU) ihre Bachelor- und Masterarbeiten in der Humboldtbaude auf dem Schlechteberg einem ausgewählten Publikum vorgestellt. Neben der Bürgermeisterin waren Stadträte und Mitglieder des Gewerbevereins Oberland zugegen. Der Verein hatte die Studenten und Gäste bewirtet. Dies und das große Interesse an den studentischen Vorschlägen bestätigt, dass der Gewerbeverein sehr um die Aufwertung des Schlechtebergs bemüht ist.

Der Stadtrat Ebersbach-Neugersdorf hatte die Stadtverwaltung beauftragt, ein Nutzungskonzept für das Berg-Gelände zu erstellen. Daher ließ der Tourismusmanager der Stadt, Stephan Halang, seine Kontakte zur TU spielen und konnte Professorin Ana Viadr Soler gewinnen, den Schlechteberg als Thema für Bachelor- und Masterarbeiten zu benennen. Im April waren die Studenten und ihre Professorin zum ersten Mal im Oberland. Vorurteilsfrei wollten sie sich Gedanken machen und Konzepte erstellen, die möglich sind und das Areal auf Dauer verbessern. Es ging nicht darum, eins der Projekte direkt umzusetzen, sondern vielmehr sollte es Denkanstöße geben, was überhaupt mit dem Berg, der Baude und der Fläche drumherum passieren könnte, um sie touristisch aufzuwerten. Acht Teams haben sich damit beschäftigt.

Vision 1: Waldräume entdecken

Waldräume wollen Carolin Hesse und Gregor Goebel-Pflug auf dem Schlechteberg entdecken. Sie haben festgestellt, dass der Berg eine Fülle an unterschiedlichen Bäumen aufweist. Durch diese Waldräume könnten zwei Routen führen: eine für Naturinteressierte und eine für Radfahrer. Ein durchgängiges Beschilderungskonzept sei nötig. Der Rundweg startet und endet am Bahnhof. Rastplätze und Aussichtspunkte sind ebenso geplant wie Zwischenstationen als Klanginstallationen oder Farbspiele. An der Baude würden die Studenten viel Freifläche schaffen, unter anderem zum Sitzen und für Lagerfeuer.

Vision 2: Orte verweben

Den vorhandenen Andert-Rundweg haben Johanna Bunte und Johanna Kräme ausgebaut. Sie möchten ihn befestigen. Lichtungen am Rundweg sollen Raum für Infotafeln und Pavillons aus Holz mit Drahtseildach lassen. Fünf Wege sollen auf den Berg führen. Rund um die Baude planen beide Studentinnen Aktionsplätze.

Vision 3: Der Landschaftspark

Die stillgelegte Bahnverbindung von Ebersbach nach Rumburg wollen Jonathan Sironi und Marie-Luise Tschirner wiederbeleben – als Radweg. Das würde den Zugang zum Rübezahlweg ermöglichen. Neue Zonen auf dem Berg sollten den drei Funktionen gerecht werden: Forstwirtschaft, Erholung und Naturschutz. Die Wege müssten dem angepasst werden. Die Baude können sich die Studenten als Bildungswerkstatt vorstellen.

Vision 4: Mit dem Rad um den Berg

Yuhuan Du aus China hat eine Radtour um den Schlechteberg unternommen und dabei festgestellt, dass es viele Hindernisse gibt: Es fehlen Gastronomie, Regenschutz, Beschilderung. Die Studentin hat einen neuen Radrundweg kreiert, der zum Teil vorhandene Radwege nutzt und teilweise über Tschechien führt. Sie schlägt vor, Info-Tafeln anzubringen, auf denen der Radler erfährt, welche Sehenswürdigkeit er als Nächstes erreicht, wo ein Supermarkt oder eine Gaststätte zu finden sind. Markierungen sollten den Weg vorgeben und Abstandsangaben dem Radler ansagen, wie weit es bis zu einem bestimmten Ziel ist.

Vision 5: Ein Schlechte(r)berg

Der Berg bildet ein grünes Zentrum zwischen Ebersbach und Neugersdorf. Es gebe zwar bereits viele Wege, aber gefühlt „läuft alles vorbei“, hat Clemens Haberjahn festgestellt. Deshalb sollte es einen befestigten Verbindungsweg geben. Am Nordhang würde er eine lange Treppe bauen und auf dem Berg mehrere terrassenförmig angelegte kleine Teiche installieren.

Vision 6: Vulkange(h)stein

Der Schlechteberg ist ein Schichtvulkan, haben Ulrike Böst und Markus Storch herausgefunden. Deshalb schlagen sie in ihrem Projekt vor, für neue Wege Granit und Basalt für die Befestigung zu verwenden. Besondere Aussichtspunkte rund um den Berg sollten mit Balkonen und Terrassen die Möglichkeit geben, ins Land zu schauen. Das Potential der vielen Kindertagesstätten und Schulen in der Gegend wäre ideal für ein grünes Klassenzimmer. Auf dem Berg sollten große, befestigte Freiflächen beispielsweise für Open Air Veranstaltungen genutzt werden.

Vision 7: Der Panorama-Weg

Wiebke Reichardt schlägt vor, am Fuße des Berges einen drei Meter breiten Panorama-weg zu bauen. An fünf Punkten, die besonders schöne Aussicht bieten, könnten Sitzbereiche eingerichtet werden. Mittels QR-Code und einem Handy könne man sich dort über das, was man gerade sieht, in verschiedenen Sprachen informieren. Der Weg sollte betoniert sein. So wäre er barrierefrei und könnte von allen genutzt werden: von Menschen mit Rollator ebenso wie von Skatern und Radfahrern, aber nicht von Autos oder Mopeds. Von dort aus sollen fünf Wege auf den Berg führen. Die Studentin hält eine Gaststätte auf dem Berg für nicht praktikabel. Ein kleiner Imbiss würde für die Zahl der Besucher reichen, schätzt sie ein.

Vision 8: NetWalk, ein Grünkorridor

Tom Knoll stellte ein Biotop-Verbundsystem vor. Dabei vernetzt er Ebersbach und Neugersdorf mit Grünräumen und sieht den Berg als Treffpunkt mit Aussichtsfunktion. Für seine Ideen lehnte er sich an die Textilindustrie an und entwarf nach dem Vorbild eines Webstuhls ein Sitzmöbel. Seine Idee eines Baumpfades anstelle des bisheriges Turmes befanden die anwesenden Stadträte für ausgesprochen visionär, aber dennoch als einen klasse Vorschlag.

Fazit: Viele kluge Ideen

Jedes der studentischen Konzepte beinhaltet eine andere Idee. Manches davon wäre sicher mit wenig Mitteln umsetzbar, schätzt die Bürgermeisterin ein. Sie lobte, dass die jungen Leute sich so detailliert und von jeweils anderen Ansatzpunkten aus mit dem Projekt beschäftigt haben. Jetzt müsse man weiter über die Vorschläge diskutieren und mögliche Umsetzungen abwägen. Mit den Studenten und Frau Viadr Soler wolle man in Kontakt bleiben, betont Frau Hergenröder. Übrigens: Jede Studentengruppe hat in der Analyse den sehr schlechten Pflegezustand des Schlechteberg-Areals kritisiert. Der Alpengarten zum Beispiel sei als solcher kaum zu erkennen.