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Abstriche an der Schloss-Sanierung

Bis Jahresende sollten zwei Wohnungen im Vorschloss von Lauenstein bezugsfertig werden. Das ist aber nicht zu schaffen.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Altenberg. Die Räume sind nicht wiederzuerkennen. Mit ein wenig Fantasie kann man sich vorstellen, wie diese Wohnung im Lauensteiner Vorschloss mit Blick auf den Markt mal aussehen könnte. Etwas schwieriger ist das in den Räumen, in die mal eine Wohngruppe einziehen soll. Denn hier sind die Arbeiten noch im Gange. Wann die beiden Wohnungen zum Einzug bereitstehen, kann Altenbergs Bauamtsleiter Andreas Gabler derzeit nicht sagen. Denn der Stadt fehlt das Geld, um sie fertigzustellen.

Die Bauarbeiter Robert Dorogi und Dura Ugrinic räumen Schutt aus dem Schweizerhaus.
Die Bauarbeiter Robert Dorogi und Dura Ugrinic räumen Schutt aus dem Schweizerhaus. © Egbert Kamprath
Jens Ehrlich von der Bad Schandauer Firma Bredner deckt am Torhaus das Dach neu ein.
Jens Ehrlich von der Bad Schandauer Firma Bredner deckt am Torhaus das Dach neu ein. © Egbert Kamprath

Die Wohnungen befinden sich im östlichen Teil des einstigen Lauensteiner Wirtschaftshofs. Dieser wird seit November 2017 saniert. Dafür stehen der Stadt rund 3,5 Millionen zur Verfügung. „Das ist viel“, sagt Gabler. Doch von diesem Geld musste die Stadt auch Planer und verschiedene Gutachter bezahlen. „Wir hatten Planungskosten von 700 000 Euro.“ Nicht zu vergessen sei die Baukonjunktur, die die Preise nach oben getrieben hat. Bei den Ausschreibungen ließen sich nur selten die Preise aus der Baukostenschätzung erzielen. Vor diesem Hintergrund sah sich die Stadt jetzt gezwungen, nach Einsparpotenzial zu suchen und Abstriche am Sanierungsprogramm vorzunehmen. In den Fokus gerieten dabei die Wohnungen, in die ursprünglich Flüchtlinge einziehen sollten.

So war jedenfalls der Plan, als die Fördermittel beim Bund beantragt und wenig später auch genehmigt wurden. Altenberg gehörte 2016 zu den rund 100 Kommunen, die vom Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen im Bereich Sport, Jugend und Kultur“ bedacht wurden. Mit dem sollte – so hieß es damals – die „soziale und gesellschaftliche Integration aller Bevölkerungsgruppen und das sportliche und kulturelle Leben vor Ort gefördert“ werden.

Künftige Nutzung

Im Schweizerhaus (1) soll es künftig einen Mehrzweckraum mit Umkleiden, ein Lager und einen Personalraum geben. Im Erdgeschoss entsteht eine Begegnungsstätte mit Kleinkunstbühne.

Im Haus zwei (2)werden ein Indoor-Spielplatz und zwei Wohnungen eingerichtet. Im Erdgeschoss entstehen Technik- und Heizungsraum.

Im Torhaus (3) wird das prachtvolle Stuckzimmer gesichert. Die spätere Nutzung ist noch unklar, andere Räume werden von der Museumspädagogik und als Lager genutzt.

Die Scheune (4) soll künftig als Lager für kommunale Technik genutzt werden. (SZ/mb)

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Die Freude über den Zuschlag war in Altenberg und Lauenstein sehr groß, schließlich standen die vier Gebäude vor dem Verfall. Als in den Monaten danach die Zahl der Flüchtlinge zurückging, wurden auch die ursprünglichen Sanierungspläne geändert. Aus den ehemals zwölf Wohnungen, in denen bis zu 60 Personen untergebracht werden sollten, wurden eine 55 Quadratmeter große Wohnung und eine zweite, 135 Quadratmeter groß, in die soll eine Wohngruppe einziehen. Weil der konkrete Bedarf derzeit nicht besteht und die Stadt sehen muss, wie sie mit dem bewilligten Geld klarkommt, habe man den Ausbau nun zurückgestellt, sagt Gabler.

Alternativen geprüft

Zuvor habe man Alternativen geprüft, versichert Gabler. Ursprünglich wollte die Stadt die Schädlingsbekämpfung in der Scheune zurückstellen. In deren Dachstuhl hat sich der Nagekäfer, der umgangssprachlich als Holzwurm bekannt ist, ausgebreitet. Da dieser Käfer schon Balken und Bretter angegriffen hat, musste die Stadt vor dem Neueindecken des Gebäudes Balken und Bretter auswechseln. „Das ist neues Futter für den Nagekäfer“, sagt Gabler. Wenn der jetzt nicht bekämpft wird, befalle er das frische Holz. Die Mühe wäre umsonst gewesen. Auch den Ausbau der anderen Räume im Schweizerhaus und in der früheren Turnhalle wollte man nicht zurückstellen, weil es dafür Bedarf gibt.

Den Ausbau der Wohnungen werde man aufnehmen, wenn der Bund die Förderung aufstockt, versichert Gabler. Ein entsprechendes Schreiben sei bereits an das Bundesbauministerium verschickt worden. „Wir brauchen etwa 900 000 Euro mehr“, sagt Gabler. Das sei viel Geld und auch für Altenberg ein Kraftakt. Immerhin müsse die Stadt davon zehn Prozent – also 90 000 Euro – selbst aufbringen.

Doch nicht nur die Finanzen treiben dem Bauamtsleiter Sorgenfalten ins Gesicht. Auch die veranschlagte Bauzeit wird mit großer Wahrscheinlichkeit nicht ausreichen. Eigentlich sollte die Sanierung zum Ende des Jahres abgeschlossen werden. „Das werden wir nicht schaffen“, sagt Gabler. Als schwierig erwies sich die Planung. Denn hier fließt, anders als sonst, Geld vom Bund. Und dessen Verfahren weichen von denen des Freistaates ab. Auch der späte Frost habe die Bauarbeiten verzögert. Im Gebäude gibt es keine Heizung, deshalb konnte nicht gearbeitet werden.

„Wir haben deshalb nicht nur um eine Nachförderung gebeten, sondern auch um eine Verlängerung der Förderzeit“, sagt Gabler. Wie sich der Bund entscheidet, ist noch offen. Die Verlängerung der Frist dürfte leichter zu bekommen sein. Denn auch andere Kommunen, die am Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen im Bereich Sport, Jugend und Kultur“ teilnehmen, haben Schwierigkeiten, die Termine zu halten, sagt Gabler. Nun darf man gespannt sein, wie die Antwort vom Bund ausfällt. Unabhängig davon geht der Ausbau weiter. Nicht zu übersehen sind die Arbeiten am Dach. Alle vier Häuser werden neu eingedeckt. Während das Schweizerhaus auch einen komplett neuen Dachstuhl bekommt, wurde an den anderen Gebäuden – so auch über den künftigen Wohnungen – der bestehende Dachstuhl ausgebessert und, wo nötig, stabilisiert.