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Abschied von der puren Lebenslust

Mehr als 50 Jahre stand Helma Reuter auf der Bühne, die längste Zeit in der Staatsoperette. Nun ist die Sängerin gestorben.

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© Staatsoperette Dresden/PR; Schwarze/PR

Andreas Schwarze

Bald schon würde Helma Reuter Geburtstag feiern. Ihren 90. Zum 80. Ehrentag hatten ihr noch viele Wegbegleiter, Freunde und Fans gratuliert. Über ihr Leben und ihre Kunst berichteten aus diesem Anlass auch die Dresdner Zeitungen. Dann wurde es still um die einst so präsente Sängerin. Nun ist bekannt geworden, dass Helma Reuter bereits im Sommer gestorben ist.

Helma Reuter 1959 als Frau Luna in der Titelrolle Paul Linckes Operette
Helma Reuter 1959 als Frau Luna in der Titelrolle Paul Linckes Operette © Staatsoperette Dresden/PR; Schwarze/PR
Helma Reuter 1992 im Alter von 64 Jahren.
Helma Reuter 1992 im Alter von 64 Jahren. © Staatsoperette Dresden/PR; Schwarze/PR

Am 28. Oktober 1928 wurde sie geboren. Blutjung eroberte die kesse Blondine zunächst als Tänzerin die Bühne in Rostock. Bald entdeckte man ihr Gesangstalent, so begann sie ihren Weg als Gesangssolistin und wurde 1949 Soubrette am Theater Stralsund. Vier Jahre später kehrte sie wieder in ihre Heimatstadt Rostock zurück und gewann als Laura in Millöckers „Bettelstudent“ die Herzen des Publikums. Nach einem kurzen Engagement in Cottbus kam Helma Reuter ans Operettentheater Dresden und überzeugte zuerst als „Madame Favart“ in der Offenbach-Inszenierung von Erhard Fischer. Damit stellte sie sich der Herausforderung, Nachfolgerin der beliebten Operettendiva Rita Zorn zu werden. Mit ihrem Können als Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin war sie wie geschaffen für Direktor Fritz Steiners Ensemble aus Sängerdarstellern ganz neuen Typs – Künstler, die ihre Rollen nicht nur stimmlich, sondern auch schauspielerisch und tänzerisch ausfüllten. Ob in Paul Linckes „Frau Luna“ als Mondgöttin mit Sex-Appeal, als deftiges Vollweib Boulotte in Offenbachs „Ritter Blaubart“ oder als Sunny-Girl Cecily und später als blasierte Lady Bracknell in „Mein Freund Bunbury“ von Natschinski – weibliche Reize, gepaart mit komödiantischem Gespür, Humor und Volkstümlichkeit verhalfen Helma Reuter zu einer großen Karriere. All ihre großen und kleinen Rollen erfüllte sie mit individuellem Ausdruck und sprühendem Leben. Mit der hinreißend komischen und stimmgewaltigen Darstellung der Großmutter Fruma-Sara im Musical „Anatevka“ verabschiedete sich die Künstlerin am 19. Mai 1995 von der Leubener Bühne, den Kollegen und ihren treuen Fans.

Am 3. August 2018 ist Helma Reuter gestorben. Eine Gemeinschaftsfeier mit anschließender Urnenbeisetzung findet am 24. Oktober 2018 um 12 Uhr in der Feierhalle des Friedhofs Tolkewitz statt.