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Abschied mit Ankündigung

Alfred Gislason geht in seine elfte und letzte Saison als Trainer von Handball-Krösus THW Kiel. Die Erwartungen sind riesig.

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Von Christoph Stukenbrock

Den Sommer in Wendgräben hat Alfred Gislason so richtig genossen. „Meine Enkelkinder Herdis und Eidur waren mehr als zwei Wochen bei uns, das war richtig schön“, sagte Gislason. In seinem Haus im Jerichower Land bei Magdeburg lud der Isländer seine Akkus für die neue Saison auf. Inmitten seiner geliebten Rosen und Dutzender Obstbäume, wo Titel und Triumphe, aber auch Niederlagen und Enttäuschungen ganz weit weg sind, hieß es für Gislason: Kraft schöpfen für die elfte und letzte Spielzeit als Trainer des THW Kiel.

„Natürlich möchte ich eine gute Saison zum Abschied haben“, sagte Gislason vor dem Liga-Auftakt in Ludwigshafen am Sonntag. Nach drei Jahren ohne Meisterschaft, davon zwei gänzlich ohne Titel, ist die Erwartungshaltung an den Erfolgscoach und sein Team riesig. Das liegt zum einen an gezielten Verstärkungen wie Nationalspieler Hendrik Pekeler und zum anderen daran, dass Kiel erstmals seit über einem Jahrzehnt nicht in der strapaziösen Champions League dabei sein wird.

Offiziell lautet das Saisonziel der Kieler die Rückkehr in die Königsklasse, doch wer Gislason kennt, der weiß: Ein Abschied ohne Trophäe kommt für ihn nicht infrage. Ob er es als Schatten oder Makel empfinden würde, wenn er sich ohne Titel aus Kiel verabschieden würde? „Ja, natürlich“, sagte Gislason.

Auch mit seinen 58 Jahren hat Gislason nichts von seiner Erfolgsbesessenheit eingebüßt. Nach sechs Meisterschaften, fünf Pokalsiegen und zwei Titeln in der Königsklasse mit dem THW brennt der dienstälteste Bundesliga-Coach auf den Ligastart. „Er ist maximal fokussiert und erfolgsorientiert“, sagte Kiels Sportlicher Leiter Viktor Szilagyi: „Man merkt, dass er den THW Kiel lebt. Das zeichnet ihn aus und zeigt, dass er ein ganz besonderer Trainer für den THW ist.“

Ein Trainer, der vor Kiel schon die Traditionsklubs Magdeburg und Gummersbach trainiert hat und um den es im kommenden Sommer ein mächtiges Gezerre geben dürfte. Eine Anstellung bei einem Bundesliga-Klub dürfte dabei weniger in Betracht kommen. „Ich nehme an, dass ein Job als Nationaltrainer irgendwo schon ein Thema werden könnte“, sagt Gislason, der nächsten Freitag seinen 59. Geburtstag feiert.

Längst geklärt ist unterdessen die Nachfolge-Regelung beim THW. Ex-Welthandballer Filip Jicha, der Gislason in dieser Saison assistiert, soll 2019 den Chefposten übernehmen. „Mein Wunsch ist, dass er nach der Saison bereit ist. Und das wird er auch sein“, verspricht Gislason. (sid)