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Abriss mit vielen Fragen

Die Arbeiten an einem asbestbelasteten Haus in Tharandt werden kritisiert. Was ist dran an den Vorwürfen?

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Tobias Winzer

Tharandt. Geht es bei dem Abriss der alten Apotheke in der Roßmäßler Straße in Tharandt mit rechten Dingen zu? Nachdem die Arbeiten vor zwei Wochen begonnen haben, erreichten die Sächsische Zeitung einige kritische Fragen zum Vorgehen an dem asbestbelasteten Haus. Wir haben den Auftraggeber, die Stadt Tharandt, damit konfrontiert.

Warum wurde das Abbruchhaus nicht, wie angekündigt, eingerüstet?

Bereits im Februar hatten die Stadt und das zuständige Planungsbüro Arcadis eine Bürgerversammlung zu den anstehenden Abrissarbeiten durchgeführt. Dabei sei von einer kompletten Einrüstung des Hauses vor dem Abrissstart die Rede gewesen, wie mehrere Anrufer der Sächsischen Zeitung schildern. Damit sollte das Haus eine Art Mantel bekommen, um zu verhindern, dass verbautes Asbest in die Umwelt gelangt, so die Anrufer. Doch beim Abrissstart in der vergangenen Woche sei von einem Gerüst keine Spur gewesen. Erst jetzt gebe es eine Plane an der Fassade.

Wie die Stadt mitteilt, habe das beauftragte Entsorgungsunternehmen für die Demontage der Außenplatten eine Hebebühne anstelle des Gerüsts eingesetzt. Das Gerüst hätte nicht dem Schutz vor herumfliegenden Asbestteilchen gedient, so die Stadt. Dafür gebe es andere Maßnahmen.

Wer überwacht die sachgerechte Entsorgung des Asbestes?

Die Arbeiten werden von einem Entsorgungsfachbetrieb ausgeführt, teilt die Stadt mit. Dieser muss nach Gesetzesvorgaben die fachgerechte Entsorgung der Asbest-Teile schriftlich belegen und nachweisen.

Wie wird sichergestellt, dass kein Asbest in die Umwelt gelangt?

Nachdem die Außenplatten demontiert worden sind, wurde der Zweigeschosser mit einer Folie umhüllt. Unterdruck sorgt dafür, dass die Folie an die Fassade gepresst wird und so keine Staubpartikel nach außen gewirbelt werden. Die Arbeiter tragen stets Schutzanzüge. Die sicher verpackten Asbestabfälle, aber auch die alten künstlichen Mineralfasern aus den Wänden des Objektes, werden über Materialschleusen – bestehend aus Holzrahmenkonstruktionen – ausgeschleust und entsorgt.

Ist es richtig, dass Asbestplatten ungeschützt auf dem Gelände lagen?

Ein Anwohner will beobachtet haben, wie demontierte Asbestplatten von der Fassade ungeschützt über Nacht auf dem Grundstück lagen. Die Stadt dementiert. Die Platten seien zunächst vor Ort in Folie gelagert worden und dann in große Säcke, sogenannte Big Bags, gestapelt worden.

Warum muss die alte Apotheke überhaupt abgerissen werden?

Die Stadt will den Bau zunächst wegen der Asbestbelastung loswerden und lässt sich das 152 000 Euro kosten. Außerdem braucht Tharandt Platz für neue Vorhaben. Eine Nachnutzung des Geländes als Standort für einen dringend benötigten Kita-Neubau ist noch nicht ganz vom Tisch. Es werde in einen Variantenvergleich mit weiteren infrage kommenden Grundstücken einbezogen, so das Rathaus.

Wann soll der Abriss des Hauses abgeschlossen sein?

Nachdem die Asbestplatten an der Fassade demontiert sind, geht es nun im Inneren weiter. Das heißt, alle Schadstoffe werden aus dem Gebäude herausgeholt und sofort zur Entsorgung weggefahren. Nach Abschluss dieser Arbeiten steht nur noch das Gerippe aus massivem Untergeschoss sowie den Stahlstützen im Erdgeschoss und in der ersten Etage. Dieses Gerippe reißen dann Bagger ab. Anschließend können die Baugrube verfüllt und das Grundstück eingeebnet werden.

Die Entkernung des Gebäudes soll nach den Plänen noch den gesamten September dauern. Im Oktober steht dann der Abriss des Gerippes an. Ende Oktober sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Warum dauert der Abriss des Hauses so lang?

„Die Sorgfalt und Qualität der Sanierungsmaßnahmen haben hier Vorrang vor Schnelligkeit“, heißt es aus dem Rathaus. Die Entsorgung des schwach und fest gebundenen Asbestes sei nur manuell und abschnittsweise ausführbar. Das erfordere daher mehr Zeit als ein konventioneller Abriss.