Merken

Abgerissen wird immer

Die Firma URB gibt es seit 25 Jahren. Seit seiner Gründung hat das Unternehmen das Zittauer Stadtbild entscheidend mit verändert.

Teilen
Folgen
© Matthias Weber

Von Jan Lange

Zittau. In den vergangenen Tagen sind die Abrissbagger der Umwelt- und Recycling-Bau GmbH (URB) an der Bahnhofstraße im Einsatz gewesen. Hier werden die beiden Wohnhäuser Nummer 34 und 36 abgebrochen. Es ist einer von zahlreichen Aufträgen der Firma URB in jüngerer Zeit. Den Anbau der Kaufhalle-Mitte an der Albertstraße, die Kaufhalle-Ost an der Brückenstraße, das alte Gebäude der Autovermietung Avis neben der Aral-Tankstelle und die Schrammstraße 17 sind nur einige Abrisse der vergangenen Monate.

Das Zittauer Unternehmen mit seinen zwölf Mitarbeitern hat immer gut zu tun. Das bestätigt auch Geschäftsführer Detlef Lewerenz. Die Zahl der Angestellten sei über die Jahre relativ konstant geblieben. Er selbst trat 2013 in die Firma ein, war zuerst Bauleiter, und seit Anfang 2015 steht er nun an der Spitze des Unternehmens. Die Umwelt- und Recycling-Bau GmbH ist aber viel älter – genau 25 Jahre. 1992 ist sie als Tochter der Baufirma Osteg gegründet worden. An dieser Struktur hat sich bis heute nichts geändert. Die Sitze der beiden Firmen befinden sich an der Friedensstraße in unmittelbarer Nähe. Mit der Gründung der URB wollte sich die Osteg ein zweites Standbein schaffen, denn die Bereiche Abbruch und Recycling wurden im eigenen Betrieb nicht abgedeckt. Schon in den frühen 1990er Jahren wurde deutlich, dass es eine große Nachfrage gab. Alte DDR-Ferienheime mussten ebenso weichen wie riesige Textilfabriken. Allein das Stadtbild von Zittau veränderte sich innerhalb von 25 Jahren deutlich. Die Firma URB trägt daran einen großen Anteil. Nicht zur Freude aller. Abrisse wie an der Schrammstraße oder an der Bahnhofstraße stoßen auf Kritik. Denkmalschützer fordern den Erhalt der Gebäude.

Detlef Lewerenz sieht sich und seine Mitarbeiter zu Unrecht als Buhmänner. Immer nur auf die „Abbrecher“ einzuschlagen, sei nicht gerecht, findet der 54-Jährige. Wenn ein Haus nicht mehr bewohnbar sei, müsse es halt abgerissen werden. In keinem der kritisierten Fälle werde „wertvoller“ Wohnraum vernichtet – die betroffenen Gebäude stehen seit vielen Jahren leer. Es sei leicht, sich hinzustellen und zu fordern, dass alles erhalten werden müsse, meint Lewerenz in Richtung der Abriss-Kritiker. Er selbst kann deren Haltung nicht verstehen. Aber nicht nur, weil er mit Abrissen sein Geld verdient. Die Stadtentwicklung spielt ebenso eine Rolle. Und manche grüne Flecken seien auch nicht ganz ohne, findet der URB-Chef. Als Beispiel nennt er die ehemalige 9. Oberschule in Zittau-Nord. Hier ist danach ein Bürgerpark entstanden, der das gesamte Wohngebiet aufwertet.

Der Rückbau von Wohnraum nehme sowieso nur einen kleinen Teil der Aufträge ein. Viel öfter werden Industriebauten, die meisten davon unschöne Brachen, abgebrochen. Dazu gehören beispielsweise die alte Frottana-Fabrik in Großschönau im Jahr 2000, das ehemalige Werksgebäude der Zittauer Kunststoff GmbH an der Christian-Keimann-Straße, das 2007 abgerissen wurde, und 2008 die frühere Fabrik „Neuer Weg“ in Waltersdorf.

Wobei die URB nicht nur abbricht, sondern – wie es der Firmenname offenbart – auch recycelt. Dafür ist in den 1990er Jahren ein Recyclingplatz auf dem früheren Kraftwerksgelände in Hirschfelde geschaffen und in die entsprechende Technik investiert worden. So verfügt das Unternehmen heute unter anderem über zwei mobile Backenbrecher, mit denen der Schutt zerkleinert wird. Sie können sowohl am Ort des Abbruchs wie auch auf dem Recyclingplatz eingesetzt werden. Der raupenmobile Backenbrecher ist 2011 angeschafft worden, wie Lewerenz berichtet.

Die beiden Backenbrecher sind auch beim Abbruch des alten Fortschritt-Geländes in Neustadt eingesetzt worden, sagt der URB-Chef. Von Oktober 2015 bis Ende 2016 sind die Zittauer dort mit der Aufgabe beschäftigt gewesen. Es war nicht der erste Abbruch außerhalb der Region. Die URB-Mitarbeiter sind sachsenweit tätig. Über die Landesgrenzen hinaus, will Lewerenz seine Mitarbeiter aber nicht schicken. Das lasse die Betriebsgröße auch nicht zu. Und er wolle seine Angestellten auch nicht den ganzen Tag übers Land schicken, sagt der 54-Jährige. Im Freistaat gebe es immer etwas zum Abreißen, viele Aufträge kommen dabei von den Städten und Gemeinden oder kommunalen Unternehmen wie der Wohnbaugesellschaft Zittau, die auch die Abbrüche an der Schrammstraße und der Bahnhofstraße beauftragt hat.

Während es sich bei der Bahnhofstraße 34/36 um einen Abbruch eines verschlissenen Gebäudes handelt, werde in anderen Regionen vor allem abgerissen, um anschließend neue Häuser errichten zu können, erklärt der URB-Chef.

Referenzobjekte:

  • 1994: FDGB-Ferienheim in Oybin
  • 2006: Kino Großschönau
  • 2007: Fabrik Zittauer Kunststoff GmbH an der Christian-Keimann-Straße; Alte Wassermühle Großschönau
  • 2008: Fabrik „Neuer Weg“ Waltersdorf
  • 2011: „Neue Schänke“ Eichgraben
  • 2013: Pablo-Neruda-Straße 1-11; Eckhaus Schramm-/Südstraße
  • 2016: Hauptturnhalle Zittau