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555 Jahre hinterlassen Spuren im Erbgericht Ulbersdorf

Einst Betriebsferienheim, inzwischen Pension und Gaststätte. Da musste viel gebaut und investiert werden.

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© Dirk Zschiedrich

Von Anja Weber

Ulbersdorf. Entweder schwimmen oder untergehen - eine andere Wahl hatten Andrea und Norbert Wesemannn nicht, als sie 1990 vor der Entscheidung standen: Führen sie das Erbgericht in Ulbersdorf weiter oder nicht. Immerhin war die Wendezeit für die Gaststätten schwierig. Doch die Wesemanns haben sich entschieden. „Wir schwimmen. Und am Anfang mussten wir ganz schön paddeln, dass wir oben bleiben“, sagt Andrea Wesemann heute im 555. Jubiläumsjahr des Gasthauses mit Pension.

In zweiter Generation wird es nun von Doreen Enke und ihrem Mann Dominik geführt. Auch das ist kein Zufall. Tochter Doreen hat gesehen, wie ihre Eltern gekämpft und sich durchgesetzt haben. Und wie auch besserer Zeiten kamen. „Das schmeißt man nicht einfach weg“, sagt sie. Und so hatte sie damals 2009 die Gaststätte von ihren Eltern übernommen. Später hat sie Dominik Enke geheiratet. Ihr Mann wusste, worauf er sich einlässt. Augenzwinkernd sagt er: „Ich habe 30 Jahre gesucht, bis ich eine Frau gefunden habe, die Kneiperin ist.“ Die Familie ist ein eingespieltes Team. Mutter Andrea schwimmt weiter mit und hilft, wo sie kann. „Es ist schon unglaublich, was sie hier leistet wie auch unser anderes Team. Ohne all das Engagement würde es nicht gehen“, sagt Doreen Enke. Und sie sieht sich von ihren Gästen auch bestärkt, auf dem richtigen Weg zu sein. Hätte sie keinen Zulauf, könnten sie auch das Tempo der Investitionen nicht halten. Doch die waren dringend notwendig. Alles lief praktisch auf eine Kernsanierung hinaus. Jahr für Jahr wurde gebaut. Die Gästezimmer wurden komplett neu, die Küche auf den neuesten Stand gebracht, Brandschutzwände und Fluchttreppen gebaut. Der Lagerraum wurde modernisiert. Im 2014 folgte die schmucke Terrasse an den Saal. Das gemütliche Jägerstübchen ist inzwischen auch fertig. Hier wurde bei den Bauarbeiten sogar noch ein altes Zimmermannsbrett mit der Jahreszahl 1890 gefunden. Da wurde die Jägerstube vermutlich angebaut. Inzwischen stehen schon wieder Bauarbeiter am Erbgericht, um wohl das größte Projekt umzusetzen. Sie werden ein Heizhaus errichten. Im großen Saal sind die Kachelöfen kaputt. Und da der Saal für das Erbgericht gerade bei größeren Feiern Gold wert ist, muss auch da investiert werden. Das neue Heizhaus wird dann nicht nur für Wärme im Saal, sondern auch im Jägerstübchen sorgen. Und ist dieses Projekt abgeschlossen, wird man in Ulbersdorf sicherlich wieder neue Ideen kreieren. Ohne Partner, Freunde und vor allem ohne den Zusammenhalt in der Familie wäre das nicht möglich, sagt Dominik Enke. Und dann wäre da auch noch der Kulturklub. Ist mal Not am Mann so wie in den letzten Wochen, helfen auch da einige Mitglieder schnell mal aus. Getrieben in ihrem Engagement werden die Wirtsleute nicht etwa von einer in Sternen eingeteilten Klassifizierung. „Wir wollen uns nicht verstellen, sondern wollen den Leuten bodenständiges und gutes Essen servieren“, sagt Doreen Enke. Und manche Gäste kamen auch von weit her, aus Amerika, China oder den Niederlanden.

Jubiläumsparty am 8. September, 18 Uhr mit Entertainer Heiko Harig und dem Kulturclub.