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51-Jähriger gewinnt Wettrudern am Amselsee

Thomas Greiner stapelt weiter tief. Bereits im Vorfeld seiner ersten Teilnahme bei der vierten Auflage des Amselsee-Wettruderns hatte der Olympiasieger im Vierer von 1988 erklärt, dass er keine Chance haben werde.

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Von Lars Kühl

Thomas Greiner stapelt weiter tief. Bereits im Vorfeld seiner ersten Teilnahme bei der vierten Auflage des Amselsee-Wettruderns hatte der Olympiasieger im Vierer von 1988 erklärt, dass er keine Chance haben werde. Dabei hat er am Sonnabend seinen Vorlauf gewonnen, die ungewohnte Strecke im Gondelboot mit der tückischen Rechtskurve gemeistert. „Ich weiß, was 300 Meter sind“, sagt er vor seinem Zwischenlauf. „Doch es gibt nichts mehr, was ich zuzusetzen habe.“ Der Dresdner ist der Teilnehmer mit dem großen Namen - und dem schönsten Trikot. Die drei großen Buchstaben „DDR“ sind original. „Ein Überbleibsel aus der alten Zeit“, sagt der 47-Jährige. „So fit wie das T-Shirt bin ich aber nicht mehr.“ Dafür seine Konkurrenz umso mehr: Stefan Schaaf vom Pirnaer Ruderverein, Doppelsieger der vergangenen beiden Jahre, gilt als härtester Herausforderer. Der 22-Jährige könnte den großen Sandstein-Pokal endgültig mit nach Hause nehmen, wenn er das Spaß-Rennen zum dritten Mal gewinnt.

18 Männer sind beim vom Schifferverein Rathen veranstalteten Cup am Start, erstmals auch zehn Frauen, die später im Doppelpack in fünf Tretbooten gegeneinander antreten. Jetzt sind erst einmal die Slackliner von „Landcruising“ aus Dresden an der Reihe. Damian Jörngen, Stefan Junghannß und Sebastian Flügge sind Weltrekordhalter: 306,8 Meter sind sie im Juni über eine 2,5 Zentimeter breite Leine gelaufen. Am Amselsee begnügen sie sich mit geschätzten 50 und 70 Metern. Auf der kürzeren „Wasserleine“, etwa drei Meter über dem kühlen Nass gespannt , zeigen die Jungs atemberaubende Dinge – ungesichert. Vorsichtig setzen sie einen Fuß vor den anderen, sie begeistern mit Drehungen und Figuren. Immer wagemutiger werden sie, besonders Damian. Er steht sogar nur auf einem Bein, versucht sich in einer Art Handstand und hält sich kurz die Augen zu. „Ich glaube, so ist noch nie jemand über den Amselsee gelaufen“, sagt Axel Langmann, der die Veranstaltung moderiert. Die Zuschauer sind begeistert. Damian „surft“ inzwischen, indem er auf der Leine schwingt. Mit seinen Armen balanciert er geschickt die Bewegungen aus. Es sieht so sicher aus. Und plötzlich verliert er doch das Gleichgewicht und stürzt ins Wasser.

Die drei Zwischenläufe folgen. Thomas Greiner gibt noch mal alles – und gewinnt! Damit steht er im Finale, zusammen mit Schaaf und Marco Galle. Doch so fertig, wie Greiner aussieht, dürfte es schwer werden mit dem Sieg. Den haben Caroline und Claudia Langmann schon lange vor dem Ziel sicher. Im Tretboot „Barby“ lassen sie der weiblichen Konkurrenz auf der 150-Meter-Strecke keine Chance. Damian läuft derweil über die sogenannte Highline in zwölf Metern Höhe. Kurz vorm großen Finale sorgt er in luftiger Höhe, mit der „Lokomotive“ im Hintergrund, für ein beeindruckendes Fotomotiv.

Der Höhepunkt naht: Thomas Greiner hatte Losglück und zum dritten Mal die günstige Innenbahn gezogen. Marco Galle, mit 51 Jahren der zweitälteste Teilnehmer, muss außen starten, der große Favorit Stefan Schaaf dazwischen. Das Rennen beginnt fulminant. Alle drei liegen gleichauf. Dann hakt Greiner mit seinem Ruder an der Kaimauer ein und bleibt hängen. Aus und vorbei für ihn. Doch Galle und Schaaf liefern sich ein tolles Rennen. Der Ältere hat eine Bootslänge Vorsprung. Noch 100 Meter, Galle kämpft verbissen. „Der Pokal muss in Rathen bleiben“, ruft sein Bruder Thilo, der im Zwischenlauf ausgeschieden war. Es reicht: Marco Galle gewinnt mit Bestzeit unter großem Jubel.