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500 Euro für Hinweise auf Baumdieb

Der Fall um die ausgegrabenen Straßenbäume in Kraußnitz wird immer mysteriöser. Angeblich sollen sie in Ortrand stehen.

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© Kristin Richter

Von Birgit Ulbricht

Kraußnitz. „Nur der hat das Leben verstanden, der Bäume pflanzt, unter denen er niemals sitzen wird.“ Der Verfasser dieser Zeile ist unbekannt – für Gerald Förster aus Kraußnitz kein Grund, nicht danach zu leben. Wäre nicht letzten Donnerstag etwas vorgefallen, was den Bauunternehmer zutiefst erschüttert hat, wüsste kaum jemand etwas von seinem Lebensmotto. Noch am Mittwochabend hatte Förster nach der Arbeit einige neu gepflanzte Bäumchen entlang der Straße von Ponickau nach Ortrand gegossen. Am Donnerstagmorgen waren drei Bäumchen ausgegraben. Zwei Apfelbäume und eine Pflaume. Wie Gerald Förster später noch bemerkte, fehlte auch am Schwarzen Weg eine junge Linde auf Försters „Lindenallee“, auf der inzwischen 20 dieser edlen Bäume wachsen. „Ich war fassungslos. Die Linde war schon relativ groß, das wächst doch nicht mehr an“, sagt Förster.

Selbst nach dieser unfassbaren Aktion, macht sich der Kraußnitzer eher noch Gedanken darüber, wie es seinen Bäumen jetzt wohl ergehen mag. Trotzdem hat er Bürgermeister Hans-Joachim Weigel angerufen und den Fall der Polizei gemeldet. „Wenn ich das nicht mache, denken manche noch, das ist ein Spaß“, ist er sich sicher und schüttelt den Kopf. Die Polizei hat im Protokoll vermerkt, Gerald Förster habe die Bäume für seine Bienen gepflanzt. Der Kraußnitzer schmunzelt und zeigt auf genannten Spruch. Natürlich sieht Förster als Imker Bäume, Sträucher und Blumen mit anderen Augen als mancher andere.

Deshalb blüht es an Försters Straßenrand auch bunt durcheinander. Rasenmäher haben hier keinen Zutritt zum Grün. Die Einfahrt zum Firmengrundstück ist hoch bewachsen mit Esskastanien – die Eichhäher freut`s und sie tragen inzwischen fleißig dazu bei, die Früchte in der Gegend zu verteilen. Hier und da zeigt sich ein Schössling. Auch Faulbeerbaum, Kirche, Weide und Linde säumen inzwischen Försters Wiesen. Als er 1995 das ehemalige Heizwerk des Gummiwerkes als Firmensitz gekauft hat, sah es hier genauso aus, wie der Name vermuten lässt – völlig kahl.

Da hatte Gerald Förster längst eine Karriere als privater Baumpflanzer vorzuweisen. Schon zu DDR-Zeiten, als Mitarbeiter der LPG Elbe-Elster, pflanzte Gerald Förster in der Freizeit reihenweise Straßenbäume. Damals wurden die Setzlinge aus dem Baumkontingent des Betriebes gekauft. Heute kauft er die stattlichen jungen Bäume selbst in der Baumschule.

Wie viele Bäume er in seinem Leben wohl gepflanzt hat, fragen wir ihn. Förster winkt ab, um die tausend waren es bestimmt schon. Trotz dieser beeindruckenden Zahl – auf drei geklauten Bäume kommt es ihm sehr wohl an. Aus Prinzip.

500 Euro Belohnung hat Gerald Förster deshalb für Hinweise ausgesetzt, die zum Baum-Dieb führen. Möglicherweise muss er aber gar nicht weit suchen: Gerüchten aus Ortrand zufolge, stehen just zwei neue Apfelbäumchen auf einem Grundstück an der Bahnhofstraße. Allerdings handelt es sich hier um ein Mietshaus. Sollte es sich tatsächlich um die Bäume von Gerald Förster handeln, kämen wohl einige Personen infrage. Ortrands Bürgermeister Niko Gebel, der selbst an der Bahnhofstraße wohnt, wurde gestern von der Neuigkeit überrascht. „Das wäre ja ein Ding“, kommentierte er den Vorfall.