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50 Euro für jeden aktiven Kameraden

Die freiwilligen Feuerwehren überlegen, wofür die jährliche Pauschale verwendet werden soll. Es gibt verschiedene Ideen.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Jörg Richter

Landkreis. Vorgezogenes Wahlgeschenk oder nicht? Sei es, wie es sei. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat in seiner ersten Regierungserklärung Anfang des Jahres versprochen, die Feuerwehren mehr zu unterstützen. Und er hat Wort gehalten. Neben der Verdoppelung der Investitionsfördermittel auf jährlich 40 Millionen Euro soll auch jeder einzelne Kamerad eine Würdigung seines ehrenamtlichen Engagements erhalten. Ab diesem Jahr zahlt der Freistaat Sachsen pro aktiven Feuerwehrmann und -frau 50 Euro. Grundlage für die Auszahlung bildet die jährliche Mitgliederstatistik der freiwilligen Feuerwehren. Nur Kameraden der aktiven Abteilung werden berücksichtigt. Ausgenommen sind die Alters- und Ehrenabteilung und die Jugendfeuerwehren.

Der Landkreis Meißen erhält insgesamt 157 000 Euro für die sogenannte Aufwandspauschale. Das entspricht 3140 aktiven Kameraden, die die Kreisbrandmeisterei Ende 2017 im gesamten Landkreis erfasst hat. Das Amt für Brand- und Katastrophenschutz sowie Rettungswesen bearbeitet die Anträge und reicht das Geld aus. Doch in den Feuerwehren wird noch über die Art der Verwendung nachgedacht. Das ergab eine SZ-Umfrage bei Gemeindewehrleitern in der Großenhainer Pflege.

Thiendorf

Wie der Thiendorfer Gemeindewehrleiter Friedemann Böhme bestätigt, hat sich die dortige Wehrleitung noch keine abschließenden Gedanken darüber gemacht. „Auf alle Fälle darf das Geld nicht dafür verwendet werden, um irgendwelche Haushaltslöcher zu stopfen“, sagt er.

Tatsächlich ist die Aufwandspauschale dafür auch nicht vorgesehen, heißt es aus der Kreisbrandmeisterei. Auch Fahrzeuge, Geräte oder Ausrüstung sollen nicht mit diesem Geld bezahlt werden. Das ist Sache der Kommunen.

Böhme könnte sich gut vorstellen, dass die Aufwandspauschale für eine gemeinsame Ausfahrt genutzt wird, um die Kameradschaft untereinander zu fördern. „Aber ich möchte nicht der Entscheidung unseres Feuerwehrausschusses vorgreifen“, sagt Böhme. Immerhin gehören zu ihm Vertreter aller zwölf Ortsfeuerwehren.

Priestewitz

In der Feuerwehr Priestewitz gibt es bereits klare Vorstellungen, was mit der Aufwandspauschale geschehen soll. Gemeindewehrleiter Uwe Trobisch hat mit Bürgermeisterin Manuela Gajewi vereinbart, dass die 50 Euro an jeden aktiven Kameraden ausgezahlt werden sollen. Auch hier werden die Statistiken aus den sieben Ortsfeuerwehren zugrundegelegt. „Ich halte meine Wehrleiter an, dass sie ihre Listen über die Anzahl der aktiven Kameraden immer auf dem Laufenden halten“, sagt Trobisch. Ob dabei Kameraden, die relativ wenig zum Dienst erscheinen, in der Statistik auftauchen, lege im Ermessen der Ortswehrleiter. Denn es gibt auch Feuerwehrleute, die wegen der Arbeit (z. B. auf Montage) kaum zu den aller 14 Tage stattfindenden Diensten erscheinen können.

Ebersbach

Auch in der Gemeinde Ebersbach soll die jährliche Aufwandspauschale ausgezahlt werden. „Wir wollen sie aber nicht 1:1 weiterreichen“, sagt Gemeindewehrleiter Richard Weiß. Auch er hat sich zuvor mit seinem Bürgermeister Falk Hentschel beraten. Anders als in Priestewitz soll aber die Dienstbeteiligung eine Rolle spielen. „Wir sind aber noch in der Findungsphase, wie wir es genau regeln“, so Weiß. Es gebe verschiedene Varianten, die aber noch im Feuerwehrausschuss beraten werden müssen. Denkbar sei auch, dass ein Viertel des Geldes prinzipiell in den sieben Ortsfeuerwehren bleiben und dort für Kameradschaftsveranstaltungen verwendet werden.

Lampertswalde

Verzwickt ist die Lage für die Feuerwehrleute in der Gemeinde Lampertswalde. Ob sie wie alle anderen sächsischen Kameraden noch in diesem Jahr in den Genuss der Aufwandspauschale kommen, steht in den Sternen. „Auf Grund der aktuellen Situation gibt es seit einem halben Jahr keine Kommunikation zwischen der Feuerwehr und dem Bürgermeister“, sagt der noch amtierende Gemeindewehrleiter Michael Reiske. Er wartet darauf, dass die neu gewählte Gemeindewehrleitung endlich bestätigt wird und er das Ehrenamt an seinen designierten Nachfolger René Hein weitergeben kann. Bürgermeister Wolfgang Hoffmann hatte einen entsprechenden Beschluss von der Tagesordnung der letzten Gemeinderatssitzung genommen. Und auch in anderen Dingen hat er sich bei den Kameraden unbeliebt gemacht. Laut Reiske droht jetzt etwa die Hälfte der Feuerwehrleute mit Austritt. Ungeachtet dessen würde er das Geld zur Kameradschaftspflege nutzen. Doch ob es kommt, ist fraglich.