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40 Jahre später wird immer noch gerockt

In den 1970-ern tingelte Corona durch die Säle der Region. Nun planen die Musiker wieder einen Auftritt vor größerem Publikum.

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© André Braun

Von Nadine Franke

Waldheim/Hartha. Musik dringt aus der Remise auf dem Gelände der alten Brauerei in Richzenhain. Dort wird neuerdings nicht nur wieder gebraut. Durch die offene Tür sind hinter der Feuerstelle in der alten Scheune Gitarren zu sehen. Rote und violette Lichter brechen sich auf den Becken des Schlagzeugs, als der Drummer darauf trommelt. Die letzten Riffs werden gespielt, dann verklingt die Musik. „Jo, war‘s ja richtig!“, ruft der Sänger namens Joachim Harms ins Mikro. „Man glaubts ja kaum“, kontert der 74-jährige Keyboarder Dietmar Köhler. Die fünf Männer aus Waldheim, Hartha und Döbeln lachen.

Anfang der 1970er machten Dietmar Köhler, Joachim Harms, Dieter Warstat, Petra Däbritz und Gunter Schule (von links) miteinander schon als Band Corona Musik.
Anfang der 1970er machten Dietmar Köhler, Joachim Harms, Dieter Warstat, Petra Däbritz und Gunter Schule (von links) miteinander schon als Band Corona Musik. © privat

Es ist eine der ersten Proben, die sie in der Remise haben. Nur einmal trafen sich die Männer der Band Corona bisher, um auf der Bühne die Instrumente aufzubauen und sich einzuspielen. Nun proben sie die Songs für ihren größten Auftritt seit Jahrzehnten. „Wir spielen die Musik unserer Generation“, so Köhler. Er meint die Oldies der rockigen Art. Gern performen sie Lieder der Stones und Beatles. Vier der fünf Bandmitglieder sind mit dieser Musik aufgewachsen.

Schon in den 1970-ern spielten Corona auf den Bühnen der Region. „Wer sich damals eine Gitarre umhing, war der Größte“, erinnert sich Joachim Harms. Er ist der Sänger der Gruppe. Gemeinsam mit Gitarrist Volker Saumsiegel und Dietmar Köhler hatte er Corona gegründet.

Doch dann holte sie das Leben ein. „Ich habe Keyboard gegen Kinderwagen getauscht und dann jahrelang keine Musik mehr gemacht“, sagt Köhler. Dabei hat er schon als kleiner Junge in der Gaststätte der Eltern die Gäste am Klavier unterhalten. „Dann erzog ich mir musikalischen Nachwuchs“, schmunzelt er. Denn die Musik ließ ihn nie ganz los.

So ging es auch Sänger Harms. Besonders sein Herz hing noch an der alten Band. „Zu meinem 75. Geburtstag wünschte ich mir, dass wir noch einmal zusammen spielen.“ Das ist zwei Jahre her. Der nun 77-Jährige sagt selbst, dass er mit Engelszungen reden musste, um ein Comeback von Corona zu bekommen. „Sie wollten eigentlich alle nicht mehr“, so Harms.

Alt trifft auf Jung

Außerdem brauchten sie Nachwuchs. Ans Schlagzeug setzte sich Steffen Posner. Der 64-Jährige hatte seit 30 Jahren keine Musik mehr gemacht. Aber er ließ sich von Harms überreden, denn sie hatten nach dem Ende von Corona gemeinsam in einer Band gespielt.

„Die Hände sind etwas steif geworden“, hat Posner festgestellt. Die speziellen Fähigkeiten, die er in seiner Jugend hatte, sind nicht mehr vorhabnden. Da pflichtet ihm auch Gitarrist Volker Saumsiegel bei. „Nun ist es nicht mehr so leicht“, sagt er. Seit der Wende habe der 66-Jährige keine Musik mehr gemacht.

Außerdem brauchten sie einen Bassisten. Sänger Harms fand schließlich Tom Roßberg. Der 22-Jährige ist durch Zufall in die Band gekommen, genauso wie zum Bassspielen. „Ich habe in der Schulband erst Gitarre gespielt. Als die kaputt ging, hatten wir noch einen Bass im Schrank“, erzählt Roßberg. Er hat das Musizieren autodidaktisch gelernt. So erntet er manchmal schiefe Blicke, wenn er mit den älteren Herren zusammen spielt. „Aber ich kann einiges von ihnen lernen“, sagt er.

Anfangs probte die Gruppe wie in alten Zeiten nur in einer Garage. Sie wollten eigentlich nur noch im kleineren Kreis für Freunde und Verwandte spielen. Dass sie nun auf dem Brauereifest in Richzenhain am Sonnabend auftreten, ist dann doch sehr anspruchsvoll. Die Bandmitglieder kamen auf die Idee für den Auftritt, weil die Tochter von Keyboarder Dietmar Köhler mit ihrem Mann die Brauerei betreibt. Für den Auftritt wird das Programm von Corona erweitert. Die fünf Mitglieder haben sich Gastmusiker aus ihren alten Bands eingeladen. Außerdem werden sie von Tänzern begleitet, die Rock‘n’Roll und Boogie Woogie zu den Liedern präsentieren.