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29 Störche auf einer Wiese

Hobbyfotograf Jens Käsler hielt diesen besonderen Moment mit der Kamera fest. Die Anzahl der Störche in der Großenhainer Pflege ist aber eher rückläufig.

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© Jens Käsler

Von Jörg Richter

Folbern. Eigentlich wollte Jens Käsler aus Folbern mit seinen Hunden nur mal eine Runde spazieren gehen. Doch da bemerkte er auf einer Wiese in Richtung Kalkreuth Störche. Nicht nur drei oder vier. Nein, richtig viele. Ein Anblick, den man selten sieht. „Deshalb bin ich schnell nach Hause, habe meine Hunde dort gelassen und mir meine Kamera geschnappt“, erzählt der Hobbyfotograf. Viele schöne Aufnahmen sind entstanden. Auf einem Foto sind 29 Störche zu sehen.

Käsler behielte die Tiere mehrere Tage im Auge. Die Großfamilie Adebar verbrachte das verlängerte Pfingstwochenende auf der Wiese, die abseits der neuen Straße zwischen Folbern und Kalkreuth liegt. Weil dort zurzeit gebaut wird und die Straße kurz vor Kalkreuth gesperrt ist, fahren dort nur wenige Autos entlang. Die Störche hatten dadurch ihre Ruhe und offensichtlich auch reichlich Nahrung auf der gemähten Wiese. „Am Dienstag waren sie wieder weg“, so Käsler.

Ob es Störche aus der Gegend waren oder welche auf der Durchreise, ist unklar. Fakt ist, dass die Großenhainer Pflege zwar als Storchengebiet gilt. Immerhin besitzt die Umweltorganisation Nabu hier einen Regionalverband, der die Tiere beobachtet und zählt.

Im Gebiet des Altkreises Großenhain gibt es insgesamt 60 Horststandorte, von denen aber nur 40 regelmäßig bebrütet werden. Zwar werden alle von den Naturschützern in Zusammenarbeit mit den Grundstücksbesitzern erhalten und regelmäßig gepflegt. Aber manche der traditionellen Horste im Osten der Großenhainer Pflege sind trotz guter Instandhaltung schon seit vielen Jahren verwaist. „Wir beobachten seit Langem, dass sich die Störche zum Brüten in Gebiete mit extensivem Feuchtgrünland in der Nähe von Elbe und Röder zurückziehen“, warnte der hiesige Nabu-Regionalverbandschef Lutz Runge bereits im vergangenen Jahr. Wo intensive Landwirtschaft betrieben wird, öffne sich die Schere zwischen der Anzahl der geschlüpften und ausgeflogenen Jungstörche immer weiter.

Der Weißstorch steht nach wie vor auf der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands, auch wenn bundesweit die Zahl der Brutpaare seit Jahren zunimmt. Nach aktuellen Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Weißstorchschutz gab es 2004 in Deutschland noch 4482 Horstpaare. 2016 waren es 6302 Horstpaare, davon 4408 Horstpaare mit flüggen Jungen.

In Ostdeutschland werden immer noch die meisten Weißstörche gezählt. Doch hier wurde 2016 im Vergleich zu 2015 eine deutliche Abnahme um 6,8 Prozent registriert. Dagegen konnten die westlichen Bundesländern um 10,8  Prozent zulegen. Vor allem in Niedersachsen (824 Horstpaare), Baden-Württemberg (815) und Bayern (421) fühlen sich Störche immer wohler. Aber das Lieblingsbundesland von Meister Adebar ist nach wie vor Brandenburg (1284). Sachsen rangiert mit 308 Horstpaaren im Mittelfeld. Die höchste Storchendichte im Freistaat gab es 2016 tatsächlich im Landkreis Meißen mit 69 Horstpaaren.