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20 Meter Girlande für das Heidetreffen

Das Fest in Commerau gibt es seit 1956. Damit es stattfinden kann, werden viele Helfer gebraucht.

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© Uwe Soeder

Von Kerstin Fiedler

Commerau. Der Mittwoch vor dem Festwochenende des Commerauer Heidetreffens ist bei vielen Frauen in Commerau schon fest im Kalender verankert. An diesem Mittwochabend wird die Ranke für das Festzelt gewunden. Dieses Mal waren wieder 20 Frauen dabei – und ein Mann.

Das Commerauer Heidetreffen hat eine lange Tradition. Es ist bereits das 56. Fest – mit kleiner Unterbrechung in den 90er Jahren findet es seit 1956 statt. Zuerst eher dank der sorbischen Traditionen und der Domowina, die gemeinsam mit der damaligen Gemeinde Commerau vieles auf die Beine stellte. Dazu gehörten die Ortsteile Kauppa, Jetscheba und Göbeln, die auch jetzt miteinander feiern. Seit 1999 gibt es einen Verein, der ganz auf die drei Festtage Anfang September hinarbeitet.

Zur Tradition dieses Festes gehört das Rankenwinden. Wurden diese früher teilweise an den Ortseingängen von Commerau oder auf der Bühne am Festplatz angebracht, so kommen sie heute in das Festzelt. Jedes Dorf windet ihre eigene Natur-Girlande. Für viele ehemalige Einwohner der Dörfer ist dieses Fest auch ein Grund, mal wieder nach Hause zu kommen. „So wie wir als Kinder mit dem Winden der Girlanden groß geworden sind, so haben auch unsere Kinder schon zeitig mitgeholfen – und tun es heute als Erwachsene auch noch“, sagt zum Beispiel Martina Mittasch. Sie stammt aus Commerau und erinnert sich gut an ein Fest, an dem sie ein neues Perlonkleid tragen durfte. „Und dann bin ich gestolpert und hingefallen, mitten in eine Pfütze. Da war es vorbei mit dem schicken Kleid“, lacht sie. Da in Commerau die Schule nah am Festplatz war, waren die Schulkinder immer die Ersten, die mit dem Karussell fahren durften, das in der Woche vor dem Fest auf gebaut wurde.

Doch auch, wer zugezogen ist, hat sich mit der Tradition der vier Dörfer identifiziert. So kam Bärbel Noack 1977 nach Commerau, nachdem sie ihren Mann geheiratet hat. Als sie jung war, haben sich die Mädels durch die Tanzgruppe gekannt. Da freute man sich schon auf das Heidetreffen und auch das Girlandewinden. „Es macht einfach Spaß, und wir können viel dabei lachen“, sagt die ehemalige Bankkauffrau, die jetzt in Vorruhestand gegangen ist. Ihre Tochter ist extra zum Rankenwinden gekommen, weil sie ihre Freundin sonst auch nur selten sieht. „Sie hat die Zwillinge beim Papa abgegeben“, lacht Bärbel Noack.

Auch Marga Zschech hat nach Commerau eingeheiratet. Das war 1974. Sie wohnte früher in Weißig im jetzigen Fledermausschloss. In Commerau hat die Familie das Haus der ehemaligen Bäckerei gekauft und ausgebaut. Dafür übernahm die Tochter das Haus der Großeltern. „Da haben sie noch ein bisschen zu tun“, schmunzelt sie. Jetzt ist sie „schon ein paar Jahre“ Rentnerin, hat aber in ihrem Arbeitsleben ganz verschiedene Sachen gemacht. Sie war Köchin, arbeitete in der Gastronomie, aber auch bei Vegro in Kirschau in der Weberei.

Marga Zschech findet das Treffen an diesem Mittwoch einfach nur schön. „Da kommen wir auch zum Schnattern“, sagt sie. Wenn auch die Arbeit nicht ganz so leicht ist. Deshalb wird sie auch gut eingeteilt. Die einen suchen das Material aus, andere reichen es zu, und wer die meiste Kraft hat, windet dann die Ranke. Das ist nämlich gar nicht so einfach, gibt der einzige Mann in der Runde, Harald Zschocke, zu. Er ist verantwortlich dafür, dass an diesem Abend genug Heidekraut da ist. Denn das Heidekraut ist die Grundlage für die Girlanden. „Früher haben wir nicht nur das Heidekraut geholt, sondern sind gleichzeitig in die Pilze gegangen“, lacht Zschocke. Doch in diesem Jahr hat die Trockenheit wohl verhindert, dass überhaupt Pilze in der Heide wachsen.

In die Girlanden werden auch noch Goldrute, Eberesche, Schafgarbe oder Eichenlaub eingearbeitet. Das wird dann um einen festen Strick gewunden. In diesem Jahr ist der 20 Meter lang in Commerau. „Das geht ganz schön über die Hände“, sagt Edeltraud Henker, die seit zwölf Jahren in Commerau lebt. Als die Mutter ihres Mannes gestorben ist, übernahmen sie das Haus. „Ich finde es wunderschön hier, und meine Nachbarin Martina Mittasch hat mich dann einfach mal mitgenommen“, sagt die Versicherungsfachfrau. Gemeinsam mit Marga Zschech hat sie seit einigen Jahren eine ganz wichtige Aufgabe übernommen. Beide Frauen kümmern sich um die Sauberkeit der Toilette.

Bis die vier Frauen, die alle keine Vereinsmitglieder sind, wieder zum Einsatz kommen, können sie am Wochenende auch ein bisschen feiern. Doch dann sind sie wieder im Einsatz – als Putztrupp. Doch das ist für sie in Ordnung.

Das Commerauer Heidetreffen findet von Freitag bis Sonntag statt. FREITAG: ab 19.30 Uhr Fackelumzug mit Blasmusik, Bieranstich, ab 21 Uhr Tanz; SONNABEND: ab 10 Uhr Sportfest um die Pokale des Bürgermeisters, ab 20 Uhr Partytime; SONNTAG: ab 11 Uhr Frühschoppen, Kinderfest, Technikschau, 13.30 Uhr Party mit dem Duo Revival, 15 Uhr Humor und Show, 17 Uhr Verlosung der Tombola und Tanz in den Sonntagabend.