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1 500 Euro für eine Türöffnung

Die Verbraucherzentrale im Landkreis wird stärker nachgefragt – mehr als 4 000 Ratsuchende im vergangenen Jahr.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. Im September feiert die Beratungsstelle Meißen der Verbraucherzentrale Sachsen ihr 25-jähriges Bestehen. 22 Jahre davon war sie in Riesa auf der Bahnhofstraße ansässig, 2015 erfolgte der Umzug nach Meißen. Dass der Rat der drei Mitarbeiterinnen gefragt ist, zeigt die Tatsache, dass im vergangenen Jahr 4 130 Menschen persönlich auf der Gerbergasse oder zu Beratungsterminen in Großenhain oder Riesa vorbeikamen, telefonisch oder schriftlich um Hilfe baten. 2016 waren es noch knapp 3 000 Ratsuchende. Was die Leute am meisten interessiert, erklärte die Leiterin der Beratungsstelle, Karolin Reiber, am Dienstag in Meißen.

Mobilfunkverträge mit nicht nachvollziehbaren Abrechnungen

Wie in den Vorjahren auch stehen an der Spitze der Beschwerdepyramide Probleme rund um Mobilfunkverträge, vor allem unerwünschte Zusatzleistungen oder nicht nachvollziehbare Abrechnungen. „Viele Probleme verursachten den Verbrauchern auch Handyshops in der Region. Statt einer persönlichen und kompetenten Beratung wurden Verbrauchern neue Handyverträge untergeschoben.

Ärger mit Datingportalen und Schlüsseldiensten

Eine weitere Zunahme verzeichnete die Verbraucherzentrale in Meißen bei Nachfragen zu sogenannten Datingportalen. „Durch vermeintliche kostenfreie Schnuppermitgliedschaft wurden Verbraucher in zumeist teure Mitgliedschaften gelockt.“ Die Kostenpflichtigkeit sei meist nur schwer erkennbar. „Schlüsseldienste verlangten bis zu 1 500 Euro pro Türöffnung“, so Karolin Reiber. Oft würden sie mit den Betroffenen direkt zum Automaten gehen, um das Geld abzuheben. „Besonders häufig gingen Beschwerden zum Unternehmer Ismail Omeirat ein, gegen welchen mittlerweile auch ein Strafverfahren läuft.“

Untergeschobene Stromverträge durch falsche Stadtwerkemitarbeiter

Im vergangenen Jahr hatte die Verbraucherzentrale in Meißen vor allem mit untergeschobenen Stromverträgen zu tun. „So berichteten viele Verbraucher, dass sie zu Hause aufgesucht worden sind, wobei sich der Besucher als Vertreter der Stadtwerke vorgestellt habe.“ So verschafften sich die Betrüger Einlass in die Wohnung und Zugang zu den Vertragsunterlagen mit den örtlichen Stadtwerken. Im Glauben, es handelt sich um einen Mitarbeiter der Stadtwerke, der eine günstige Tarifänderung anbieten will, seien vor allem mit der in Dresden ansässigen Firma Sparenergie GmbH Verträge unterzeichnet worden. Teilweise wurde bei Zahlungsfälligkeit weise das Wort jährlich durch das Wort monatlich ersetzt. „Im Zweifel raten wir den Verbrauchern, nicht zu zahlen.“

Probleme mit Altersvorsorge und Kündigung der Prämiensparverträge

Was die betriebliche Altersvorsorge betrifft, so gab es verstärkt Probleme mit Altverträgen, die sich in der Auszahlphase befanden und „bei denen sich die Verbraucher nun mit hohen Forderungen ihrer Krankenversicherung konfrontiert sahen“. Ende Juni 2017 kündigte die Sparkasse Meißen vielen Verbrauchern die Prämiensparverträge. „Die Empörung und Unsicherheit der Betroffenen war groß und der Beratungsbedarf war enorm.“ Schließlich habe die Verbraucherzentrale einen Kompromiss mit der Sparkasse erzielen können.

Beratung zu Heizkostenabrechnungen und energetischen Sanierungen

Die Meißner Beratungsstelle hat seit 2016 mit Angelika Baumgardt eine Mitarbeiterin, die sich um Energieberatungen sowohl in Meißen, Riesa und Großenhain kümmert. „Wir bieten Beratungsgespräche an, kommen aber auch direkt zu den Verbrauchern nach Hause.“ Hauptthemen sind hier Heizkostenabrechnungen, Warmwasser- und Stromverbrauch. Informiert wird auch zur Fördermittelbeantragung für energetische Sanierungen, zur Heizungserneuerung, oder zu Fragen rund um die Heizanlage oder zur Solarenergienutzung.

Beratungsstelle Meißen Gerbergasse 5, 01662 Meißen Telefon 03521/4766770

www.verbraucherzentrale-sachsen.de