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104 Jahre und kein bisschen leise

Amanda Schöne hat geschafft, was viele sich wünschen – gesund altern. Dabei hat die Königsteinerin kein besonderes Geheimnis.

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© Andreas Weihs

Von Yvonne Popp

Königstein. Amanda Schöne lacht gern. „Humor und Witz liebe ich sehr“, sagt sie. Was sie ebenfalls liebt und was auch immer für viel Spaß bei ihr und ihren Mitspielern sorgt, sind Würfelspiele. Besonders das „Kniffeln“ hat es Amanda Schöne angetan. „Dabei entwickelt sie enormen Ehrgeiz“, sagt Silke Illing, Leiterin der Seniorenresidenz des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in Königstein, in der Amanda Schöne seit acht Jahren wohnt.

Wenn es die Zeit erlaubt, wagen beide ein Spielchen miteinander, und dann gehe es wahrhaft sportlich zu, erzählt Silke Illing lachend. „Aber ich bin am Ende doch immer eine gute Verliererin, oder“, fragt Amanda Schöne mit einem Augenzwinkern. Die Wahrheit ist aber, dass sie beim „Kniffeln“ meist gewinnt.

Wer die kleine, sportlich schlanke Seniorin so erlebt, käme nie auf den Gedanken, dass sie schon ihren 104. Geburtstag feiert. In ihrem adretten Kostüm und dem sorgfältig frisierten Haar wirkt sie eher wie eine 80-Jährige – allerhöchstens. Dabei hat sie überhaupt kein spezielles Rezept oder Geheimnis. „Ich lebe ganz normal. Ich esse und schlafe wie alle anderen auch“, sagt sie. „Aber ich rauche und trinke nicht.“

Auf Medikamente kann Amanda Schöne bis heute ebenfalls verzichten. Einzig die Ohren wollen nicht mehr so. Aber auch das ist für die Seniorin kein Problem. „Wenn die Leute laut mit mir reden, geht das alles noch ganz gut“, freut sie sich. Ihr Hörgerät benutzt sie deshalb nur sehr selten. Und sollte sie sich doch einmal nicht wohlfühlen, gönnt sich Amanda Schöne ein kleines Schlückchen Kräuterschnaps, denn das sei noch immer die beste Medizin.

Gelebt hat die gebürtige Königsteinerin immer bescheiden. Das Licht der Welt erblickte sie, als ihr Vater gerade als Soldat für den 1. Weltkrieg eingezogen wurde. Mit 18 Jahren verließ sie Königstein, denn Frauen hatten damals nur die Möglichkeit, entweder in einer Fabrik oder in einem Haushalt zu arbeiten. „Und in eine Fabrik wollte ich nicht“, wehrt sie ab. Also zog sie nach Hamburg, wo sie eine Stelle als Zugehfrau annahm. Aber schon 1934 kehrte sie nach Sachsen zurück, arbeitete in Dresden einige Jahre bei einem Arzt als Sprechstundenhilfe.

Wenig später lernte sie in Königstein ihren Mann kennen. Das Paar bekam eine Tochter. Doch Amanda Schönes Mann verstarb früh. Auf sich allein gestellt, begann die junge Mutter in Vollzeit als Verkäuferin zu arbeiten. Der Gedanke, sich wieder zu verlieben, ist ihr aber nie in den Sinn gekommen. „Genau die Hälfte meiner Lebenszeit, also 52 Jahre, bin ich nun schon alleine“, sagt sie. Gehadert habe sie aber nie mit ihrem Schicksal. Ihr Leben lang hat sie immer nach vorn geschaut und das Beste aus allen Lebenslagen gemacht.

Vielleicht ist es gerade das, was Amanda Schöne jung und in Schwung gehalten hat. Sie selber hat keine Erklärung. Bis heute erledigt sie in Königstein alle Wege zu Fuß. So besucht sie, so soft es geht, ihre Freundinnen in der Stadt. Diese sind zwar um einiges jünger als sie, aber längst nicht mehr so mobil wie die 104-Jährige. Und auch mit ihnen spielt Amanda Schöne gern. Statt Würfel kommen hier aber die Rommé-Karten zum Einsatz.

Gerne nimmt sie auch an den Tagesfahrten teil, die der ASB einmal im Monat veranstaltet. Längere Reisen, bei denen sie auswärts übernachten müsste, unternimmt sie aber nicht mehr. „Das ist mir mittlerweile zu anstrengend.“ Ansonsten kommt sie im Alltag weitestgehend allein zurecht. Einzig die Einkäufe erledigt Tochter Sigrid für sie. Dafür kommt sie mindestens einmal pro Woche von Dresden nach Königstein. „Dann bekomme ich alles ganz nach Wunsch“, erklärt Amanda Schöne lachend.

Ganz auf sie abgestimmt sind auch die Feierlichkeiten am heutigen Sonnabend. Am Vormittag wird gemütlich in der Seniorenresidenz angestoßen. Zusammen mit ihrer Familie wird sie ab dem frühen Nachmittag in einer Gaststätte weiterfeiern.