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Mähdrescher aus Bischofswerda lebt

Eine Schau in Brandenburg hält zumindest die Erinnerung daran wach, was der E 512 und seine Nachfolger zu bieten hatten. Und wer sie gebaut hat.

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© dpa

Bischofswerda. Modelle und Schautafeln rücken ein Stück DDR-Geschichte in den Blick. Landmaschinen aus hiesiger Produktion waren bis zur Wende zu Tausenden auf ostdeutschen Feldern. Eine Sonderausstellung im Agrarmuseum Wandlitz bei Berlin erinnert an die großen und PS-starken Erntemaschinen und Fahrzeuge, die einst unter anderem auch in Bischofswerda produziert wurden und auf mehreren Kontinenten im Einsatz waren, zum Teil es heute noch sind.

„Auf Schautafeln wird ein Kapitel aufgeschlagen, das nicht nur für Technikinteressierte, sondern auch Laien gedacht ist“, sagte Ausstellungskurator Jürgen Hahn, einst Inhaber des Lehrstuhls Agrartechnik an der Berliner Humboldt-Universität. Dabei stehe aber nicht der Ostalgie-Blick auf alte Technik im Vordergrund. „Mit den Maschinen wurde dafür gesorgt, dass die Menschen in Ostdeutschland satt wurden und die Landwirtschaft zu den eher stabileren Wirtschaftsbereichen gehörte“, sagte er.

Die Ausstellung ist ein Projekt des Fördervereins Agrarmuseum Wandlitz – es widmet sich der dörflichen Kultur. Zu sehen sind in der Sonderschau diverse Entwicklungsprojekte, technische Zeichnungen, Fotos und Prüfprotokolle, aber auch Modelle von Landmaschinen im Maßstab 1:10 oder 1:32. Die Originale gehören zur Dauerschau und dürfen in der Halle oder auf dem Freigelände erklettert werden.

In der DDR kamen die meisten Landmaschinen aus dem volkseigenen Kombinat „Fortschritt“. 60 000 Beschäftigte stellten pro Jahr in den 72 Produktionsbetrieben Tausende Maschinen her. 6 800 Männer und Frauen arbeiteten im Mähdrescherwerk Bischofswerda/Singwitz, davon 3 300 in Bischofswerda. Hier liefen der E 512 und seine Nachfolgermodelle vom Band.

Rund 45 Prozent der Produktion des Kombinates gingen in andere sozialistische Länder, fünf Prozent in den Westen, der Rest blieb im Land. In den Anfangsjahren verließen die Maschinen noch mit fantasievollen Namen die Werkhallen. Unterwegs waren auf den Feldern „Brockenhexe“, „Pionier“, „Patriot“ oder „Aktivist“. Später wurde auf die Bezeichnungen verzichtet. Zwei Buchstaben und drei Zahlen mussten reichen, wie beim Mähdrescher E 512.

Noch heute sind in der Ukraine und in Weißrussland Fortschritt-Landmaschinen im Einsatz, „eher aus Mangel denn aus Nostalgiegründen“, sagte Jürgen Hahn. Auch in den neuen Bundesländern sind sie gelegentlich noch zu sehen, meist in Ausstellungen historischer Maschinen. Die Sonderausstellung in Wandlitz läuft bis zum 28. Oktober. (dpa/SZ)

www.museum-wandlitz.de