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Dresden ist spitze, nur wissen das zu wenige

Die Stadt gibt jährlich 200 000 Euro für eine Werbekampagne aus. Das Geschäft ist mühsam.

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© Sven Ellger

Von Bettina Klemm

Dresden glänzt gern mit seinen Alten Meistern, beispielsweise jenen aus der Sempergalerie. Das greift die Wirtschaftsförderung auf, um mit heutigen Spitzenkräften zu punkten. Amtsleiter Robert Franke hält den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Dresden für einzigartig: „Nirgendwo ballen sich so viele Akteure aus Forschung und Entwicklung auf so engem Raum.“ Es haben sich drei Schwerpunkte herausgebildet: Mikroelektronik/Informations- und Kommunikationstechnologie, Neue Werkstoffe/Nanotechnologie/Fotovoltaik sowie Life Science/Biotechnologie/Medizin. Zweifelsohne kann Dresden auf diesen Gebieten Erfolge vorweisen.

Dennoch wissen dies außerhalb der Stadt nur wenige, schätzt Bettina Bunge kritisch ein. Die Chefin der Dresden Marketing GmbH (DMG) hat deshalb vor drei Jahren die Kampagne „Exzellenzstadt Dresden“ initiiert. Ziel ist es, die nationale und internationale Bekanntheit Dresdens als attraktiven und innovativen Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort zu stärken. So soll die erforderliche Aufmerksamkeit entstehen, die es Unternehmern leichter macht, sich für eine Ansiedlung oder Investition in Dresden zu entscheiden. Den Zuschlag für die Umsetzung erhielten die PR-Spezialisten Weichert/Mehner. DMG und Wirtschaftsförderung zahlen jährlich 200 000 Euro brutto für die Werbung bei überregionalen und internationalen Medien, Führungskräften, Lobbyisten und Entscheidern. Da das Budget begrenzt ist, konzentriert sich Dresden auf die Werbung in Deutschland, in den USA, Belgien und Holland sowie in Südkorea.

Grundlagen geschaffen

Die DMG lockt Touristen und Kongressveranstalter. „Aber es gab keine Plattform für die Wirtschaft und Wissenschaft, nicht einmal einen Imagefilm“, sagt Bunge. Inzwischen gibt es den Film „Exzellenzstadt Dresden“, Imageclips und Pressemappen mit Kurzporträts von Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen, Broschüren und redaktionelle Texte zu bestimmten Themen und die Webseite invest.de. Alte und Neue Meister wurden zu gemeinsamen Motiven für die Kampagne.

„Zu unserem Konzept gehören auch ein täglicher Newsletter, Pressegespräche und Redaktionsbesuche“, sagt Robert Weichert. Bei der Exzellenzstadt-Kampagne arbeiten Stadt, Hochschulen und Forschungseinrichtungen zusammen. Er verweist auf mehr Presseanfragen und Veröffentlichungen sowie Online-Aktivitäten. Gezielt werden auch Veranstaltungen genutzt, bei denen die DMG und Wirtschaftsförderung ohnehin vertreten sind. Weichert hebt den Investorenkongress Hightech Venture Days hervor. Am 18. und 19. Oktober trafen zum vierten Mal erstklassige junge Unternehmer auf mehr als 80 internationale Risikokapitalgeber. Innovationen seien ein Schlüssel zum Erfolg, sagt Hartmut Mangold. Der Staatssekretär im sächsischen Wirtschaftsministerium geht optimistisch davon aus, dass der Freistaat spätestens 2020 zu den wirtschaftlich und wissenschaftlich führenden Regionen Europas gehört. Wichtig sei es dabei, dass Innovationen schnell auf den Markt kommen.

Vor dieser Herausforderung stünden insbesondere Start-ups aus den Hochtechnologien. Zwei von drei Gründern finanzieren sich nach wie vor ausschließlich über ihre eigenen privaten Finanzmittel. Nur 23 Prozent greifen auf die finanzielle Unterstützung von externen Dritten zurück. Die Hightech Venture Days sollen den Start-ups helfen, Wagniskapitalgeber zu finden.

Wirtschaftsförderer Franke will Dresden besonders als Material- und Leichtbauhauptstadt Deutschlands positionieren. „Es ist uns im vergangenen Jahr gelungen, mit der Werkstoffwoche einen neuen Kongress in der Stadt zu platzieren. Er wird auch im nächsten Jahr wieder in Dresden stattfinden.“ Mit rund hundert von bundesweit tausend Unternehmen gehört die Region Dresden zu den führenden Nanotechnologiestandorten in Deutschland. Darüber hinaus kann die Stadt auf eine mehr als 100-jährige Tradition in der Werkstoffforschung verweisen. Rund 1 500 Teilnehmer kamen zur Werkstoffwoche, das war auch ein beträchtlicher wirtschaftlicher Faktor.

Erfreut ist Wirtschaftsförderer Franke auch über die südkoreanische Wissenschaftskonferenz ADeKo, die Mitte November erstmalig in Dresden tagt. Zuvor hatte die Veranstaltung siebenmal in Südkorea stattgefunden.

Dresden rutscht beim Ranking ab

Trotz aller Bemühungen ist die Werbung für ein besseres Dresden-Image ein schwieriges Unterfangen. Lange war Dresden die Vorzeigestadt im Osten. Aber nach dem Städteranking der Zeitschrift „Wirtschaftswoche“ hat die Landshauptstadt im Vergleich zu anderen deutschen Städten an Attraktivität und Dynamik verloren und rutschte auf Platz 31 ab. Die Gründe seien vielfältig, die montäglichen Spaziergänge förderten Dresdens Wirtschaft auch nicht.

So wollen DMG und Wirtschaftsförderung in ihren Aktivitäten nicht nachlassen. Bei einer erneuten Ausschreibung habe die Agentur Weichert/Mehnert erneut den Zuschlag für die nächsten drei Jahre erhalten.