Merken

Zugezogene fühlen sich in Sachsen willkommen

Wer in den Freistaat zieht, macht meistens gute Erfahrungen. Allerdings hakt es manchmal beim Dialekt.

Teilen
Folgen
© dpa

Von Thilo Alexe

Kamenz. Willkommenskultur kann zu Sachsens guten Seiten zählen. Das mag überraschen, vor allem angesichts der Spitzenstellung, die das Bundesland etwa 2015 bei fremdenfeindlichen Übergriffen innehatte. Doch Tausende von Zuzüglern machen andere Erfahrungen.

In einer aktuellen Erhebung des statistischen Landesamtes gibt die Mehrheit der befragten Zugezogenen an – Asylbewerber sind nicht darunter – sich in Sachsen willkommen zu fühlen. Das trifft besonders auf die zu, die wegen Arbeit, Studium oder Schule nach Sachsen zogen. Fast drei Viertel (rund 72 Prozent) der Befragen sagten, sie fühlten sich bei Kollegen, Kommilitonen oder Mitschülern „sehr“ oder „eher“ willkommen, bei Untergruppen war die Zustimmung sogar noch deutlich höher.

Bei den Nachbarn fühlen sich fast 65 Prozent der Zuzügler willkommen. Lediglich rund vier Prozent geben an, sich unwillkommen zu fühlen. Anders sieht es in Vereinen und Verbänden aus. Dort fühlen sich nur etwas mehr als ein Drittel der Zugezogenen willkommen (36 Prozent).

Neben den überwiegend positiven Erfahrungen listet die Umfrage aber auch negative Eindrücke auf. 14 Prozent der Zuzügler sagen, sie seien bereits mindestens ein Mal aufgrund ihrer Herkunft in Sachsen benachteiligt worden. Etwa jeder zehnte deutsche Zugezogene hat solche Erfahrungen gemacht. Bei Ausländern lag die Quote höher, nämlich bei rund 40 Prozent.

Auch dabei hat die Befragung nochmals differenziert. Am häufigsten betroffen von Benachteiligungen sind demnach mit mehr als 41 Prozent ausländische „Bildungsmigranten“. Das sind in der Regel Studenten aus anderen Ländern.

Egal ob Deutsche oder Ausländer: Mehr als die Hälfte Zuzügler haben Benachteiligungen erfahren, weil sie einen anderen Dialekt beziehungsweise eine andere Sprache sprechen. Knapp ein Viertel gaben an, wegen ihres Aussehens oder ihrer Hautfarbe benachteiligt worden zu sein. Wie die Benachteiligung exakt aussah, erfasst die Studie nicht, sie nennt aber die Situation, in der sie entstand. Knapp zwei Drittel fühlten sich im Alltag benachteiligt, etwa ein Viertel bei der Arbeitsplatzsuche.

Für die zweite sächsische Wanderungsanalyse wurden im Frühjahr knapp 6 000 Deutsche und Ausländer befragt, die zwischen 2010 und 2015 nach Sachsen gezogen sind. Bewusst nicht berücksichtigt wurden dabei Asylbewerber und andere Schutzsuchende. Im Untersuchungszeitraum zogen rund 442 000 Menschen nach Sachsen. Rund 251 000 waren Deutsche, 191 000 Ausländer. Unter den Ausländern waren etwa ein Drittel Asylbewerber. Im gleichen Zeitraum zogen mehr als 340 000 Menschen aus Sachsen weg.