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Zu wenig Wasser beim Löscheinsatz

Feuerwehren beklagen, dass die Hydranten im ländlichen Raum schlecht funktionieren. Das ist kein Zufall: Warum Hydranten in erster Linie gar nicht für Brände vorgesehen sind.

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© Roland Halkasch

Von Jörg Richter

Welxande. Die Arbeitsbedingungen für die Feuerwehrleute in der Gemeinde Thiendorf sind nicht die besten. Das hat der Scheunenbrand bei der Familie Ellermann in Welxande einmal mehr deutlich gemacht. Das Wasser aus den Hydranten reicht nicht aus, um ein größeres Feuer zu löschen. „Das ist das alte, leidige Problem“, sagt der Thiendorfer Ortswehrleiter Jörg Noack, der den Löscheinsatz in Welxande leitete. „Es ist zu wenig Wasser da. Das hiesige Hydrantennetz verträgt nur ein Strahlrohr.“

Deshalb müssen die Kameraden das Löschwasser immer auch aus offenen Gewässern ziehen. In diesem Fall war es der Teich zwischen Thiendorf und Welxande. Von dort waren es bis zur brennenden Scheune 1,2 Kilometer. Auf diese Länge mussten Schläuche verlegt werden. „Zwei komplette Schlauchhänger haben wir leer gemacht“, erinnert sich Noack. Bis die ausgefahren sind, dauert es.

Auch woanders wurde bemerkt, dass es vermutlich irgendwo in der Thiendorfer Gegend brennt. Und zwar bei der Wasserversorgung Riesa-Großenhain (WRG). Sie registrierte einen rapiden Druckabfall im Trinkwassernetz, mit dem das Hydrantennetz gekoppelt ist. „Wir rufen dann immer als erstes die Leitstelle in Dresden an und fragen nach, ob und wo es brennt“, heißt es aus der Großenhainer Betriebsstelle. „Die Feuerwehren lassen wir in diesen Augenblick in Ruhe, denn die haben ja mit der Brandbekämpfung zu tun.“ Prinzipiell diene das öffentliche Trinkwassernetz aber nicht der Brandbekämpfung.

Das bestätigt auch Volkmar Göthe, der Technische Leiter in der Hauptgeschäftsstelle der WRG in Riesa. Mit den Hydranten sollen in erster Linie Trinkwasserleitungen gespült und entlüftet werden. Diese seien gerade in ländlichen Gegenden bewusst unterdimensioniert. „Wenn in einem kleinen Dorf nur zehn Leute wohnen, legen wir auch nur eine entsprechend kleine Leitung dorthin“, so Göthe. „Deshalb geben wir auch nie die Garantie, dass die von der Feuerwehr geforderten Wassermengen erreicht werden.“ – Dem widerspricht Kreisbrandmeister Ingo Nestler. Er sieht die Wasserversorgungsunternehmen schon in einer gewissen Verantwortung. Denn die Feuerwehren brauchen eigentlich für ihre Pumpen eine Wassermenge von 48 Kubikmeter pro Stunde. Das entspricht der Arbeitsleistung einer herkömmlichen Tragkraftspritze TS 8, die 800 Liter Wasser pro Minute pumpt.

Doch in ländlichen Gebieten würden, laut WRG, oft nur 18 bis 20 Kubikmeter Wasser pro Stunde erreicht. „Für ausreichend Löschwasser sind die Kommunen und nicht die WRG zuständig“, so Göthe. Die Städte und Gemeinden müssten sich um genügend Wasserentnahmestellen an Teichen und Flüssen oder um Zisternen kümmern. Da stimmt ihm Nestler zu.

Wie Göthe mitteilt, hatte der Welxander Scheunenbrand auch Auswirkung auf das Wasserwerk Schönfeld/Liega. „Der Wasserstand im Behälter ist schneller abgesunken als normalerweise“, erzählt er. „Kein Bürger hat aber etwas von diesem Problem mitbekommen. Wir konnten die Versorgung vollumfänglich aufrechterhalten.“ Dazu musste aber der neu gebohrte Versorgungbrunnen bei Liega notdürftig mit einer Pumpe in Betrieb genommen werden. Der Vorgänger dieses Brunnens war bei Wartungsarbeiten altersbedingt eingefallen.