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Zschopauer Motorenwerken läuft die Zeit davon

Statt der traditionsreichen Motorräder sind bei MZ im Erzgebirge zuletzt Elektroräder gebaut worden. Das Unternehmen war schon öfter insolvent. Wenn nicht bald ein Retter kommt, naht diesmal vermutlich endgültig das Ende.

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Dresden/Hohndorf. Dem insolventen einstigen Motorradbauer MZ aus Hohndorf bei Zschopau läuft die Zeit davon. Bis in etwa sechs Wochen müsse für das Unternehmen eine Lösung gefunden werden, sagte Insolvenzverwalter Christoph Junker am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa. Gebe es bis dahin keinen Investor, drohe die Zwangsversteigerung der Immobilie und der Maschinen. Zwar liefen derzeit noch Gespräche mit zwei Interessenten. Diese hätten aber noch keine Angebote gemacht. Noch bis etwa Ende März montieren in dem Werk rund 20 Mitarbeiter Elektroräder.

Der Geschäftsführer des Unternehmens, der ehemalige Rennfahrer Martin Wimmer, erhebt Vorwürfe gegen Junker sowie die Hausbank. Der Insolvenzverwalter habe Schulden von MZ zu hoch und Vermögenswerte zu niedrig angesetzt und damit seinen Ruf als Unternehmer beschädigt, sagte Wimmer. Bei der Gläubigerversammlung Ende Januar sei aus seiner Sicht zudem «einiges falsch gelaufen». Er habe deshalb deren Gültigkeit angefochten. Der Hausbank warf Wimmer vor, ihm unter anderem ein in Aussicht gestelltes Darlehen überraschend verweigert und das Unternehmen so Anfang September 2012 in den Ruin getrieben zu haben. Er werde juristisch gegen Junker und die Bank vorgehen.

Streit gibt es auch um die Verwendung des traditionsreichen Markenzeichens «MZ». Bei der Übernahme des Betriebes 2009 hatte Wimmer das Unternehmen nach Angaben von Junker praktisch gespalten - in die Hohndorfer MZ und eine MZ mit Sitz in Hongkong. Die Markenschutzrechte lägen bei dem Hongkonger Unternehmen. Deshalb werde derzeit gestritten, ob die Hohndorfer Räder das MZ-Logo tragen dürften.

MZ gehörte einst zu den größten Motorradherstellern der Welt. Zu DDR-Zeiten lieferten die Motorenwerke jährlich bis zu 85 000 Maschinen in 100 Länder. Nach der Wende ging der Betrieb pleite. Es gab zwar zahlreiche Wiederbelebungsversuche, doch im Herbst 2008 stellte der damalige Eigentümer aus Malaysia die Motorradproduktion wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten ein. Im Frühjahr 2009 übernahm Wimmer den Betrieb. (dpa)