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Worin Pückler sich täuschte

Über tausend Gäste haben bei der SZ-Entdeckertour das Schloss Bad Muskau besucht. Viele brachten eine Geschichte mit.

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© kairospress

Susanne Sodan

Früh aufstehen, anderthalb Stunden Fahrt in einem vollen Bus, 127 Treppenstufen steigen – und das an einem Sonntag. „Aber die Aussicht vom Turm gehört einfach dazu“, sagt Tatjana Giebler. Mit ihrer Tochter Nadja hat sie am Sonntag bei der SZ-Entdeckertour im Schloss Bad Muskau mitgemacht. Von Dresden aus sind die beiden mit einem der Shuttle-Busse in die Oberlausitz gekommen, um sich das Schloss anzusehen. „Wir können uns ja nachher im Park erholen“, sagt Tatjana Giebler. Und der Schlossturm ist der beste Platz, um sich schon mal ein passendes Fleckchen auszusuchen.

Auf Entdeckertour mit der SZ

Zehn Busse luden in Dresden vor dem Haus der Presse zur Tour ein.
Zehn Busse luden in Dresden vor dem Haus der Presse zur Tour ein.
Insgesamt kamen etwa 1000 Besucher nach Bad Muskau, um das Schloss zu sehen.
Insgesamt kamen etwa 1000 Besucher nach Bad Muskau, um das Schloss zu sehen.
Erst mal informieren: Für die Tourteilnehmer gab es einen extra Informationsstand.
Erst mal informieren: Für die Tourteilnehmer gab es einen extra Informationsstand.
Der Schauspieler Thomas Förster schlüpfte für ein paar Stunden in die Rolle des Fürsten Pückler.
Der Schauspieler Thomas Förster schlüpfte für ein paar Stunden in die Rolle des Fürsten Pückler.
Tolles Wetter, tolle Umgebung. Die SZ-Entdeckertouristen waren zufrieden.
Tolles Wetter, tolle Umgebung. Die SZ-Entdeckertouristen waren zufrieden.
Ein Anblick wie auf einer Postkarte: das wiederauferstandene Schloss im Pücklerpark von Bad Muskau.
Ein Anblick wie auf einer Postkarte: das wiederauferstandene Schloss im Pücklerpark von Bad Muskau.
Und wer gut zu Fuß war, der konnte einen ausgedehnten Spaziergang unternehmen. Ein toller Tag!
Und wer gut zu Fuß war, der konnte einen ausgedehnten Spaziergang unternehmen. Ein toller Tag!

Über tausend Besucher sind am Sonntag bei der Entdeckertour dabei, zu der die Pückler-Stiftung, die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und die Sächsische Zeitung eingeladen hatten. Etwa 500 Gäste kommen dafür aus Dresden angereist. „Anfangs hatten wir nur vier Busse eingeplant, die von Dresden aus fahren sollten“, erzählt Anne Böttger von der Pückler-Stiftung. Tatsächlich fahren am Sonntagmorgen zehn Busse nach Bad Muskau.

Viele wollen sehen, was aus dem Bau geworden ist, der nach dem Zweiten Weltkrieg abgebrannt und jahrzehntelang eine Ruine war. Vor fünf Jahren endeten die letzten Renovierungsarbeiten. Und manche haben ihre ganz eigene Geschichte zu dem Schloss. Besonders die, die aus der Region kommen – wie Marlies Schneider. Ihre Eltern, erzählt sie, haben noch erlebt, wie sowjetische Soldaten das Schloss niederbrannten. Das Schloss war unzugänglich, der Schlosspark aber nicht. „Wir sind hier früher immer spazieren gegangen und haben Picknick gemacht“, erzählt Marlies Schneider. „Ich hätte nicht gedacht, dass es wieder so schön werden könnte.“

Aber auch Dresdner haben Geschichten mitgebracht. „Als Jugendliche war ich in den 80er-Jahren mit meinen Eltern immer mal wieder in Bad Muskau“, erzählt Anna-Maria Gläser. „Wir haben damals in Südbrandenburg gelebt. Ich habe das Schloss grau in Erinnerung, ein Ausflugsziel war es trotzdem.“ Mit Mann und Tochter steigt auch sie am Sonntag in Dresden in den Bus, um sich das Schloss zum ersten Mal anzusehen, seit es wieder rot statt grau ist. „Der erste Blick war schon ein Erlebnis“, sagt sie.

Auch Thomas Förster hat seine ganz eigene Geschichte zum Schloss. Denn er ist Fürst Pückler – der Mann, der das Gelände im 19. Jahrhundert in seiner jetzigen Form aufbaute. Zumindest schlüpft Förster als Schauspieler immer wieder in Pücklers Rolle. Erstmals spielte er ihn vor über zehn Jahren beim Sommertheater des Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau 2007 – und seitdem immer wieder zu verschiedenen Anlässen. „Ich glaube, mittlerweile kenne ich ihn ganz gut“, erzählt er und lacht. Auch zum Entdeckertag schlüpft Förster wieder in seinen blau-goldenen Mantel und steht als Pückler auf der Bühne. Viel kann dieser Mitte des 19. Jahrhunderts übrigens nicht von den Lausitzern gehalten haben. Lausitz, der Name müsse vom Wort „lau“ kommen, behauptete er einst. Die Bewohner der Region würden lieber sitzen statt laufen und lieber reden statt handeln.

Aber die Zeiten ändern sich: Über 700 Besucher waren allein bei den Parkführungen am Sonntag dabei. „Die meisten Gäste wollten alles mitnehmen“, sagt Anne Böttger. Eine Runde durch das Schloss, durch den Park, der Aufstieg auf den Turm mit seinen 127 Treppenstufen, eine Runde durch die Ausstellung „Italienische Landschaft der Romantik“ der Staatlichen Kunstsammlungen. Also: Sehr viel laufen, kaum sitzen. Pückler hat sich getäuscht.