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Wolfsrisse verunsichern Schafhalter

Immer wieder geht der Wolf auch eingezäunte Tiere an. Bei Schulzes in Neudörfel lag er auf der Lauer, bis das Schaf seinen Kopf durch das Gitter steckte, um zu fressen.

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© Rico Löb

Von Rico Löb & Kerstin Fiedler

Neudörfel. André Schulze und seine Familie wissen nicht weiter. Schulze’s aus Neudörfel bei Kamenz sind leidenschaftliche Schafshalter, haben im vergangenen Jahr schon das geliebte Tier Emma durch einen Wolfsangriff verloren. Lange haben sie mit sich gerungen und in diesem Jahr zwei neue Tiere angeschafft. Diesmal sollte es dem Wolf nicht so einfach gemacht werden, also man baute man eine Konstruktion aus Bauzäunen, gut zwei Meter hoch. Doch als André Schulze am Freitagmorgen die Tiere füttern wollte, traute er seinen Augen kaum: „Ich sah das eine Schaf auf dem Boden liegen und dachte erst, dass es noch schläft“, erzählt der aufgebrachte Schafhalter. „Als ich dann den blutüberströmten Kopf sah, war klar: Hier muss ein Wolf am Werk gewesen sein“, so Schulze.

Offenbar hatte das Schaf seinen Kopf durch die Gitterstäbe gesteckt, um Gras zu fressen. Der Wolf muss die Gelegenheit genutzt und blitzschnell zugeschlagen haben. Vermutlich hatte er das Schaf aus dem Gitter herausziehen wollen, schaffte dies aber nicht. Schließlich ließ er von seiner Beute ab und ergriff die Flucht. Das zweite Schaf kam mit einem Schrecken davon, trauerte am Freitagmorgen sichtlich um seinen Weggefährten. Und auch die Familie von André Schulze ist geschockt: „Wir wissen nicht, ob wir uns jemals wieder Schafe anschaffen. Langsam macht es ja kaum noch Sinn“, so der Familienvater. Am Nachmittag soll ein Experte vom Landratsamt den Tierkadaver untersuchen und feststellen, ob es tatsächlich ein Wolf war, der das Schaf auf dem Gewissen hat.

Schafsriss auch bei Kleinwelka

Helmar Schneider hingegen hatte bereits am vergangenen Sonnabend eine kurze Nacht gehabt. Gegen 2.30 Uhr endete das große Familientreffen auf dem Vierseithof in Großbrösern bei Kleinwelka. Um 6  Uhr informierten ihn Dorfbewohner, dass seine Schafe durch den Ort laufen. Die traurige Gewissheit dann: Der Wolf hat drei seiner sieben Schafe getötet. Ein viertes schwebte in Lebensgefahr, ist aber jetzt übern Berg, bestätigt Helmar Schneider. „Ich dachte mir schon, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis auch bei uns die Wölfe mal nach Futter suchen“, sagt Schneider, der seit zehn Jahren diese besondere Schafrasse züchtet, die besonders viel Fleisch hat. Das Schlimme an dem Ereignis ist, dass der gute Zuchtbock getötet wurde. Nun muss Helmar Schneider sehen, wo er einen neuen herbekommt. „So viele Züchter gibt es nicht bei dieser Rasse“, sagt er.

Nun hofft er auf die Entschädigung, denn er hat seine Schafe mit einem Elektrozaun gesichert, so wie es gefordert wird. Das bestätigt auch das Landratsamt. Dort wird vermutet, dass ein Wolf über einen Ast, der durch den Sturm am Abend auf den Zaun gefallen war, zu den Schafen gelangen konnte. Die Tiere waren wahrscheinlich in Panik geraten und haben an verschiedenen Stellen den Zaun selbst umgerissen.

Auch an anderen Orten war der Wolf in der vorigen Woche unterwegs, so in Königswartha, wo er ein Schaf in einer schlecht gesicherten Herde riss. In Muschelwitz starben zwei Schafe am Sonnabend. Die Tiere waren mit einer Kette angepflockt. Und auch in Radibor sind am Montag zwei tote Tiere begutachtet worden. Der Rissgutachter bestätigt den Wolf als Verursacher.