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Wolf reißt Schaf

Ein Wolf ist bei Rosenthal vermutlich erstmals über einen Elektrozaun gesprungen, der zusätzlich mit Flatterband gesichert war. Dieser Schutz galt bisher als sicher vor den Raubtieren.

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© Archivfoto: Matthias Schumann

Ralbitz-Rosenthal. Die Schäfer im Gebiet des Rosenthaler Wolfsrudels sind schon lange in Aufruhr. Nun haben sie einen weiteren Grund dazu bekommen. Ein Wolf hat in der Nacht zum Dienstag ein Schaf getötet und ist dafür vermutlich über einen Elektrozaun mit Flatterband gesprungen. Der Elektrozaun war 1,10 Meter hoch. Das zusätzliche Band flatterte, wie vorgeschrieben, 20 Zentimeter über dem Zaunende. Der Schutz hatte damit eine Gesamthöhe von 1,30 Meter.

Das Detail ist pikant, weil Wolfsexperten den Schutz Elektrozaun und Flatterband bisher immer empfohlen hatten. Noch im November hieß es in einer Pressemitteilung des Kontaktbüros „Wolfsregion Lausitz“: „Elektrozäune mit Flatterband wurden bislang in Sachsen noch nie von Wölfen überwunden.“ Der neue Vorfall in Schönau könnte daher Bewegung in die Diskussion bringen, wie Schafe künftig vor Wölfen geschützt werden können.

Die Rissgutacher des Landratsamtes, die sich den Fall vor Ort angesehen haben, schränken allerdings ein. Sie können nicht nachvollziehen, ob der Wolf wirklich über den Zaun gesprungen ist. „Es war nicht festzustellen, wie der Wolf die Sicherung überwunden hat. Es besteht auch die Möglichkeit, dass die Schafherde in Panik den Zaun selbst eingerissen hat“, sagt Sabine Rötschke vom Landratsamt. Landrat Michael Harig (CDU) hält trotzdem an seinen Plänen fest, das Rosenthaler Rudel schießen zu lassen. Ein entsprechender Antrag wird gerade erarbeitet. Das Rudel gilt als Problemrudel, weil einzelne Tiere gelernt haben, über Zäune zu springen. Vor einer Woche überwand ein Wolf zum Beispiel einen Doppelzaun in Cunnewitz. (SZ/pre)