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Wirbel um Vorwürfe gegen Ärzte

Bei der Behandlung eines Meißner Patienten sehen sich Spezialisten in ein falsches Licht gerückt. Der Fall müsse relativiert werden.

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© SZ

Von Marcus Herrmann

Meißen. Über den Meißner Ruheständler und Typ-2-Diabetiker Sigmar Hausmann, der drei Jahre auf eine notwendige Gefäßuntersuchung mittels Ultraschall warten soll, hat die SZ im Lokalteil ihrer Montagsausgabe berichtet. Bei einem Teil der dabei involvierten Ärzte sorgt dieser Artikel für Unmut.

Aber der Reihe nach: Der 64-Jährige hatte von seiner Hausärztin eine Überweisung zum Facharzt bekommen. Der SZ gegenüber bestätigt die Meißner Allgemeinmedizinerin, dass es sich entweder um eine A- oder B-Überweisung gehandelt habe, mit dem Ziel, dass der Fettstoffwechsel des Patienten in einer Stoffwechselklinik eingestellt werde. Das angekreuzte B in der Überweisung deutet darauf hin, dass eine drohende Einweisung oder eine Verschlechterung der Erkrankung in Betracht gezogen werden müsse, A stünde sogar für ein akutes Leiden.

Hausmanns Problem: In der Stoffwechselambulanz der Medizinischen Klinik III des Dresdner Uniklinikums wird die Ultraschall-Untersuchung zunächst nicht durchgeführt, was auch nicht ungewöhnlich ist. Der Pressesprecher der Klinik Holger Ostermeyer dazu: „Die Stoffwechselambulanz hat pro Quartal mehrere Tausend Überweisungsscheine auf dem Tisch. Sagen diese keine unmittelbare Gefahr für den Patienten aus, gilt in der Regel, dass der niedergelassene Arzt die Untersuchung übernimmt.“

Daher habe die zuständige Oberärztin Hausmann telefonisch gebeten, sich in Heimatnähe zu melden. Ostermeyer weist darauf hin, dass der Meißner Patient nicht in Dresden vorstellig wurde und keine Extra-Wege auf sich nehmen musste. Man habe ihm am Telefon weder gesagt, dass eine Gefäßuntersuchung mittels Ultraschall unwichtig sei, noch dass er Konsequenzen fürchten müsse, wenn er sich an die Zeitung wende. „Sollte es so sein, dass die Gefäßuntersuchungen heimatnah erst spät möglich sind, kann der Patient natürlich auch zuerst zur Stoffwechsel-Spezialambulanz kommen“, so Ostermeyer.

Kein Schreibfehler

Ob sich Sigmar Hausmann tatsächlich auf dieses Angebot der Uniklinik berufen muss, darüber wird in Meißen weiter diskutiert. Denn der hiesige Internist Dr. Hennig, der die Ultraschall-Untersuchung durchführen könnte – aber erst Ende 2019 – stellt klar: „Ich bin der Letzte, der Patienten in deren Not nicht weiterhilft, habe Herrn Hausmann Alternativen im Umkreis aufgezeigt. Die muss er natürlich auch wahrnehmen und mit seiner Hausärztin besprechen“, so Hennig.

Er bekräftigt außerdem, dass es im Medizinischen Versorgungszentrum Meißen weitere Möglichkeiten gebe, die nötigen Ultraschall-Untersuchungen durchführen zu lassen. Alles andere sei eine falsche Darstellung. Dem widerspricht Hausmann allerdings: „Doktor Hennig hat mir klar mitgeteilt, dass ich nirgendwo in Meißen einen eheren Termin bekomme.

Ein Schreibfehler des Arztes sei der Termin Ende 2019 jedenfalls nicht. Die Dringlichkeit, die Ultraschall-Untersuchung sofort in seiner Praxis durchzuführen, sei nicht gegeben gewesen, so der Doktor.

Hinsichtlich der B-Überweisung bleibt das merkwürdig. Das finden auch viele Facebook-Nutzer, die den Fall auf dem Online-Portal der SZ kommentieren. Sie berichten von ähnlichen, teils bedenklichen Erfahrungen: „So etwas ist leider gang und gäbe. Ein HNO-Termin vor Ort ist erst Ende November möglich. Mit einer Mittelohrentzündung ist das eine schmerzhafte und lange Wartezeit“, schreibt eine Nutzerin aus der Region.

Ein anderer teilt mit: Leider ist es wirklich oft so. Ich musste acht Wochen auf einen Hautarzt-Termin und zwölf Wochen auf einen für die Innere warten.“ Patienten, die trotz mehrerer Anläufe mit einer B-Überweisung keinen zeitnahen Arzttermin bekommen, können sich bei der kassenärztlichen Vereinigung (Telefon 0341 23493711) melden. Das zieht auch Sigmar Hausmann für sich in Betracht. Er hoffe zuvor aber, dass er seine Untersuchung in der Dresdner Spezialambulanz durchführen kann, wartet auf Post von dort. Mit dem nach wie vor undurchsichtigen Fall wollen sich nach SZ-Informationen nun auch das MDR-Fernsehen und der Privatsender RTL befassen.